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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zwar sehr rühmlich, für sein Vaterland zu sterben, vorteilhafter aber ist es doch, für sein Vaterland zu leben. Ich will hoffen, daß ich mich in jeder Beziehung auf Sie verlassen kann! Aber noch eins: Wie nennt sich Ihr Gefährte?“
    „Ben Ali.“
    „Also der Sohn Alis. Er ist demnach nicht Ihr Sohn?“
    „Nein.“
    „Ein Verwandter von Ihnen?“
    „Ein Cousin von mir.“
    „Also auch ein Franzose?“
    „Ja.“
    „Hat er über seine Verhältnisse dasselbe Stillschweigen zu beobachten wie Sie?“
    „Ganz dasselbe.“
    „Eigentümlich! Nun, ich will nicht in Sie dringen. Dienen Sie mir gut, so finden Sie Ihren Vorteil dabei. Ertappe ich Sie aber bei einer Untreue, so hoffe ich, daß Ihnen meine Strenge und Gerechtigkeit bekannt sind. Ich erwarte Sie baldigst in Constantine. Adieu.“
    Richemonte machte eine sehr devote Verbeugung und ging. Cavaignac blickte ihm nach, bis er hinter der Tür verschwunden war. Dann fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht und murmelte:
    „Und dennoch habe ich dieses Gesicht gesehen! Es sind keine guten, ehrlichen, Vertrauen erweckende Züge. Als ich noch als Knabe in Paris lebte, wohnte den Eltern gegenüber in der Rue d'ange ein Offizier, an welchem ich dasselbe Zähnefletschen bemerkte, wenn er zuweilen aus dem Fenster sah. Er bewohnte die Hälfte der ersten Etage, während seine Mutter mit der Schwester die andere Hälfte inne hatte. Leider kann ich mich nicht mehr auf den Namen besinnen. Ich weiß nur noch, daß einst ein preußischer Husarenlieutenant diese Etage vor der Plünderung rettete. Ich traue diesem Spion nicht ganz und werde vorsichtig sein.“
    Seine Erinnerung hatte ihn ganz richtig geleitet.
    Richemonte verließ das Lokal in keineswegs guter Stimmung. Er suchte sein Gesicht zu beherrschen; aber als er zu seinem Gefährten zurückkehrte und hinter den Datteln neben ihm Platz nahm, machte er seiner Stimmung Luft.
    „Dein Gesicht glänzt nicht wie Sonnenschein“, sagte der Cousin, welcher sich also Ben Ali nannte, „und dann, welche Unvorsichtigkeit.“
    „Was?“
    „Daß der General diese Datteln nicht behalten hat.“
    „Oh, wir hatten keine Zeit, an die Früchte zu denken.“
    „Gab es so viel Wichtiges?“
    „Gewiß. Vor allen Dingen aber sage ich dir, daß ich diesen Generalgouverneur von heute an glühend hasse, weil er mich tödlich beleidigt hat.“
    Er ließ seine gelben Zähne auf eine wirklich drohende Weise sehen.
    „Wieso?“ fragte Ben Ali neugierig.
    „Er traut mir nicht.“
    „Ah! Warum nicht?“
    „Er sagt, daß er denke, ich werde dem Herrn dienen, welcher mir das meiste bietet.“
    Der Cousin ließ ein leises Kichern hören.
    „Hat er da unrecht?“ fragte er.
    „Nein! Aber denken soll er es nicht und sagen noch weniger.“
    „Nun, dieser General scheint kein dummer Kerl zu sein. Willst du dich darüber ereifern und wohl gar auf unseren Vorteil verzichten?“
    „Das fällt mir durchaus nicht ein!“ brummte der Alte.
    Er stützte den Kopf in die Hände und blickte einige Zeit lang sinnend vor sich nieder. Dann sagte er:
    „Ich habe Unglück gehabt, so lange ich lebe –“
    „Das ist also, so lange du lebst!“
    „Schweig! Ich erwartete Ruhm und Karriere. Da kam jener verfluchte Königsau. Es lag ein Reichtum vor mir, Millionen groß – abermals kam dieser Mann. Meine Ehre war hin, und ich mußte das Land verlassen. Jetzt gab es nur einen Gedanken. Reich wollte ich werden; reich wollte ich zurückkehren, denn Reichtum bringt Ehre. Ich diente dem Bey; ich diente den Engländern, den Franzosen, den Beduinen. Was habe ich erworben? Nichts, gar nichts! Ich ließ dich aus der Heimat kommen, um Unterstützung meiner Pläne zu finden. Ich fand sie, aber dennoch blieb der Reichtum aus. Nichts, nichts will mir mehr glücken. Jetzt sind mir lumpige fünftausend Franken geboten. Was helfen sie mir?“
    „Fünftausend Franken? Wofür?“
    „Ich soll den Marabut Hadschi Omanah ausforschen.“
    „Wirst du es tun?“
    „Was bleibt mir anderes übrig? Kann ich diese Summe etwa bei den Beduinen verdienen?“
    „Warum nicht?“ fragte Ben Ali langsam und mit Nachdruck.
    Der Alte blickte ihn zweifelnd an.
    „Was fällt dir ein? Woher nimmt der Kabyle so viel bares Geld? Und welchen Dienst könnte ich ihm leisten, um es zu bekommen?“
    „Oh, das scheint mir sehr naheliegend.“
    „Willst du klüger sein als ich?“
    „Nein; aber vielleicht bin ich es doch.“
    „So rede!“
    „Du fragst, woher ein Beduine Geld nehmen soll?

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