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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist.“
    „Auch jetzt hast du recht. Aber sage, ob dein Herz gut ist?“
    „Wer kann sein eigenes Herz erkennen? Wer darf von sich selbst sagen, daß er gut ist? Nur Allah sieht in die Verborgenheit.“
    „Du sprichst so weise wie ein Marabut. Wenn man auch nicht den Wert seiner Seele erkennt, so kann man doch die Gefühle seines Herzens kennen. Sage mir, Liama, ob dein Herz noch frei ist.“
    „Frei? Kann das Herz ein Sklave sein?“
    „Ja, ein Sklave der Liebe.“
    „Dann würde ich die Liebe hassen, denn nur ein Tyrann besitzt Sklaven.“
    „Und dennoch ist die Liebe ein Tyrann. Sie beherrscht das Herz, in welchem sie wohnt, vollständig. Auch mein Herz ist ihr Sklave.“
    „Ich bedaure dich“, sagte sie kalt.
    „Ja, bedaure mich, aber erlöse mich auch.“
    Er trat ihr einen Schritt näher und erhob den Arm, als ob er denselben um sie legen wolle. Sie aber wich zurück und sagte:
    „Ich verstehe dich nicht. Wie könnte ich dich erlösen?“
    „Indem du meine Liebe erwiderst. Ja, Liama, ich muß dir sagen, daß ich dich liebe, daß ich an dich denke bei Tag und bei Nacht, daß ich ohne dich nicht glücklich werden kann. Sage mir, ob du mich wieder liebst.“
    Seine Augen leuchteten in der Glut der Leidenschaft. Er hatte diese Worte fast zischend zwischen den Lippen hervorgestoßen.
    „Nein“, antwortete sie kalt.
    „Nicht?“ fragte er. „Warum nicht?“
    „Ich weiß es nicht. Allah allein gibt Liebe.“
    Er biß sich auf die Lippe. Das hatte er nicht erwartet. Er, ein Franzose, ein Angehöriger der großen Nation, sollte bei diesem Arabermädchen keine Liebe finden? Das hatte er gar nicht für möglich gehalten.
    „Bin ich dir zu häßlich?“ fragte er.
    „Nein“, antwortete sie lächelnd.
    „Zu alt?“
    „Nein.“
    „Zu arm?“
    „Ich weiß ja gar nicht, wieviel du besitzt.“
    „Oder liebst du bereits einen anderen?“
    Da richtete sich ihre Gestalt stolz empor.
    „Wie darfst du wagen, der Tochter des Scheiks Menalek diese Frage vorzulegen?“ sagte sie. „Bin ich deine Dienerin, daß ich dir antworten muß?“
    Sie war in ihrem Stolz, in ihrem Zorn doppelt schön. Sein Auge verschlang sie fast. Seine Leidenschaft ließ sein Herz so heftig klopfen, als ob er durch einen Dauerlauf atemlos geworden sei.
    „Nein, antworten mußt du mir nicht“, sagte er, „sondern ich bitte dich nur, mir eine Antwort zu geben.“
    „Du hast keine Erlaubnis zu dieser Bitte.“
    „Ah, du liebst“, zischte er.
    „Was geht es dich an?“
    „Viel, sehr viel. Ich habe dir gesagt, daß ich dich liebe. Jeder meiner Atemzüge gehört dir; alle meine Gedanken sind dein Eigentum. Du sollst und du muß mich lieben; du mußt mein Weib werden. Ich werde um dich kämpfen, und ich sage dir, daß ich dich besitzen werde.“
    Ehe sie Zeit fand, auszuweichen, hatte er ihre beiden Hände ergriffen.
    „Laß mich!“ sagte sie.
    „Nein, ich lasse dich nicht! Meine Liebe gibt mir ein Recht auf dich.“
    „Ich befehle dir, fortzugehen!“ sagte sie in gebieterischem Ton.
    „Fortgehen? O nein, nein, und tausendmal nein!“ antwortete er, indem er sich bestrebte, sie an sich zu ziehen.
    Er vergaß, wo er war; er vergaß, daß man ihn hier auf der offenen Ebene beobachten konnte, ja, daß man ihn sehen mußte. Die Leidenschaft machte ihn blind, so daß er nicht einmal die beiden Männer bemerkte, welche hinter seinem Rücken rasch herbei geschritten kamen. Sie aber hatte dieselben gar wohl bemerkt, nur entging ihm das freudige Aufleuchten ihrer Augen.
    „Soll ich um Hilfe rufen?“ fragte sie.
    „Rufe!“ antwortete er. „Es wird dir nichts nützen, denn ich werde in dieser Stunde bei deinem Vater um dich anhalten.“
    Da erklang es hinter ihm laut und in französischer Sprache:
    „Was tust du da?“
    Er drehte sich rasch um. Er bemerkte Saadi, welcher in kurzer Entfernung hinter ihm stand und antwortete schnell und zornig in derselben Sprache:
    „Was geht es dich an?“
    Saadi war nämlich mit dem Scheik noch im Gespräch begriffen gewesen, als der Tuareg von der Schlucht zurückkehrte. Kurze Zeit später sahen sie auch die beiden anderen daherkommen. Sie bemerkten, daß der jüngere nach der Gegend eilte, in welcher sich Liama befand.
    „Er geht zu ihr!“ sagte Saadi, indem sich seine Brauen zusammenzogen.
    „Zu Liama?“ fragte der Scheik. „Was will er dort?“
    „Hat Liama es dir nicht gesagt, daß er ihr nachgeht, daß er ihr Schritt auf Schritt folgt?“
    „Er mag sich hüten! Er ist ein Fremdling,

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