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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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du großen Vorteil haben würdest!“
    „Welchen Vorteil meinst du?“
    „Die Karawane ist sehr bedeutend.“
    „Meinetwegen mag sie so lang sein, wie die Wüste breit ist.“
    „Sämtliche Kamele, Pferde und Waffen würden in eure Hände fallen. Nur das übrige würde ich für mich nehmen.“
    „Nur?“ fragte der Scheik mit ironischer Betonung.
    „Ja, nur; denn das alles ist nicht so viel wert als die Beute, welche ihr machen würdet.“
    „Ich mag kein Kamel, kein Pferd und keine Waffe der Franzosen. Ich weiß, daß du nur Scherz mit mir treibst.“
    „Scherz? Wie kommt dir dieser Gedanke?“
    „Wie kannst du ernstlich meinen, daß ich eine französische Karawane überfallen soll, da du doch ein Freund der Franzosen bist.“
    „Ich?“ fragte Richemonte erstaunt. „Wer hat dir das gesagt?“
    „Ich vermute es.“
    „Weshalb?“
    „Weil du mit jenen verkehrst.“
    „Allah behüte deinen Verstand. Wo soll ich mit ihnen verkehren?“
    „In der Stadt Algier.“
    „Dort? Ich bin ja niemals dort gewesen.“
    „Und doch, hier Saadi, der Mann meiner Tochter, hat dich dort gesehen.“
    Richemonte spielte den Überraschten. Er sah den Genannten erstaunt an und fragte:
    „Du? Du willst mich in Algier gesehen haben?“
    „Ja“, antwortete dieser ruhig.
    „So zürne deinen Augen, denn sie haben dich belogen.“
    „Meine Augen haben mir noch niemals die Unwahrheit gesagt. Ich habe dich gesehen, du gingst zum Generalgouverneur. Ich weiß auch deinen Namen.“
    „Allah schütze dich! Natürlich weißt du meinen Namen. Jedermann hier im Lager kennt ihn. Man wird ihn dir gesagt haben. Ich heiße Malek Omar.“
    „Ja, Malek Omar, der Fruchthändler, der Fakihadschi.“
    „Ich verstehe dich nicht. Ich bin niemals Fruchthändler gewesen!“
    Der Scheik machte eine Gebärde der Ungeduld und fragte ihn:
    „Du hast von dem gehört, welchen wir das ‚Auge der Franzosen‘ nennen?“
    „Ja.“
    „Du hast ihn auch gesehen?“
    „Nie.“
    „O doch!“
    „Allah il Allah! Wo soll ich diesen geheimnisvollen Mann gesehen haben?“
    „Überall, wo du nur bist. Du brauchst nur in einen Spiegel oder in ein Wasser zu sehen, so erblickst du ihn.“
    Der Scheik hatte die Absicht, ihn zu überrumpeln, aber es gelang ihm nicht. Richemonte besaß genug Geistesgegenwart, ruhig zu bleiben.
    „Ich verstehe dich nicht“, sagte er, „du sprichst in Rätseln, welche ich nicht zu lösen vermag. Ich bitte dich, deutlicher zu reden.“
    „Nun, so will ich deutlicher sprechen. Du selbst bist das Auge des Franzosen.“
    Bei dieser dunklen Anklage spielte Richemonte den Erstaunten so vortrefflich, daß er jeden anderen getäuscht hätte.
    „Bist du toll, Scheik Menalek!“ rief er. „Willst du mich beleidigen? Willst du die Sünde auf dich laden, einen treuen Anhänger des Propheten einen französischen Spion zu nennen? Kennst du mich nicht besser?“
    „Ich kenne dich nicht! Du hast mir nie gesagt, wo deine Zelte stehen.“
    Richemonte fühlte, daß er, um den Verdacht, dessen Ursache er nicht begriff, zu zerstreuen, jetzt den Namen irgendeines Ortes nennen müsse.
    „Meine Heimat ist Sella im Norden der Harudschberge“, sagte er.
    „Auch Ben Ali stammt dorther?“
    „Ja; er ist ja mein Sohn.“
    „Wohnen dort Franzosen?“
    „Nein.“
    „Bist du jemals mit Franzosen zusammengekommen?“
    „Niemals. Ich schwöre es bei Allah und dem Propheten.“
    „Aber dennoch sprichst du ihre Sprache.“
    Richemonte glaubte, der Scheik wolle nur auf den Busch schlagen. Er antwortete:
    „Wie kommst du auf diesen Gedanken? Ich verstehe kein Wort davon.“
    „Auch Ben Ali, dein Sohn nicht?“
    „Auch er nicht.“
    Er war so sehr bemüht, sich zu rechtfertigen, daß er die verstohlenen Winke, welche ihm sein Cousin gab, gar nicht bemerkte oder beachtete.
    „Und auch er ist nie mit Franzosen zusammengekommen?“
    „Niemals, gerade so wie ist.“
    „Allah il Allah! Du bist ein Ungläubiger, ein Giaur!“ rief da der Scheik.
    „Ich? Ein Giaur?“, entgegnete Richemonte mit erhobener Stimme. „Zügle deine Zunge, Scheik Menalek. Wäre ich nicht dein Gast, so würde ich dir mein Messer zwischen die Rippen stoßen.“
    „Und dennoch bist du ein Giaur.“
    „Beweise es!“
    „Du schwörst bei Allah und dem Propheten und redest doch die Unwahrheit. Das tut nur ein Giaur, der nicht an Allah glaubt und den Propheten schändet.“
    „Dein Vorwurf trifft mich nicht! Wie kannst du sagen, daß ich die Unwahrheit spreche? Sage mir eine

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