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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nach dem Herzen des Vaters, um sich zu überzeugen, ob der eingetretene Schlummer wirklich der ewige sei.
    „Allah! Allbarmherziger! Er ist gestorben! Sei ihm gnädig da oben und auch mir hier in meiner Einsamkeit.“
    Das wurde unter lautem Schluchzen gesprochen. Dann warf sich der Lebende neben dem Toten nieder. Es herrschte tiefe Stille rings umher. Nur in den Zweigen war ein leises, leises Rauschen zu hören, als ob eine Seele die Schwingen breite, um sich zum Flug nach der ewigen Heimat zu erheben.
    Richemonte stieß jetzt seinen Gefährten an.
    „Komm!“ flüsterte er ihm zu.
    „Wohin?“
    „Immer hinter mir her. Aber leise, damit er uns ja nicht hört.“
    Sie schlichen sich von der Hütte fort und nach dem Rand der Lichtung hin. Dort angekommen, faßte der Kapitän den anderen bei der Hand und zog ihn ziemlich tief in das Dunkel des Waldes hinein.
    „So!“ sagte er, endlich stehen bleibend. „Jetzt sind wir so weit entfernt, daß er nichts vernehmen kann. So lange Zeit ganz und gar lautlos bleiben zu müssen, ist wirklich eine fürchterliche Anstrengung. Ich hätte es nicht fünf Minuten länger ausgehalten.“
    „Ich auch nicht.“
    „Hast du alles gehört?“
    „Jedes Wort.“
    „Was sagst du dazu?“
    „Wer hätte das gedacht! Alle Teufel, wer hätte das gedacht!“
    „Hm! Als ich hörte, daß der Kerl beichten wolle, ahnte ich einen ziemlichen Teil dessen, war wir dann wirklich zu hören bekamen.“
    „Und es ist alles wahr? Der Kaiser war wirklich in deine Schwester verliebt?“
    „Rasend!“
    „Sie entfloh?“
    „Leider. Mit diesem verdammten Königsau.“
    „Welche eine kolossale Dummheit von ihr! Du aber verfolgtest sie?“
    „Natürlich.“
    „Doch aber nicht auf den Befehl Napoleons?“
    „Auf seinen ausdrücklichen Befehl. Hätte er die Schlacht bei Waterloo nicht verloren, so wäre er mit einem Schlag Meister der ganzen Situation und Herr Europas geworden. Margot hätte die Stelle einer Maintenon oder Pompadour eingenommen, und ich – alle tausend Teufel, was für Chancen hätten sich mir geboten! Was wäre ich heute?“
    „Mußtest du denn wirklich aus der Armee treten?“
    „Das geht dich ganz und gar nichts an. Glaube es oder glaube es nicht; mir ist dies egal.“
    „Und du hattest dich wirklich nach Deutschland, nach Berlin gewagt?“
    „Natürlich! In Frankreich war ja meines Bleibens nicht.“
    „Was wolltest du?“
    „Hm! Ich wollte mit diesem guten Königsau einige Worte sprechen; aber der Satan legte sich mir immer in den Weg, so daß ich nicht so an ihn kommen konnte, wie ich wollte. Da entdeckte ich diesen dummen Sainte-Marie mit seiner noch einfältigeren Dulcinea. Das war mir natürlich im höchsten Grad willkommen.“
    „Inwiefern? Seines Geldes wegen?“
    „Auch! Das wäre später mein geworden. Zunächst hatte ich es natürlich auf seinen Buben gemünzt.“
    „Auf den Knaben? Das verstehe ich nicht. Das Geld und der Schmuck wären mir ja tausendmal lieber und willkommener gewesen.“
    „Da sieht man wieder einmal, was für ein Schwachkopf du bist.“
    „Pah! Ich sehe keine sehr große Geistesstärke darin, einen Menschen mit hunderttausenden laufen zu lassen und dafür sich mit einem Säugling zu begnügen, der einem nur Arbeit und Sorge bringen kann.“
    „Hm! Wie du es verstehst.“
    „War diese Berta denn gleich bereit, mit dir zu gehen?“
    „Ich brauchte meine Überredungsgabe allerdings nicht sehr anzustrengen. Sie hatte ihren Mann hassen gelernt und strebte danach, von ihm fortzukommen, um ihr Kind aus seiner Nähe zu bringen. Es war dann allerdings für mich ein harter Schlag, als ich ihre Leiche fand, die Leiche ganz allein, ohne das Kind.“
    „Aber, welche Absichten hattest du denn eigentlich mit dem letzteren?“
    „Das errätst du nicht?“
    „Wie sollte ich!“
    „Ja“, lachte der Kapitän leise vor sich hin. „Dieser Richemonte ist ein Kerl, dessen Kombinationen nicht so leicht ein anderer folgen kann. Wer war denn der Vater des Kindes, he?“
    „Nun, der Baron de Sainte-Marie.“
    „Schön! Wer war also der Junge?“
    „Hm!“ brummte der andere ziemlich verblüfft. „Sein Sohn natürlich.“
    „Sehr geistreich geantwortet. Weißt du, was ein Fideikommiß ist?“
    „Ich denke.“
    „Nun?“
    „Eine Besitzung, welche ungeschmälert vom Vater auf den Sohn oder überhaupt auf den Erben übergeht, ohne verkauft werden zu können.“
    „Ja. In Frankreich darf sogar auch nicht zugunsten eines anderen darüber verfügt

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