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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gewalt anwende. Ich lachte über diese Worte. Ich kannte den Mut einer Mutter noch nicht. Ich faßte sie an, um sie von dir fortzuschleudern. Sie wehrte sich. Wir kamen in das Ringen. Ihre Kräfte waren den meinigen nicht gewachsen. Da gebrauchte sie das Messer. Sie stieß es mir durch den Arm. Aufgeregt durch mein Verlangen, dich zu besitzen, durch Bertas Widerstand und durch den Stich, den ich erhalten hatte, riß ich ihr das Messer, welches sie sofort wieder aus der Wunde gezogen hatte, um einen zweiten Stich zu versuchen, aus der Hand. Ich kannte mich vor Wut nicht mehr und stieß zu. Mit einem halblauten Aufschrei brach sie zusammen. Ich hatte sie mitten in das Herz getroffen.“
    „O Allah il Allah! Du warst ihr Mörder.“
    „Ja, mein Sohn, ich war und bin ihr Mörder“, sagte der Alte.
    Es trat eine Pause ein, während welcher eine tiefe Stille herrschte. Dann brach Arthur das Schweigen zuerst. Er fragte:
    „Was dachtest und was tatest du nun, mein armer Vater?“
    „Ich starrte vor Entsetzen wie abwesend auf die Leiche der einst so sehr Geliebten. Aber die Angst um mich und ebenso die Sorge, dich nun ganz zu verlieren, brachten mich bald zur Besinnung. Ich mußte handeln.“
    „Hatte man euch denn nicht gehört?“
    „Ich glaube, nein. So lebhaft unser Wortwechsel gewesen war, wir hatten ihn doch nur mit halblauter Stimme geführt, und der Kampf war fast lautlos vor sich gegangen.“
    „So konntest du entkommen?“
    „Ja. Ich riß mir den Rock herunter und band mir das Taschentuch fest um die Wunde, dann nahm ich dich, hüllte dich in dein Kleidchen und verließ mit dir das Zimmer, dessen Schlüssel ich zu mir steckte, nachdem ich die Tür verschlossen hatte.“
    „Warum tatest du das?“
    „Richemonte sollte bei seiner Rückkehr, und ebenso auch die Bediensteten des Hauses, denken, daß Berta bereits schlafen gegangen sei. Auf diese Weise gewann ich einen weiten Vorsprung zur Flucht.“
    „Aber die Mutter mußte sich ja rettungslos verbluten, falls der Stich vielleicht nicht tödlich gewesen wäre.“
    „Er war absolut tödlich gewesen. Ich untersuchte sie ja. Sie war eine Leiche.“
    „Aber Richemonte mußte bei seiner Rückkehr erfahren, daß ein Fremder zur Mutter gegangen sei. Das mußte seinen Verdacht erwecken?“
    „Man hatte mich nicht gesehen. Ich war unbemerkt bei ihr eingetreten, denn ich hatte sie am erleuchteten Fenster stehen sehen. Zum Glück gelang es mir, ebenso unbemerkt zu entkommen, wie ich zu ihr gelangt war.“
    „Aber du warst verwundet; du warst voller Blut! Wie entkamst du?“
    „Es galt zunächst, unbemerkt das Zimmer in meinem Hotel zu erreichen. Ich hatte das Glück eines Bösewichtes: Es gelang mir auch das. Du warst ruhig, du schliefst in meinen Armen; von dir hatte ich keinen Verrat zu befürchten. Zum größten Glück wußte ich, daß in meinem Hotel ein Schiffer aus Ajaccio wohnte, welcher noch diese Nacht nach Hause segeln wollte. Ich fragte ihn, ob er mich mitnehmen wollte, und er machte nicht die geringsten Schwierigkeiten, da ich Geld hatte und mich im Besitz guter Papiere befand. Natürlich hatte ich mich gewaschen und andere Kleider angelegt. Während du schliefest, brachte ich dich in einem leeren Reiseköfferchen an Bord. Ich befand mich bald in Ajaccio und also wenigstens einstweilen in Sicherheit.“
    „Was wird man gesagt haben, als man am anderen Morgen die Leiche fand?“
    „Das erfuhr ich auf Korsika. Man hatte Bertas Leiche bereits während der Nacht entdeckt. Das Blut war durch die Decke gedrungen. Die Mutter war erstochen worden, und das Kind fehlte. Von ihren Habseligkeiten war nicht das geringste entwendet worden. Wer konnte der Täter sein? Kein anderer als der Vater, dem sie entflohen waren. Man forschte und erfuhr, daß ich sie wirklich verfolgt hatte. Nun war man außer allem Zweifel. Ich durfte nie mehr nach der Heimat zurückkehren.“
    Das Sprechen griff den Kranken von Minute zu Minute mehr an. Er war erschöpft und machte eine Pause; auch der Sohn schwieg. Ihn erfüllte eine Traurigkeit, nicht geringer als die Reue, welche der Vater fühlte. Endlich ergriff dieser letztere wieder das Wort:
    „So war aus einem Dieb ein Mörder geworden und aus dem Mörder ein heimatloser Ahasver, welchen die Furien von Ort zu Ort verfolgten. Ich erfuhr, daß man meine Flucht nach Ajaccio entdeckt hatte und dort weiter nach mir suchte. Wo fand ich Sicherheit? Ich ging nach Ägypten. Nicht lange war ich dort, so hörte ich, daß man bereits von

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