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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unangenehme Folgen nicht mir aufzubürden. Gehen wir also!“
    Er wendete sich ab, um die Stelle zu verlassen; da aber faßte ihn der andere beim Arm und sagte:
    „Wer soll ihn denn – hm!“
    „Was?“
    „Wer soll ihm denn zum Verschwinden helfen, meine ich, du oder ich?“
    „Natürlich du!“
    „Warum ich? Du triffst viel sicherer.“
    „Das mag sein; aber ich werde mich hüten, für einen anderen die gebratenen Kastanien aus dem Feuer zu holen und mir die Finger zu verbrennen.“
    „Für einen anderen? Dieser andere bin ich, dein Adoptivsohn. Du genießt die Früchte ebenso wie ich!“
    „Das gilt erst abzuwarten. Ich war vorher bereit, dem Kerl meine Kugel zu geben; wie die Sache aber jetzt steht, sehe ich hiervon ab, deiner Liama wegen.“
    „Ihretwegen? Das begreife ich nicht.“
    „Es ist doch sehr leicht erklärlich. Sie weiß, daß du nicht der Sohn des Marabuts bist. Sie kann alles verraten, und in diesem Fall will wenigstens ich nicht derjenige sein, dem man den Mord aufwalzt.“
    „Ist es das? Gut, so werde ich den Schuß abgeben. Für dieses Mädchen tue ich alles. Aber es wird uns nicht verraten.“
    Richemonte lachte in sich hinein. Er hätte die Ermordung des Opfers auf keinen Fall auf sich genommen. Es lag ihm sehr daran, an dem späteren Baron de Sainte-Marie ein willenloses Werkzeug zu besitzen, und dies war nur dann der Fall, wenn er ihn mit Drohungen einzuschüchtern vermochte. Einem Mörder ist am leichtesten zu drohen.
    Sie huschten leise zwischen den Bäumen hindurch, bis sie die Lichtung wieder erreichten. Dort duckte Richemonte sich auf den Boden nieder und kroch langsam und leise auf die Hütte zu. Der andere folgte ihm. Auf halbem Weg blieben sie plötzlich halten. Es war ein lichter Strahl aus dem Inneren der Hütte auf den Platz herausgefallen.
    „Gut für uns“, flüsterte der Kapitän. „Er ist drin. Wir können herankommen, ohne kriechen zu müssen. Er hat Licht. Das gibt für dich ein festes, sicheres Ziel. Machen wir uns den Spaß, ihn zu überraschen. Welch ein Gesicht er machen wird, wenn so plötzlich zwei unbekannte Personen inmitten der Nacht bei ihm erscheinen.“
    „Er wird Waffen in der Hütte haben.“
    „Feigling! Ein Marabut und Waffen!“
    „Von früher her vielleicht.“
    „In diesem Fall erwarte ich, daß du schneller bist als er. Komm!“
    Sie schlichen sich leise bis an die Mauer. Dort lehnte noch der tote Marabut. Sie schritten um denselben und standen nun vor dem Eingang, wo sie das Innere der Hütte überschauen konnten.
    Ein kleines Tongefäß, mit Fett gefüllt, in welchem ein Docht steckte, bildete eine Lampe, deren Licht gerade hinreichend genug war, die Gegenstände im Inneren der Hütte erkennen zu lassen. Der Sohn des toten Heiligen hatte das Lager zur Seite geschoben und war damit beschäftigt, mit einem spatenartigen Werkzeug den Boden aufzugraben. Da ertönten plötzlich, so daß er erschrocken emporfuhr, hinter ihm die lauten Worte:
    „Mesalcheer – guten Abend.“
    Er drehte sich um und sah zwei bewaffnete Beduinen am Eingang stehen. So sehr erschreckt er war, er faßte sich doch schnell und antwortete:
    „Allah jumessik! Was wollt ihr?“
    „Wir kommen, um einige Worte mit dir zu sprechen“, antwortete Richemonte.
    „Tretet näher.“
    Sie traten ein, und nun fragte der Kapitän, auf das Loch deutend:
    „Was tust du hier?“
    „Ich grabe die Grube für den Toten, welcher draußen vor der Türe liegt“, antwortete er, schnell gefaßt.
    „Wer ist dieser Tote?“
    „Mein Vater, der fromme Marabut Hadschi Omanah.“
    „Du lügst.“
    „Du irrst! Ich sage keine Lüge.“
    „Und dennoch lügst du.“
    „Ich kenne euch nicht; ihr seid Fremde; darum will ich euch verzeihen. Ein Mann eines der nahe wohnenden Stämme würde anders sprechen. Aber auch für euch ziemt es sich nicht, den Mann, unter dessen Dach ihr tretet, einen Lügner zu nennen. Die Leiche eines Marabut heiligt den Ort, an dem sie sich befindet, ihr aber entweiht und entheiligt ihn.“
    Er hatte sehr ernst und furchtlos gesprochen: der Kapitän aber antwortete ganz in seiner vorigen Weise:
    „Ich wiederhole, daß du lügst. Ich kenne den Mann, dessen Leiche ich da draußen liegen sah.“
    „Wenn du ihn besser kennst als ich, der ich sein Sohn bin, so sage mir, wer du meinst, daß er sei.“
    „Jetzt ist er nichts als Staub und Erde. Vorher aber war er der Baron Alban de Sainte-Marie“, sagte Richemonte in französischer Sprache.
    „Allah!“ rief der

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