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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Lanciers waren alle getötet, und so stand Napoleon mit den drei hohen Offizieren den Räubern ganz allein entgegen. Nur Jan Hoorn, der treue Leibkutscher des Kaisers, hatte die Peitsche umgedreht und schlug die Angreifenden mutig über die Köpfe; doch sah er sich bald gezwungen, den aufgeregten Pferden seine ganze Aufmerksamkeit zuzuwenden.
    Die Offiziere verteidigten sich mit dem größten Mut und großer Geschicklichkeit. Schon waren einige der Marodeurs verwundet, aber sie drangen mit desto größerer Wut auf die vier ein.
    Napoleon selbst hatte zwei gegen sich, während der Generaladjutant ihn zu decken suchte, indem er vier, welche ihn mit den Kolben niederschlagen wollten, von sich abwehrte. Seine Klinge zuckte mit Gedankenschnelligkeit von einer feindlichen Waffe zur anderen. Trotzdem war zu sehen, daß die Herren trotz aller Tapferkeit bald ermüden würden, wenn nicht eine glückliche Wendung eintrat. Da ertönte wieder die Stimme des Alten:
    „So ist's nichts! Nehmt ihnen die Deckung! Greift sie von hinten an! Kriecht unter den Wagen hindurch; aber laßt sie am Leben, wenigstens den Kaiser!“
    Da rief Ney, der Bravste der Braven, wie Napoleon ihn oft genannt hatte:
    „Bei Gott, jetzt gilt's! Drauf, Grouchy!“
    Der Wagen konnte, wenn die Feinde unter demselben hinwegkrochen, ihm keine Deckung, keine Sicherheit mehr bieten; ja, die Nähe desselben mußte ihm im Gegenteil nur gefährlich werden. Darum tat er einen gewaltigen Satz mitten unter die Feinde hinein und begann mit dem Degen sein berühmtes Rad zu schlagen. Sie wichen zunächst zurück, aber bald war er vollständig von ihnen umringt.
    Ebenso erging es Grouchy, welcher seinem Beispiel gefolgt und vom Wagen weg mitten unter die Gegner hineingesprungen war.
    Es war eine Szene, keines Kaisers und keines Marschalls würdig, aber nichts desto weniger höchst gefährlich für die berühmten Helden des Schlachtfeldes. Trotz ihrer Tapferkeit mußte der Kampf in kurzer Zeit das vorauszusehende Ende finden. – – –
    Als der Kaiser vorhin mit seinen Marschällen und den Damen den Platz verlassen hatte, an welchem die letzteren überfallen, durch die Dazwischenkunft Königsaus aber gerettet worden waren, blieb nur dieser mit dem Kutscher zurück.
    „Verdammt!“ brummte derselbe. „Nun haben wir den alten Kasten allein!“
    „Meinen Sie etwa, daß der Kaiser sich vorspannen sollte?“ lachte Königsau.
    „Hm! Könnte nichts schaden! Wo der sich vorspannt, da geht es! Werden Sie mir vollends helfen?“
    „Das versteht sich!“
    „Sie fahren mit nach Jeannette? Und bleiben ein wenig da?“
    „Das wird sich wohl erst entscheiden.“
    „Gut, Monsieur. Das Pferd ist bald angespannt. Es ist auch kräftig genug, den Wagen nach Hause zu bringen. Aber was tun wir mit den Leichen?“
    „Wir lassen sie natürlich liegen.“
    „Hm! Ja! Aber mit allem, was sie bei sich tragen?“
    „Ich denke.“
    „Das paßt mir nicht. Da sind eine Menge Gewehre und andere Sachen, die man recht gut gebrauchen könnte!“
    „Sie gehören aber nicht uns.“
    „Wem sonst? Wir sind die Sieger!“
    „Der Kaiser wird in La Chêne Anzeige machen, und dann wird sich der Maire sofort nach hier begeben, um den Sachverhalt aufzunehmen. Er wird auch alles an sich nehmen, was er hier findet.“
    „Oder es kommen unterdessen andere, welche alles stehlen. Diese Kerls werden wohl Kameraden haben, welche nur darauf warten, daß wir uns entfernen.“
    „Tun Sie, was Sie denken. Aber ich möchte nicht gern unnütz Zeit versäumen; ich möchte auch nicht gern haben, daß es heißt, ein Beamter vom Meierhof Jeannette, der Leibkutscher der Baronin, habe tote Banditen ausgeplündert.“
    Da kratzte sich der Knecht in den Haaren. Das Wort Leibkutscher schmeichelte ihm.
    „Hm“, brummte er. „Denken Sie wirklich?“
    „Ja, das denke ich.“
    „Ich soll das alles liegen lassen?“
    „Ja, alles.“
    „Nun, so mag es in drei Teufelsnamen liegen bleiben, obgleich ich mich vielleicht ärgere, so oft ich daran denke. Aber ich habe auch meine Ambition. Man soll nicht von mir sagen, daß ich Banditen ausplündere.“
    „Schön! Also das Pferd her!“
    „Ich werde unterdessen die zweite Laterne suchen.“
    Er fand sie bald, wenn auch in zerbrochenem Zustand. Nach Verlauf einer kleinen Viertelstunde konnte man den Ort verlassen.
    „Setzen Sie sich in den Wagen?“ fragte der Kutscher.
    „Ja, wenn es Ihnen recht ist.“
    „Hm! Wäre es nicht besser, Sie setzten sich hier neben mich

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