56,3° Im Schatten
hoppala, und hoppala, plus 45,2 ° im Schatten.
Mit der gut gewürzten Bohnensuppe Fuego sharpo samt den Kohlrouladen Bomba la Bomba aber, die er bei der Roswitha jeden Tag in Auftrag gibt und sich von ihr als kleine zusätzliche Brennhilfe immer in der Picknickbox auf den Gendarmerieposten bringen lässt, wird sich heuer das zahlenmäßige Aufkommen im Bierzelt – zumindest was den schnell wachsenden Mittelstand betrifft! – sowieso in Grenzen halten, da kann er den Doktor Kripser und die Zimttörtchenscheißerinnen beruhigen.
Das mit dem schnell wachsenden Mittelstand ist nämlich nach Meinung vom Biermösel auch keine gute Idee, weil sich dadurch immer noch mehr Depperte einen schwarzen Geländewagen leisten können und damit auch über die schlechtesten Straßen mit den tiefsten Schlaglöchern noch ins Tal des Lichts hereinströmen wollen, womit der Biermösel gar keine Freude hat. Also hat er sie heuer erst gar nicht hereingelassen, sondern gleich ins Tal des Todes umgeleitet, wo sie jetzt in der Falle hocken und ihre leblosen Körper sehr bald von einer einheimischen Putzfrau mit Eiswürfel bedeckt werden müssen.
Warum?
Sobald in so einem schwarzen Geländewagen erst einmal die Klimaanlage ausgefallen ist, was verlässlich passieren wird (sobald der Sprit ausgegangen ist, was ebenso verlässlich passieren wird), hat man in so einem schwarzen Geländewagen keine Chance mehr, weil es in einem schwarzen Geländewagen natürlich noch um einiges heißer wird als in einem roten zum Beispiel, darum!
Wie aber kann er es überhaupt wagen, so verächtlich über den Mittelsand zu reden, und wieso weiß er, dass die in ihren Geländewagen im Tal des Todes in der Falle hocken, ist er denn unter die Seher gegangen?
Das natürlich nicht gerade. Aber neben dem Schießen aus der Hüfte heraus hat er in seiner Arbeitszeit immer am liebsten Verkehrspolizist gespielt, da hat er es mit seiner Verkehrskelle in der Hand ausnahmsweise sogar einmal besser erwischt als der Jason Castelli im Dschungel von Kongolien, der ja dort kein weitverzweigtes Straßennetz kennt, sondern nur Elefantenpfade.
„Wo ist denn bitteschön eure ehedem so einmalig saftige Heimat?“, haben die ganzen mittelständischen Sommerfrischler und Tagestouristen heute früh ein bisserl verschwitzt aus ihren rußgeschwärzten Gesichtern herausgeschaut, und sogar durch die getönte Windschutzscheibe hindurch war ihnen die gewisse Verstörung anzusehen, die immer dann einsetzt, wenn der Mittelständische sich fragt, ob er die Prämie für seine Rundumvollkasko-Versicherung gegen Schäden aus höherer Gewalt auch rechtzeitig einbezahlt hat, spätestens dann, wenn ihm auf einmal ein labiler Charakter wie der Biermösel in seiner schwarzen Verkehrspolizistentracht Marke Pancho Villa gegenübersteht, mit dem Haufen Bierschaum, der ihm oben herauswächst, und den zwei Patronengurten über die linke und rechte Schulter gelegt, ohne die überhaupt nichts mehr geht, weil ja heutzutage der erhobene Zeigefinger und der Tritt in den Arsch nicht mehr genügen, wenn man es gut mit dem Mittelstand meint:
„Um Gottes willen, zurück mit euch! Alles retour! Hinaus mit euch aus der saftigen Heimat!“
„Aber wir haben doch unseren Platz im Bierzelt bereits bezahlt!“
Dieser Hochmut im Angesicht des Todes! Der Biermösel versteht ihn nicht.
Also hat er halt das große UMLEITUNG-Schild an eine verkohlte Silbertanne gelehnt und mit Unterstützung seines elegant geschwungenen linken Armes und unter lauten „Weiter! Weiter! Schneller! Schneller!“-Rufen die Uneinsichtigen und Hochmütigen ins Tal des Lichts hineingeleitet, das er aber schon vorher in Tal des Todes umbenannt hat, weil es darin keine besondere weitere Sehenswürdigkeiten mehr gibt, außer vielleicht das KEINE-MÖGLICHKEIT-ZUM-UMKEHREN-Schild, das er rechtzeitig zu Beginn der Massentouristensaison dort angebracht hat.
Darum weiß der Biermösel also, dass der ganze Mittelstand in seinen Geländewagen im Tal des Todes drinnen in der Falle hockt, da braucht er gar kein Seher zu sein, er hört sie ja sogar schreien.
Dabei sind auch seine eigenen Erinnerungen an das Bierzelt weiß Gott nicht nur schlecht! Versuch bitte einmal einer eine Vermisstenanzeige bei ihm zu erstatten, die so geht: Der rechtschaffene und gottesfürchtige Vati ist ins Cognaczelt gegangen und von dort nicht mehr zurückgekommen! Oder eine Körperverletzungsanzeige: Der Vati war im Wodkazelt und hat eine Wodkazelt-Rauferei angezettelt.
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