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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu zwei Händchen herab, welche einem Kind anzugehören schienen.
    Das Haar wurde einfach getragen und war nur mit einer Rose geschmückt, wie ebenso eine dunkle, zum Aufbruch bereite Knospe an dem Busen duftete. Und doch war an dieser Dame das Gesicht das allerschönste! Die geistvollen und doch kindlich frohen Augen, diese klare, reine, unschuldige Stirn, das feine Näschen, der schalkhaft geschnittene, süß lächelnde Mund, die zarte und doch volle Formung der leicht angehauchten Wangen, das alles war erhaben über jede Beschreibung.
    Und während sie sprach, war jede Bewegung ihrer bezaubernden Gestalt, ihrer Arme und ihrer Hände so schön, so harmonisch, als hätte die Göttin der Anmut ihre oft so schwer zu befolgenden Gesetze in diesem einzigen Wesen zur unwiderstehlichsten Inkarnation gebracht.
    Sie schien gar nicht zu merken und zu wissen, daß aller Augen sich an ihrer Schönheit weideten und mancher Blick begeistert und verlangend auf ihr haften blieb. Sie stand so unbefangen da, als ob es gar keine Herren in der Nähe gäbe. Aber doch, doch, zwei Augen hatte sie bemerkt, zwei Augen, welche sich mit einem großen, strahlenden Blicke auf sie gerichtet hatten, und da, da schlug sie leise errötend die langen, schweren Wimpern nieder.
    Wem gehörten diese Augen? Keinem anderen als dem Changeur!
    Er schritt langsam und nahe an ihr vorüber. Kein Mensch hätte sagen können, daß er sie sähe und sie ihn. Er hatte ja mit diesem herrlichen Wesen noch kein einziges Wort gesprochen. Er hatte sie nur hier gesehen, hier und in der Loge des ersten Ranges, welche an die seinige stieß. Er nahm am Buffet eine kleine Erfrischung und sie eine Minute später auch. Ihre Blicke trafen sich nicht. Sie kannten einander ja nicht; sie waren einander ja vollständig fremd! Dann ertönte das Zeichen, daß in kurzer Zeit der neue Akt beginnen werde. Sie ging, und er folgte ihr. Auf dem Korridore, welcher vom Foyer nach den Logen führte, sah er eine Knospe liegen. Es war diejenige, welche sie an ihrem Busen getragen hatte. Er bückte sich schleunigst und hob sie mit einer Hast auf, als sei er ein armer Diamantenwäscher und habe den größten Edelstein der Welt gefunden. Er drückte die Rose an seine Lippen; er sog ihren süßen, würzigen Duft ein, und es war ihm, als habe er damit einen Teil der Seele derer eingeatmet, an deren Brust die Blüte vorher geschimmert hatte.
    Er trat in seine Loge. Seine Nachbarin befand sich ganz allein in der ihrigen. Sie schien nicht zu ihm herüberzublicken; er durfte sie ja auch gar nicht grüßen; aber warum flog gerade jetzt eine so tiefe, glühende Röte ihr über Stirn, Wangen und Nacken, so daß sie das Batisttuch mit einer unwillkürlichen Bewegung zu ihrem Gesichtchen erhob? Hatte sie vielleicht dennoch bemerkt, daß ihre Rose jetzt einen Platz an seiner Brust gefunden hatte? Hatte sie diese Rose ohne ihr Wissen verloren, oder war ihre Hand der Bewegung ihres Herzens gefolgt, da sie ihn hinter sich wußte, um ihm ein duftendes Zeichen zu geben, daß –
    Da erhob der Dirigent den Taktstock, und der Akt begann.
    Was die Musiker spielten und bliesen, was die Künstler und Künstlerinnen sangen, er hörte es nicht, er wußte es nicht. Wäre er später danach gefragt worden, so hätte er nicht zu antworten vermocht. Er vernahm Musik, ja, er hörte die Töne von Instrumenten und menschlichen Stimmen, aber es war ihm, als ob er über den Wolken fliege, und hoch, hoch über ihm klinge wie ein himmlisches Märchen jene Harmonie dahin, welche man die Musik der Sphären nennt, welche das menschliche Ohr nie wahrnehmen, sondern die der menschliche Geist nur ahnen kann.
    Und neben ihm –! Er wagte es nicht, hinüber zu blicken zu ihr, aber er fühlte und bemerkte jede, auch die leiseste ihrer Bewegungen, gerade als ob seine Nerven mit denen ihres Körpers in einem magnetischen Rapport ständen.
    Erst als ein stürmischer Applaus ihm sagte, daß die Vorstellung ihr Ende erreicht habe, gab er sich Mühe, den Seelenzustand von sich abzuwehren, für welchen er selbst gar keine Bezeichnung zu finden vermochte. Er erhob sich.
    Drüben in der Nachbarloge war ein galonierter Diener eingetreten, welcher seiner jungen Herrin einen Umhang über die Schultern legte. Dann ging sie.
    Hatte sie vorher einen Blick hinüber geworfen, einen flüchtigen, wenn auch ganz und gar flüchtigen und kurzen Blick? Er vermochte nicht, sich auf diese Frage eine bestimmte und sichere Antwort zu geben, und die Röte, welche

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