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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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breitkrempigen Hut auf dem Kopf. Der Mann kam gerade an einer Laterne vorüber, deren Schein hell auf ihn fiel.
    „Das ist Levier, Brecheisen!“ murmelte der Changeur. „Er wird mir folgen, um zu sehen, ob ich wirklich an dem Ort wohne, welchen ich angegeben habe.“
    Seinen Weg weiter verfolgend, machte er an den Ecken die Bemerkung, daß Brecheisen sich wirklich hinter ihm hielt. So gelangte er in die Rue de Paradis und an das Haus, in welchem er wohnte. Vor demselben brannte eine Laterne, und auch der Flur war beleuchtet. Er grüßte den Portier, welcher an seinem offenen Fensterchen saß, und begab sich dann nach dem Hof. Im Hinterhaus schritt er die beiden Treppen, welche auch beleuchtet waren, empor, und stand nun vor zwei unweit nebeneinander liegenden Türen. An beiden waren je eine Visitenkarte befestigt. Auf der einen stand ‚Arthur Valley, Schreiber‘, und auf der anderen war ‚Guillaume Fredoq, Statist‘ zu lesen.
    Er zog einen Schlüssel und öffnete die erstere Tür. Das Zimmer, in welches er trat, war finster, bald aber hatte er ein Licht angebrannt. Jetzt zog er den Schlüssel von außen ab und verriegelte die Tür von innen. Das Stübchen war nur spärlich möbliert. Aus demselben führte eine verschlossene Seitentür nach dem zweiten Zimmer, an dessen Tür der andere Name gestanden hatte. Er öffnete diese Seitentür und trat in den anderen Raum.
    „So!“ lächelte er vor sich hin. „Jetzt war ich der Schreiber Arthur Valley, und nun will ich der Statist Guillaume Fredoq werden. Niemand im Haus ahnt, daß diese beiden Personen ein und derselbe Kerl sind. Auf diese Weise führe ich jeden Beobachter irre.“
    Er öffnete einen Kleiderschrank, zog einen anderen, höchst eleganten Anzug an, setzte eine schwarze Haartour auf und legte sich einen ebenso schwarzen Backenbart an. Eine Brille vollendete die Verwandlung. Nachdem er einen nach der neuesten Fasson gearbeiteten Hut aufgesetzt und ein zierliches Stöckchen genommen hatte, nahm er vom Fensterbrett zwei kleine Kieselsteine und steckte sie sich in den Mund, den einen rechts, den anderen links.
    Nun löschte er das Licht aus und verließ das Zimmer, dasjenige nämlich, an dessen Tür der Name Fredoq stand. Als er diese letztere hinter sich verschlossen hatte, waren seit seinem Eintritt durch die erste Tür kaum fünf Minuten vergangen.
    Mit fast unnachahmlicher Nonchalance schaukelte er sich die Treppe hinab und über den Hof hinüber. Als er den Flur erreichte, stand Brecheisen noch am Fenster des Hausmannes.
    Der Einbrecher hatte nämlich erst einige Minuten verstreichen lassen, ehe er eingetreten war. Dann hatte er den Hausmann in dem selbstbewußt höflichen Ton, welcher der Polizei eigen zu sein pflegt, begrüßt und die Frage ausgesprochen:
    „Ach, mein Lieber, kennen Sie vielleicht den jungen Mann, welcher vor drei Minuten von der Straße kam?“
    „Ja“, antwortete der Gefragte, indem er den Blusenmann mit nicht sehr großer Ehrfurcht musterte. „Warum sollte ich ihn nicht kennen? Er wohnt ja in diesem Haus.“
    „Im Vorderhaus?“
    „Nein, sondern hinten.“
    „Wie ist sein Name?“
    „O Monsieur, wollen Sie mir nicht vorher sagen, wer Sie sind? Ich habe die Pflicht, zu erfahren, wer sich nach den Bewohnern dieses Hauses erkundigt.“
    Brecheisen zog gravitätisch seine Marke hervor, hielt sie dem Hausmann vor das Gesicht und fragte:
    „Genügt Ihnen das?“
    Sofort verbeugte sich der Hüter des Einganges und antwortete in einem um vieles höflicheren Ton als vorher:
    „Gewiß genügt das, gewiß, Monsieur! Ich bin natürlich zu jeder Auskunft, welche ich zu geben vermag, sehr gern bereit. Bitte, fragen Sie!“
    „Wie also heißt der junge Mann?“
    „Arthur Valley. So steht hier auf der Bewohnerliste.“
    „Was ist er?“
    „Schreiber.“
    „Seit wann wohnt er hier?“
    „Seit vielleicht zwei Wochen erst.“
    „Hat er viel Verkehr im Haus?“
    „Nein. Er erhält nie Besuch und hält sich stets allein.“
    „Aber er geht viel aus?“
    „Täglich einmal.“
    „Ist er des Nachts oft außer dem Haus?“
    „Nie. Er kommt um die jetzige Zeit oder noch früher, und geht erst am andern Tag zur Zeit der Dämmerung aus, ganz entgegengesetzt seinem liederlichen Nachbar, diesem Statisten Fredoq, welcher um die gegenwärtige Zeit ausgeht und des anderen Tages zur Dämmerzeit erst wiederkommt. Ich hoffe nicht, daß Sie einen unlieben Grund haben, sich nach dem höchst soliden jungen Mann zu erkundigen!“
    „O nein. Er

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