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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Weise ergriffen und hierher gebracht. Es gehörte nicht viel Scharfsinn dazu, um einzusehen, daß der Sturz ihrer Pferde mit der Entführung im innigsten Zusammenhang stehe. Sie sann und sann, um sich einer Person ihrer Bekanntschaft zu erinnern, welche sie eines solchen Vorgehens für fähig halten und welcher sie Veranlassung dazu gegeben haben könne. Vergebens; es fiel ihr niemand ein.
    Sie hatte Anbeter gehabt; aber dieselben waren ja nicht beleidigt, sondern nur mit stillabweisender Gleichgültigkeit von ihr behandelt worden. Einen wirklichen Feind, welcher Grund zu einem solchen Akt der Rachgier zu haben vermeinen könne, kannte sie nicht. Eine entsetzliche Angst erfaßte sie, und diese wuchs, je weniger sie eine Erklärung dafür finden konnte, daß man sich in einer rohen Weise ihrer Person versichert hatte.
    Warum schloß man sie nicht einfach ein? Warum fesselte man sie an die Mauer? Sie hätte ja nicht zu entfliehen vermocht, denn die Tür war verschlossen, und das Zimmer hatte nicht ein einziges Fenster. Es glich einer alten Rumpelkammer, welche nur zu dem Zweck angelegt war, allerlei altes, unbrauchbar gewordenes Gerät dort aufzubewahren.
    Sie war keineswegs ein von der Natur furchtsam angelegtes Menschenkind, aber ihre jetzige Lage flößte ihr doch ein Gefühl ein, für welches der Ausdruck Besorgnis zu schwach war.
    Daß sie in außerordentlich rohe, gewalttätige und rücksichtslose Hände geraten sei, hatte sie bereits erfahren. Beim Schein des qualmenden Lichts sah sie, daß man ihre kostbare Toilette in Fetzen gerissen hatte. Was stand also zu erwarten? Mochte das, was man mit ihr beabsichtigte, sein, was es wolle, auf Schonung und Achtung durfte sie keineswegs rechnen.
    Sie mußte trotz der Angst, welche sie empfand, tief erröten, wenn sie an sich herniederblickte und den Zustand sah, in welchem sich ihre Kleidung befand. Der Überwurf, welchen ihr der Diener in die Loge gebracht hatte, war gar nicht mehr vorhanden. Die feinen Brüsseler Spitzen, welche Brust und Nacken so entzückend umhüllt hatten, waren zerrissen, so daß die Schönheit ihrer Büste den Blicken derer, welche sie erwarten mußte, preisgegeben war, und der übrige Teil der seidenen Robe hing ihr ebenso in Stücken um den Leib.
    Es wurde ihr heiß und kalt zu gleicher Zeit. Sie hätte um Hilfe rufen mögen, aber sie sah ein, daß man sie jedenfalls an einen Ort gebracht habe, von welchem aus ein solcher Ruf nicht gehört werden könne.
    Da hörte sie draußen ein Geräusch. Es war an der Tür. Man nahm ein Vorlegeschloß ab; eine Eisenstange klirrte, und dann wurde die Tür geöffnet. Ein Mann trat ein. Man konnte seine Gestalt ebenso wenig wie sein Gesicht erkennen, denn die erstere war in einen alten, abgetragenen Domino gehüllt, und vor dem letzteren war eine ebenso ziemlich defekte Larve von Papiermache befestigt. Es ließ sich annehmen, daß der Kerl auch den Ton seiner Stimme, welcher übrigens bereits durch die Larve ein anderer werden mußte, verbergen werde.
    Bei seinem Eintritt wollte sie unwillkürlich mit den Händen nach dem Busen fahren, um diesen den Blicken dieses Menschen schamvoll zu entziehen; aber es ging ja nicht. Ihre Arme waren in der Weise an die Mauer befestigt, daß die Ausführung einer solchen Bewegung zur Unmöglichkeit wurde.
    Er machte die Tür hinter sich zu, betrachtete sie eine Weile wortlos und nahm dann auf dem Stuhl Platz.
    Sie wollte sprechen, sie wollte ihn mit einer ganzen Flut von Fragen und Vorwürfen überschütten, aber sie brachte es nicht fertig. Der Hals war ihr wie zugeschnürt, ihr Herz klopfte ungestüm, sie rang nach Atem, ihr Angesicht war so blaß wie dasjenige einer Leiche geworden.
    Da endlich begann er zu sprechen. Seine Stimme klang dumpf und drohend unter der Maske hervor. Die natürliche Klangfarbe derselben war unmöglich zu erkennen.
    „Ich warne Sie, ein Wort so laut auszustoßen, daß es weiter gehört werden kann als bis zu diesem Stuhl“, sagte er. „Auch warne ich Sie, irgendeinen Vorwurf oder eine Schmähung auszustoßen. Es würde Ihnen nicht nur nichts helfen, sondern Ihre Lage nur verschlimmern.“
    Er griff unter den Domino und zog ein langes, spitzes Messer hervor. Er hielt ihr die blanke, glänzende Klinge entgegen und fuhr fort:
    „Sie sehen dieses Messer. Die Klinge desselben fährt Ihnen augenblicklich in das Herz, sobald Sie das Kleinste sagen oder tun, was mir nicht gefällt!“
    Jetzt endlich fand sie Atem und mit demselben die Fähigkeit zum

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