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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Worte sagen, um für kurze Zeit eine Unterhaltung zu haben. Ich würde sterben und vergehen, wenn ich dir heute mein Herz und meine Seele schenkte, und du stießest sie dann wieder von dir.“
    Da drückte er sie fest und innig an sich, so fest, daß beide gegenseitig ihre Herzen schlagen fühlten, und beteuerte:
    „Alice, du sollst mein Leben, meine Wonne sein, und eher will ich alles meiden und alles von mir geben, ehe ich dir entsage. Willst du das glauben, Geliebte?“
    „Ich glaube es!“ flüsterte sie, indem ein strahlender Blick durch Tränen hindurch ihn traf.
    „Und wenn ich Paris verlassen muß und einige Zeit lang nicht wiederkommen kann, wirst du da immer an mich denken und mir treu bleiben?“
    „Immer und immer! Ich werde nur an dich denken und täglich und stündlich zu Gott beten, daß er dich recht bald wieder zu mir bringen mag. Und dann –“
    Sie stockte, und bei dem Gedanken an das, was sie, hingerissen von der Aufrichtigkeit ihres Herzens, noch hatte hinzufügen wollen, trat eine tiefe Röte in ihre Wangen.
    „Und dann –?“ fragte er. „Willst du nicht weitersprechen?“
    „Ich darf es nicht sagen!“ antwortete sie in holder Scham.
    „Warum?“
    „Kein Mädchen soll das sagen dürfen.“
    „O doch! Versprachst du mir nicht, stets wie ein Kristall zu sein, dessen Klarheit ich durchschauen könne?“
    „So meinst du, daß ich es wirklich sagen soll?“ fragte sie zagend.
    „Ja. Bitte! Bitte! Und dann –?“
    „Und dann, wollte ich sagen, wenn du zurückgekehrt bist, dann können wir die Schwalben sein, welche miteinander davon zwitschern, wohin sie ihre Nestchen bauen wollen.“
    Er war ganz hingerissen von dieser kindlichen, natürlichen Naivität. Er küßte sie entzückt auf die Stirn, Mund und Wangen und antwortete:
    „Ja, meine Alice, mein Schwälbchen, dann sprechen wir von dem Nestchen, welches wir bauen wollen. Groß wird es allerdings nicht werden!“
    „Oh, groß soll es auch nicht sein, groß will ich es gar nicht haben. Es soll gerade so groß sein, daß zwei Vögel, welche sich lieben, Platz darin haben. Und wie schön würde ich es einrichten! Und wie sehr, wie sehr würde ich mich freuen, wenn es dir darin gefiele!“
    So sprachen und flüsterten sie weiter. Für die Liebe hat ja selbst das sonst Wertloseste Bedeutung, wenn man nur die Stimme dessen hört, den man liebt. Sie achteten nur auf sich; sie hatten vergessen, daß die Zeit für den Unglücklichen Schneckenfüße, für den Glücklichen aber Flügel hat, bis Alice plötzlich aufhorchte.
    Draußen an der Vorsaaltür wurde ein Schlüssel umgedreht. Das Mädchen wurde vor Schreck leichenblaß; es flog aus den Armen Martins fort, schlug die Hände angstvoll zusammen und flüsterte:
    „Gott, mein Bruder! Was tun wir?“
    „Ich verstecke mich!“
    „Wohin aber so schnell?“
    „Hierherein!“
    Er raffte seinen Hut vom Stuhl und öffnete die nächste Tür.
    „Um Gottes willen, da nicht! Das ist ja seine Schlafstube!“
    Ihre Warnung kam bereits zu spät. Martin hatte die Tür schon hinter sich zugezogen. Der Raum war finster, aber beim öffnen der Tür war ein Lichtstrahl hereingefallen, und der junge Mann hatte die hier stehenden Möbel ziemlich deutlich erkennen können. Es befand sich hier ein Bett, ein Waschtisch, ein Spiegel, ein Kleiderschrank und außer drei Stühlen noch ein Tisch, welcher in der Mitte stand.
    Martin meinte es ehrlich mit der Geliebten, er sagte sich also, daß er eigentlich keine Veranlassung habe, den Bruder derselben zu scheuen. Unter anderen Umständen wäre er demselben jedenfalls ruhig entgegengetreten, um ihm den Grund seiner Anwesenheit offen zu erklären. Hier aber war er nicht bloß der Geliebten wegen anwesend; er hatte sich nebenbei eine weitere Aufgabe noch gestellt.
    Er hätte leicht in das Schlafzimmer Alices treten können, wohin zu kommen ihrem Bruder wohl nicht eingefallen wäre, aber einesteils war ihm die Geliebte zu rein und heilig erschienen, als daß er selbst aus Angst vor einer Entdeckung ihr Sanktuarium hätte entweihen mögen, und sodann kam es ihm darauf an, Zutritt zu dem Zimmer des Sekretärs zu finden. Daher hatte er es vorgezogen, in dasselbe zu treten.
    Er probierte den Kleiderschrank. Er war verschlossen, und der Schlüssel steckte nicht an. Ob er in der nächsten Stube, dem Arbeitszimmer des Sekretärs, einen Zufluchtsort finden werde, war zweifelhaft; die Arbeitszimmer unverheirateter Männer sind gewöhnlich mit Möbeln nicht sehr

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