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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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finsteren, forschenden Blick auf Martin und fragte dann:
    „Sie sind selbst bewandert im Telegraphieren?“
    „Ja“, lautete die Antwort.
    „Wer sind Sie?“
    „Monsieur, befinde ich mich gegenwärtig im Telegraphen- oder im Polizeibüro?“
    „Im ersteren natürlich. Ich wollte nur gern wissen, wer der Mann ist, welcher uns so viel Stoff zur Unterhaltung gibt. Handelt es sich wirklich um eine rein geschäftliche Depesche?“
    „Ich habe keine Veranlassung, mich abermals darüber zu äußern.“
    „Gut. Sie sollen Ihren Willen haben. Treten Sie näher und hören Sie. Ich werde die Depesche selbst abgehen lassen.“
    Martin zog seine Abschrift hervor und verglich aufmerksam, während der Apparat arbeitete. Als es zu Ende war, fragte der Beamte in ironischem Ton:
    „So. Sind Sie nun zufrieden?“
    „Ja.“
    „So werden Sie nun endlich gehen.“
    „Allerdings. Zuvor jedoch mache ich die Bemerkung, daß ich Ihre Bescheinigung, welche übrigens bereits jetzt nicht stimmt, sofort brieflich nach Berlin senden werde, um von dort aus Recherchen zu veranstalten, ob die soeben abgegangene Depesche vielleicht unterwegs noch, nachdem ich mich von hier entfernt habe, von Ihnen aufgehalten und kassiert wird. Ich warne Sie hiermit, dies zu tun. Gute Nacht!“
    Er ging.
    „Ein entsetzlicher Mensch!“ hörte er hinter sich, noch bevor er die Tür wieder zugemacht hatte.
    Draußen stellte er sich gegenüber in den Schatten eines Torweges, um aufzupassen.
    „Sie haben“, dachte er, „meine Depesche unentziffert absenden müssen; nun aber werden sie den Zettel schleunigst nach dem Büro des Grafen Rallion bringen, um doch noch zu erfahren, um was es sich handelt. Haha, vergebliche Mühe. Unser Schlüssel ist so kompliziert, daß selbst ein Meister der Deschiffrierkunst ihn nicht finden kann.“
    Er hatte noch nicht zwei Minuten gestanden, so kam ein Mann drüben heraus und lief eiligen Schrittes davon.
    „Ah, das ist der Bote, der den Zettel hat. Viel Glück, ihr armen Leute! Ihr werdet euch vergeblich die Köpfe zerbrechen.“
    Er ahnte nicht, wie bald er seine Schrift wieder vor die Augen bekommen werde, und wie wenig es demjenigen, der sie hatte, einfiel, sich den Kopf darüber zu zerbrechen.
    Jetzt entfernte auch er sich. Beschleunigten Schrittes kam er durch zwei Straßen und blieb da auf dem Trottoir stehen. Seine Blicke suchten die Fenster der zweiten Etage eines Hauses, welchem er gegenüberstand.
    Da oben war noch ein Fenster erleuchtet; es stand offen, und eine Frau sah heraus.
    „Das ist Alice“, murmelte er. „Sie wird ihren Bruder, erwarten. Oder sollte sie vielleicht meinen, daß ich doch noch kommen könne? Ich werde ihr zeigen, daß ich da bin.“
    Er trat auf die Mitte der Straße und hustete einige Male halblaut. Als er dies wiederholt hatte, bog sich der Kopf noch weiter heraus, und eine unterdrückte Stimme fragte:
    „Robert, bist du es?“
    Das war der Name ihres Bruders.
    „Nein!“ antwortete der Diener empor.
    „Monsieur Martin?“
    „Ja.“
    „Warten Sie!“
    Der Kopf verschwand. Martin trat zur Türe. Nach kurzer Zeit wurde im Schloß derselben leise ein Schlüssel herumgedreht, sie öffnete sich, und das Mädchen trat leise heraus.
    „Ah, Sie Böser!“ flüsterte sie. „Ich habe so lange gewartet. Warum kamen Sie nicht?“
    Er ergriff ihre Hand, zog dieselbe an seine Lippen und antwortete ebenso leise, wie sie gesprochen hatte:
    „Und ich habe so lange, so sehr lange wie auf der Tortur gesessen. Ich freute mich auf Sie; ich sehnte mich so sehr nach Ihnen und konnte nicht fort.“
    „Wo waren Sie, was hielt Sie ab?“
    „Es gab Berichte nach Hause zu senden. Monsieur Belmonte diktierte, und ich mußte schreiben. Erst vor zwei Minuten sind wir fertig geworden.“
    „Dieser böse Belmonte!“
    „Oh, ich bin sonst sehr zufrieden mit ihm; heute konnte er selbst nicht anders. Werden Sie mir verzeihen?“
    „Ich muß wohl, da Sie nicht der Schuldige sind. Aber ich darf nicht hier stehen. Man könnte kommen und mich hier überraschen. Waren da oben noch viele Fenster erleuchtet?“
    „Nein, nur das Ihrige.“
    „So sind alle Bewohner zur Ruhe gegangen. Ich werde das auch tun, nun ich Sie wenigstens gesehen habe.“
    „O nein, nein, tun Sie das noch nicht! Wann ging Monsieur Ihr Bruder fort?“
    „Er war noch gar nicht hier; er ist seit Mittag nicht nach Hause gekommen. Ich hätte Sie also auch nicht oben bei mir empfangen können.“
    „Auch jetzt nicht?“
    „Nein. Er kann in

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