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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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jedem Augenblick nach Hause kommen.“
    „Das befürchte ich nicht. Er hat viel und notwendig zu arbeiten gehabt, so daß er zum Abendessen doch zu spät gekommen wäre; daher hat er es vorgezogen, das Souper in seiner Weinstube einzunehmen. Da befindet er sich noch. Und Sie kennen ihn ja: Ist er einmal dort, so bleibt er bis längere Zeit nach Mitternacht.“
    „Das ist leider wahr!“ seufzte sie.
    „Darum bliebe uns immer ein Stündchen übrig, vielleicht auch zwei. Wollen Sie mich wirklich abweisen, nachdem ich mich so sehr nach Ihnen gesehnt habe?“
    Sie ging ein Weilchen mit sich zu Rate; dann meinte sie:
    „Man kann doch unmöglich so spät noch einen Herrenbesuch empfangen.“
    „Es wird ja niemand etwas bemerken.“
    „Ich möchte nicht haben, daß Sie eine ungute Ansicht von mir erhalten, Monsieur Martin.“
    „Oh, wenn es nur das ist, so kann ich Sie sehr leicht beruhigen.“
    Er nahm auch ihre andere Hand in Beschlag und fuhr dann fort:
    „Sagen Sie mir einmal, Mademoiselle Alice, ob es Ihnen lieb sein würde, wenn wir wieder auseinandergehen müßten.“
    „Lieb? Wie könnte mir das lieb sein.“
    „Sie meinen also, daß es besser sei, wir lernen uns kennen?“
    „Ja“, flüsterte sie.
    „Nun wohl! Wie aber wollen wir das bewerkstelligen? Des Tages muß ich in dieser großen Stadt herumgehen, um für unser Geschäft tätig zu sein, also können wir uns doch nur des Abends sehen und sprechen.“
    „Aber nicht so spät!“
    „Wenn ich nun nicht eher kann?“
    „So müssen wir unsere Zusammenkünfte auf solche Abende verlegen, an denen Sie Muße dazu haben.“
    „So glauben Sie also, daß ich sehr lange hier bleiben werde?“
    „Ja. Ist es nicht so?“
    „Nein. Wir haben auch anderwärts sehr viel zu tun. Es kann bereits morgen für mich die Weisung eintreffen, Paris zu verlassen.“
    Sie erschrak; das fühlte er am Zucken ihrer Hände.
    „Das habe ich nicht gewußt“, meinte sie im bedauernden Ton.
    „Sie sehen also ein, daß mir ein jeder Augenblick, in welchem ich bei Ihnen sein kann, kostbar und teuer sein muß. Ich wünsche, daß Sie mich kennenlernen, und Sie versagen es mir!“
    „O nein, Monsieur Martin, ich versage es Ihnen ja nicht!“
    „Aber Sie wollen mich ja fortschicken! Wie nun, wenn ich morgen abreisen muß!“
    „Es würde mir sehr, sehr leid tun! Aber Sie würden doch wohl wiederkommen?“
    „Wenn wir hier einmal fertig sind, können Jahre vergehen, ehe ich zurückkehre. Hätte ich eine Geliebte, eine Braut hier zurückgelassen, so würde ich gern die Erlaubnis erhalten, sie zu besuchen. Aber einer Dame wegen, welche ich nur flüchtig kennengelernt habe, erhalte ich die Erlaubnis nicht.“
    Sie schwieg nachdenklich, und nach einer Weile sagte sie:
    „Sie mögen recht haben. Aber ist die Stunde nicht zu spät?“
    „Mißtrauen Sie mir etwa? Ich gebe Ihnen die Versicherung, daß ich gegen Sie nicht anders sein werde, als ich sein würde, wenn Vater und Mutter sich dabei befänden.“
    „Glauben Sie nicht, daß ich Ihnen mißtraue, Monsieur Martin! Wäre das der Fall, so wäre ich jetzt nicht heruntergekommen. Ich befürchte jedoch, daß mein Bruder zurückkehren und uns überraschen könnte.“
    „Er würde mich nicht sehen.“
    „Wie wollten Sie das bewerkstelligen?“
    „Oh, diese kleine allerliebste Alice würde wohl scharfsinnig genug sein, irgendeine Weise zu ersinnen, auf welche es mir möglich wäre, mich seinem Blick zu entziehen. Vielleicht würde sie mir ein Versteck anweisen, aus dem ich mich dann erst entfernte, wenn er zur Ruhe gegangen ist.“
    „Das ist immerhin bedenklich, Monsieur!“
    „Der Liebe fällt nichts zu schwer!“
    Da ließ sie ein leises, munteres Lachen hören und fragte:
    „Sie glauben also, daß ich Sie liebe?“
    Er legte den Arm um ihre Taille, zog sie an sich heran, strich ihr mit der Hand liebkosend über das weiche Haar und antwortete:
    „Ich möchte es glauben, meine teure Alice! Es ist der größte Wunsch meines Lebens, mein Bild recht tief in Ihr gutes, reines Herzchen einzugraben, so daß Sie es nie und nimmer wieder vergessen können.“
    Sie lehnte ihr Köpfchen leise an ihn an und sagte:
    „Das sagt man oft als bloße Redensart.“
    „Bei mir aber ist es die reine, wirkliche Wahrheit!“
    „Ist das wahr, Monsieur?“
    „Ja; ich schwöre es Ihnen!“
    „So will ich es wagen, Sie heute nicht fortzuschicken, obgleich die Mitternacht bereits sehr nahe ist. Kommen Sie! Aber bitte, wir müssen sehr leise

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