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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Vermittlerin.“
    „Was haben Sie mir zu sagen? Was ist die Absicht dieser Dame?“
    „Sie wünscht Ihren Besuch. Sie wünscht, Sie einmal bei sich zu sehen.“
    „Das ist sehr angenehm und ehrenvoll für mich; darf ich vielleicht den Namen erfahren, Madame?“
    „Jetzt allerdings noch nicht“, antwortete sie.
    Sie streifte, wie spielend, den Handschuh ab, und nun erblickte Arthur ein wunderbar schönes, zartes und doch volles Händchen, an dessen Fingern einige Steine im Wert von Hunderttausenden blitzten.
    „Also auch die Adresse nicht?“
    „Nein.“
    „Ist sie verheiratet?“
    „Hierüber habe ich ebenso zu schweigen.“
    „Aber sie will mich kennenlernen! Auf welche Weise soll das geschehen, wenn ich weder ihren Namen, noch ihre Wohnung zu erfahren vermag. Will etwa sie es sein, die mich besucht?“
    „Auch dies ist nicht der Fall. Zunächst habe ich nur zu fragen, ob Sie bereit sein werden, die persönliche Bekanntschaft dieser Dame zu machen?“
    „Wohl schwerlich, Madame. Ich muß danken.“
    „Ah, wirklich?“ fragte sie im Ton der Überraschung.
    „Ja. Ich liebe Aufrichtigkeit und habe meine Bekanntschaften stets bei offenem Visier gemacht.“
    „Aber Monsieur, das ist hier in diesem Fall ja gar nicht möglich.“
    „Eben darum tut es mir zwar unendlich leid, aber ich sehe mich nicht imstande, auf Ihre Offerte einzugehen.“
    „Mein Herr, die Dame ist reich, sehr reich.“
    „Das tangiert mich nicht.“
    „Sie ist sehr schön.“
    „Ist sie so schön wie Sie, Madame?“
    Er ergriff, dabei das schöne Händchen und zog es an die Lippen. Sie ließ dies ruhig geschehen und antwortete:
    „Viel, viel schöner als ich, Monsieur.“
    „Das ist unmöglich.“
    „Wie können Sie das wissen? Sie haben mich noch gar nicht gesehen!“
    „O doch. Ich sehe dieses wunderbare, alabasterne Händchen; ich höre den Klang Ihrer Stimme; ich erkenne die Liebe atmenden Formen Ihrer reizenden Gestalt – Sie sind schön.“
    „Aber dennoch muß ich zugeben, daß die Dame, welche mich sendet, noch schöner ist.“
    „Dann ist sie nicht ein Engel allein, sondern ein Seraph. Über den Stand, welchem sie angehört, haben Sie wohl das tiefste Schweigen zu bewahren?“
    „So ist es. Ich darf Ihnen nur verraten, daß die Liebe, welche Sie zu erwarten haben, an keinem niedrigen Ort für Sie blüht.“
    Er schüttelte abermals nachdenklich den Kopf und sagte:
    „Und dennoch widerstrebt es meinem Charakter und aller meiner Lebensanschauung. Man verkehrt nur mit Personen, welche einem offen gegenübertreten.“
    „Selbst wenn diese Personen Damen sind?“
    „Selbst dann.“
    „Fürchten Sie sich etwa? Besorgen Sie irgendeine Hinterlist?“
    Ihre Stimme hatte bei diesen Worten die allerdings kaum hörbare Spur eines maliziösen Klanges angenommen.
    „Sie irren“, antwortete er ruhig. „Von Furcht ist keine Rede.“
    „Und dennoch zögern Sie? Ja, man hat sich nach Ihnen erkundigt. Man hat in Erfahrung gebracht, daß Sie – Weinhändler sind. Das heißt doch, daß Sie Kaufmann sind – ein höchst prosaisches Gewerbe. Es ist da nicht zu verwundern, daß Sie rechnen und kalkulieren, während ein anderer sein Glück schnell ergreifen würde. Wären Sie Offizier, wozu Sie äußerlich das ganze Zeug zu haben scheinen, Sie würden eine schöne, reiche und vornehme Dame, welche Ihre Bekanntschaft machen will, nicht einen Augenblick warten lassen.“
    „Sie irren abermals“, antwortete er achselzuckend. „Ich bin Offizier, trotzdem ich jetzt während meines zur Dispositionstehens die mir gehörige Zeit in prosaischer Weise, wie Sie sich auszudrücken belieben, zu verwerten suche.“
    „Offizier“, fragte sie rasch. „Ein Weinhändler Offizier?“
    „Ja, Madame. Sie denken nicht an den Umstand, daß in Frankreich jeder junge, zwanzigjährige Mann, wenn er gesund ist, in die Armee treten kann, und daß er dann die Offiziersepauletten und den Marschallstab in der Tasche trägt.“
    „Ah, wo standen Sie?“
    „In Marseille.“
    „Bei welcher Truppengattung?“
    „Bei der Kavallerie. Ich bin sogar als Lieutenant Mitglied des Conseil de guerre gewesen.“
    „Und dennoch zögern Sie, galant gegen eine Dame zu sein?“
    „Ich habe für jede Dame die möglichste Aufmerksamkeit; aber kennen und sehen muß ich sie.“ Und unter einem ausdrucksvollen Lächeln fügte er hinzu:
    „Wie nun, wenn ich käme und fände sie nicht nach der Beschreibung, welche Sie mir von ihr gemacht haben!“
    „Sie brauchen keine

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