Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
gerettet hat“, antwortete er, auf Belmonte zeigend.
    Augenblicklich nahm der Engländer seinen Feldstecher wieder hervor, um sich den ihm Bezeichneten zu betrachten, und wendete sich dann direkt an diesen mit der Frage:
    „Well! Was sind Sie?“
    „Reporter“, antwortete Belmonte schnell gefaßt.
    „Zounds – Donnerwetter. Für welches Blatt?“
    „Für den ‚Djeridei Havadis‘.“
    „Den kenne ich nicht.“
    „In Konstantinopel.“
    „Oh, ah! Wie heißen Sie?“
    „Mulei-Ben-Hamsa-Spleen-John-Nathanael-Bull.“
    Der Engländer horchte auf. Er fixierte den Sprecher scharf, um zu ergründen, ob derselbe ernst geantwortet habe. Dann fragte er:
    „Sie werden von dem Raub auch in Ihrem Blatt berichten?“
    „Natürlich.“
    „Erzählen Sie mir alles. Ich werde schreiben.“
    Er sah sich nach einem Stuhl um; da ihm aber keiner angeboten wurde und es ihm als Engländer gar nicht einfiel, einen Sitz zu benutzen, den man ihm nicht höflich angetragen hatte, so zog er die Maschinerie unter dem Arm hervor und sagte:
    „This is my umbrella-, music- and smoking-chair!“
    Also ein Regenschirm-, Musik- und Rauchstuhl war das Instrument. Er legte es auseinander. Es kamen drei Beine und ein Sitz zum Vorschein, über welchem sich der Schirm ausspannte. Der Stock dieses Schirms war hohl und diente als Pfeifenrohr, während unter dem Sitz sich der Kopf für den Tabak befand. Sobald der Engländer den Sitz berührte, ertönte neben diesem Kopf die englische Nationalhymne unter dem Sitz hervor. Es war da eine Spieldose angebracht.
    Master Nathanael Robinson warf einen unendlich stolzen Blick auf die drei anwesenden Personen und bemerkte:
    „So etwas ist nur in Old England zu bekommen! Also, ich werde jetzt schreiben. Erzählen Sie!“
    Er saß so ungeniert auf seinem Feldstuhl, als ob er sich draußen unter freiem Himmel befinde, hielt Bleistift und Notizbuch in den Händen und wartete auf Belmontes Antwort, die ihm, seiner Ansicht nach, gar nicht vorenthalten werden konnte. Der Gefragte aber zuckte die Achsel und erklärte:
    „Sie werden Ihre Erkundigungen wohl an einem anderen Ort einziehen müssen, Master Robinson!“
    „An einem anderen Ort? Warum?“ fragte der Engländer, indem er ganz erstaunt aufblickte.
    „Weil nicht anzunehmen ist, daß Seine Exzellenz, der Graf von Latreau, in seinem Salon ein Auskunftsbüro unterhält.“
    „Wer sagt das! Ich komme nur, um zu interviewen!“
    „Wenn alle Zeitungen ihre Reporter schicken wollten, nähme die lästige Störung gar kein Ende!“
    „Aber ich komme ja gar nicht im Auftrag aller Zeitungen! Ich schreibe nur für ‚Lloyds Weekly London Newspaper‘!“
    „Exzellenz verzichtet darauf, an Reporter Auskunft zu erteilen, und es kann da keine Ausnahme gemacht werden.“
    „Herr, ich bin Engländer!“
    „Das ändert nichts an der Sache. Begeben Sie sich nach dem Polizeibüro des Bezirkes, in welchem die Täter wohnten. Dort werden Sie alles erfahren.“
    „Wo liegt dieses Büro?“
    „Ich glaube, in der Rue des Poissonniers.“
    „Well! Ich werde gehen. Ich werde aber auch in meinem Blatt die Tatsache veröffentlichen, daß man hier einem Englishman die Auskunft verweigert hat!“
    „Tun Sie das immerhin! Diese Bemerkung verlängert Ihren Bericht und vergrößert also das Honorar, welches Sie zu fordern haben werden!“
    Der Engländer packte seinen Musikstuhl zusammen, steckte Notizbuch und Bleistift in die Tasche und meinte dann:
    „Ich werde doch noch alles erfahren! Good bye – gehabt euch wohl!“
    Er wollte gehen, drehte sich aber, als er bereits an der Tür angekommen war, noch einmal um und fragte:
    „Könnte ich denn nicht wenigstens die Fotografien der geraubten Dame und ihres Befreiers erhalten? Wir würden danach Holzschnitte anfertigen lassen und die Bilder dann veröffentlichen.“
    „Danke, Master!“ lachte der Graf. „Wir verzichten auf diese Ehre, in Old England so bekannt zu werden.“
    „Well, ich werde die Porträts doch noch erhalten!“
    Er ging. Diese eigentümliche oder vielmehr komische Szene hatte den drei Personen eine ganz andere Stimmung erteilt. Der General lachte herzlich; Belmonte stimmte ein, und Ella mußte auch zugestehen, daß dieses Intermezzo mehr lächerlich als beleidigend zu nehmen sei. Diese englische Nation, welche ihre Angehörigen so prätentiös zu erziehen pflegte, hatte keinen Grund, sich auf diesen Repräsentanten viel einzubilden! Belmonte dachte allerdings nicht, daß er diesen Mann noch öfters,

Weitere Kostenlose Bücher