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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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im Hintergrund der Loge Platz nahm, kamen die Damen herbei und setzten sich auf die Plätze, welche zur Linken des Berliners lagen. Zu seiner Rechten saß Haller. Der arme Hieronymus stieß einen qualvollen Seufzer aus und machte sich so schmal wie möglich, dennoch aber quoll er höchst ansehnlich zu den Seitenlehnen heraus, und die linke Seite seines Unterkörpers wurde ganz von der Toilette der Dame, welche neben ihm saß, versteckt.
    Sie hatte seinen Seufzer gehört und antwortete mit einem leichten Räuspern, welches ihm ziemlich schnippisch zu klingen schien.
    „Die macht sich gar noch über mein Elend lustig!“ dachte er. „Jetzt geht es noch. Wie aber soll es später werden, wenn die Wärme steigt! Ich wollte, diese Person wäre eine alte Hypotenuse, damit ich nicht viel Federlesens mit ihr zu machen brauchte.“
    Aber dieser Wunsch sollte ihm nicht in Erfüllung gehen; ob leider oder ob glücklicherweise, das war noch nicht zu bestimmen. Als sich nämlich der Vorhang hob, zogen die beiden Nachbarinnen ihre Schleier zurück. Schneffkes Augen waren auf die Bühne gerichtet, aber als er den ersten Blick seitwärts warf, erkannte er – die Generalin von Goldberg und ihre schöne Begleiterin. Die letztere saß neben ihm.
    Augenblicklich begann es ihm heiß zu werden, was er erst für später erwartet hatte.
    „Donnerwetter!“ dachte er. „Ist das Glück oder Unglück? Meine Manschetten sind nicht die allerweißesten und der Kragen – Pfui Teufel, die Rutschpartie hat mich so ziemlich unscheinbar gemacht. Ich sehe aus, als ob ich in einer alten Kiste zwischen Schokoladenmehl und gemahlenem Kaffee gelegen hätte! Aber einen Trost gibt es doch: die Liebe ist blind. Wenn sie mir gut ist, so wird sie von dem allen nicht das mindeste merken. Hätte ich doch wenigstens mich um Glacehandschuhe bekümmert! Oh! Da gibt es Rettung!“
    Haller hatte nämlich seine Glacehandschuhe zu unbequem gefunden und einen derselben ausgezogen und auf die Brüstung der Loge gelegt. Schneffke beobachtete seine Nachbarschaft, und als er glaubte, nicht bemerkt zu werden, griff er zu und annektierte den Handschuh. Zwar nahm es die Dauer des ganzen ersten Aktes in Anspruch, ehe es ihm gelang, seine fetten Finger hineinzubringen, aber er brachte es doch fertig. Dann langte er mit einer möglichst graziösen Handbewegung nach dem Theaterzettel, welcher vor ihm lag. In demselben Augenblick ging der Vorhang nieder; das Publikum applaudierte und er hielt es für angezeigt, den Kunstenthusiasten zu spielen und aus Leibeskräften zu klatschen. Da erklang es halblaut neben ihm:
    „Pst, Herr Schneffke! Er zerreißt ja! Er ist zu enge!“
    Er wendete sich erstaunt zu seiner Nachbarin und fragte:
    „Wer denn?“
    „Der da!“
    Dabei deutete sie auf seine Hand. Der Handschuh war bei dem Klatschen außer Rand und Band gegangen. Er hing fast ganz in Fetzen um die Finger.
    „Sapristi!“ sagte er. „Man hat mir eine zu enge Nummer geschickt!“
    „Das ist beklagenswert! Was aber wird Ihr Herr Kollege sagen?“
    „Warum dieser?“
    „Er wird sich ärgern, daß er Ihnen den Handschuh nicht vorher erst gehörig ausgeweitet hat. Er konnte ihn noch einige Minuten länger an der Hand behalten.“
    Er fühlte, daß er blutrot im Gesicht wurde. Sie hatte also gesehen, daß er den Handschuh gespitzbubt hatte.
    „Fräulein, Sie sind ein kleiner Teufel!“ flüsterte er.
    „Wird es Ihnen in meiner höllischen Nähe warm, Herr Tausendfüßlermaler?“
    Es war ihm wirklich so warm, als ob sein Körper jetzt aus lauter Wellfleisch bestehe. Er mußte ihre Gedanken von dem ominösen Handschuh ablenken und fragte darum:
    „Wie gefällt Ihnen die Jungfrau? Diese Pauline Ullrich spielt doch ausgezeichnet!“
    „Fast so ausgezeichnet, wie Sie eskamotieren. Fahren Sie auch mit dieser Handschuhnummer Veloziped?“
    „Nein“, antwortete er grimmig, „da ziehe ich Faust- und Pelzhandschuhe an. Aber sagen Sie einmal, Fräulein, ob Sie in Niederboyritz bekannt sind?“
    Sie blickte ihn verwundert an und fragte dann:
    „Wie kommen Sie zu dieser Erkundigung? Ich war noch nie an diesem Ort.“
    „Aber wohl in Markneukirchen im Erzgebirge?“
    „Niemals!“
    „Haben Sie hier in Dresden einen pensionierten Seminardirektor gekannt, der jetzt gestorben ist?“
    „Nein.“
    „Dieser Schuft! Dieser Schurke!“
    „Wer? Der Seminardirektor?“
    „O nein! Der ist jedenfalls ein seelensguter Kerl gewesen. Ich meine den, der ihn heute an den Masern hat sterben

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