57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris
geht mit!“ rief die Mutter in höchster Angst.
„Ist es wahr?“ fragte er die schöne, junge Frau.
„Ach ja“, hauchte sie, mehr tot als lebendig.
„So ziehe dich zur Reise an. Ich werde unterdessen das Zeichen geben, daß man die beiden verschonen soll!“
Einige Zeit später öffnete sich der Kordon, welchen die Chasseurs bildeten. Man ließ zwei Pferde und ein Kamel passieren. Auf den ersteren saßen Richemonte und sein Kumpan, und das letztere trug eine Atuscha, in welcher ein wunderbar schönes Weib unter heißen Tränen vor Leid und Weh zu sterben meinte. Es war Liama, die spätere Bewohnerin des schwarzen Turms in der Nähe vom Schloß Ortry.
Auch von den beiden Löwenzähnen, welche Kunz von Goldberg dem ‚Herrn des Erdbebens‘ ausgebrochen hatte, ist der Leser dem einen bereits begegnet. Fritz, der Diener des verkleideten Doktor Müller, trug ihn an seinem Hals. –
ZWEITES KAPITEL
Ein teuflischer Plan
Seit den letzterzählten Ereignissen war eine Reihe von Jahren vergangen. Noch lebte Hugo von Königsau, der einstige Liebling des alten Feldmarschalls ‚Vorwärts‘, in stiller Zurückgezogenheit auf seinen beiden nebeneinanderliegenden Gütern. Er genoß an der Seite seiner treuen Margot ein Glück, wie es nur wenigen Irdischen beschieden ist.
Ein einziges Mal wurde dasselbe getrübt, als Margots Mutter, Frau Richemonte, starb. Wäre außerdem eine Trübung desselben möglich gewesen, so hätte das nur dadurch geschehen können, daß er sich noch immer mit jener leeren, dunklen Stelle beschäftigte, welche infolge des empfangenen Hiebes in seinem Gedächtnis zurückgeblieben war.
Fast so alt geworden wie der treue Kutscher Florian Rupprechtsberger, der ihm aus Jeanette nach Preußen gefolgt war, saß er mit diesem stundenlang beisammen, um über diesen unaufgeklärten Punkt zu verhandeln; aber vergebens, denn es war und blieb ihm unmöglich, sich auf den Ort zu besinnen, an welchem er die Kriegskasse vergraben hatte. Wenn dann Margot dazu kam, so ahnte sie stets, welches der Gegenstand des Gesprächs gewesen war. Sie legte ihm den Arm um den Nacken und meinte dann gewöhnlich in bittendem Ton:
„Ich vermute, daß du wieder über diese böse Kriegskasse nachgedacht hast. Ist es nicht so, lieber Hugo?“
„Leider, ja!“ pflegte er dann entweder trübe oder ärgerlich zu antworten.
„Laß das doch endlich auf sich beruhen! Wie oft habe ich dich schon darum gebeten, und doch willst du mir nicht diesen einzigen Gefallen tun!“
„Ich möchte wohl gern, das darfst du mir glauben; aber wenn der Gedanke kommt, so habe ich doch nicht die Macht, ihn von mir zu weisen.“
„Es ist aber überflüssig und vergeblich. Selbst wenn du dich auf den Ort besinnen könntest, dürftest du den Schatz ja doch nicht haben.“
„Warum nicht, meine Liebe?“
„Weil die Kriegskasse eine französische ist. Ihre Aneignung würde ja ein Diebstahl sein. Anders wäre es allerdings, wenn sie deutsches, oder überhaupt Eigentum der Verbündeten gewesen wäre.“
„Ich kann dir nicht unrecht geben. Aber wenn wieder einmal ein Krieg zwischen den Deutschen und Franzosen ausbrechen würde, wenn wir diese Gegend okkupierten, dann hätten wir das Recht, uns der Beute, welche uns damals entgangen ist, zu bemächtigen.“
„Hoffen wir nicht, daß sich jene Zeit des Blutvergießens wiederhole.“
„Ich stimme dir bei. Aber auch unter den gegenwärtigen Verhältnissen würde es vorteilhaft für mich sein, wenn ich mich auf den Ort besinnen könnte. Ich könnte eine bedeutende Gratifikation von Frankreich erlangen, wenn ich anzugeben vermöchte, wo eine solche Summe zu finden ist.“
„Laß das gut sein, lieber Hugo! Wir sind ja nicht in so bedrängter Lage, einer Gratifikation zu bedürfen.“
Auf diese Bemerkung pflegte der alte Rittmeister nicht zu antworten; er tat, als sei er beruhigt, aber im stillen sann und grübelte er weiter.
Margot hatte sehr recht, wenn sie sagte, daß sie sich nicht in einer bedrängten Lage befänden. Ihre beiden Güter brachten ihnen ein, was sie brauchten. Übrigens hatten sie ja den großen Meierhof Jeannette von der verstorbenen Baronin de Sainte-Marie geerbt. Diesen Besitz hatten sie im Laufe der Jahre sehr verbessert und dann einem tüchtigen Pächter übergeben. Er stand jetzt viel höher im Wert als vorher, obgleich sie dort, da der Hof ja in Frankreich lag, sich nur äußerst selten sehen ließen.
Ihr Sohn Gebhard war glücklich aus Afrika zurückgekehrt. Er hatte
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