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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Besuch abstatten. Sicher ist sicher. Ich habe diese Kerls kennengelernt.“
    Es wurde gepackt, und dann setzte sich der kleine Trupp in Bewegung. Eine Zeitlang von dem Glanz der Sterne bestrahlt, verschwand er jedoch bald im Dunkel des nördlichen Horizonts.
    Königsau war um keine Viertelstunde zu früh aufgebrochen. Denn gerade diese Zeit später kamen die Tuaregs, welche die Karawane überfallen hatten, nach dem Brunnen, um nach ihm zu suchen. Sie mußten zu ihrem Ärger mit leeren Händen abziehen.
    Kurze Zeit später bewegte sich ein langer, langer Zug französischer Chasseurs d'Afrique von den Bergen herab, welche das Gebiet der feindlichen Beni Hassan im Norden begrenzen. An der Spitze dieses Zuges ritten zu beiden Seiten des Kommandeurs die beiden Verräter Richemonte und sein Cousin. Beide gaben dem Offizier den Rat, die Beni Hassan mit einem Schlag zu vernichten.
    „Glaubt ihr, daß man uns Widerstand leisten wird?“ fragte er sie.
    „Wenig oder gar nicht. Diese Kerls sind viel zu feig. Sie haben nur Mut zu nächtlichen Räubereien und Überfällen.“
    „Und sie sind wirklich die Täter gewesen?“
    „Sicher! Man wird die Effekten der Ermordeten noch bei ihnen finden.“
    „Wie viele sind gefallen?“
    „Dreißig Krieger der Ibn Batta, ein Führer, fünfzehn Treiber, der Oberste der Kamelbesitzer und der deutsche Offizier mit mehreren Leuten.“
    Er wußte am besten, daß dies letztere eine Lüge sei. Er selbst hatte einige der erbeuteten Kamele nebst ihren Lasten bis in die Nähe der Beni Hassan getrieben und sie dort stehen lassen. Er war überzeugt, daß man sich ihrer bemächtigt hatte. Das gab Beweis genug, daß die Beni Hassan die Räuber gewesen seien.
    Es wurde so eingerichtet, daß die Truppen das Lager mitten in der Nacht erreichten. Es wurde umzingelt, und als die unschuldigen Araber des Morgens aus ihren Zelten traten, sahen sie sich von allen Seiten von einer von Waffen starrenden Mauer umgeben.
    Der Scheik Menalek sandte sofort einen Boten zu dem Anführer. Dieser letztere ließ auf Anraten Richemontes zunächst die Dschema, die Versammlung der Ältesten des Stammes, zu sich kommen, um sich ihrer zu versichern. Man versteht darunter nicht etwa ausnahmslos die an Jahren Ältesten. Es sind auch junge Männer mit dabei, gewöhnlich Verwandte des Scheiks. So kam es, daß sich auch Saadi, der Schwiegersohn des Scheiks Menalek, dabei befand. Diese wurden in Fesseln gelegt und dann einem Verhör unterworfen.
    „Ihr habt eine Karawane der Ibn Batta überfallen“, war die wiederholte Behauptung, welche man ihnen entgegenschleuderte.
    „Nein, wir sind unschuldig“, war ihre stehende, bestimmte Antwort.
    „Man wird suchen und finden!“ drohte endlich der Kommandeur.
    „Ja, man wird allerdings finden“, antwortete Menalek. „Wir fanden des Morgens vier beladene Kamele neben unseren Zelten und haben sie zu uns genommen. Und dann fanden wir auf unserem Gebiet die Leichen der Beraubten. Wir begruben sie nach den Regeln des heiligen Koran, nahmen ihnen aber vorher weg, was ihnen nichts mehr nützen konnte. Das alles werdet ihr finden.“
    Das wurde natürlich nur für Ausflucht gehalten. Man holte mehr und mehr Männer aus dem Lager, bis endlich die ganze männliche Bevölkerung in Banden lag. Jetzt wurde das Urteil gefällt. Es lautete kurz und bestimmt auf Tod durch die Kugel.
    Die Kunde davon rief ein geradezu unbeschreibliches Jammergeschrei unter den Weibern und Kindern des Lagers hervor. Sie wollten bitten und flehen, sie wollten sich den unmenschlichen Richtern weinend zu Füßen werfen, aber das Lager war mit Posten umstellt worden, so daß niemand es verlassen konnte.
    Bereits zu Mittag, als die Sonne am höchsten stand, sollte die Vollstreckung des Todesurteiles beginnen. Um diese Zeit schritt der Cousin Richemontes durch die Postenkette in das Lager. Überall tönten ihm Jammergeschrei und Wehklagen entgegen; er hörte nicht darauf. In das Zelt des Scheiks trat er ein. Das Weib desselben und Liama lagen weinend am Boden. Sie sprangen empor, als sie ihn erblickten.
    „Salam aaleïkum“, grüßte er.
    „Wie, du bringst den Gruß des Friedens“, rief das arme Weib, „und draußen harrt der Tod unserer Männer und Söhne!“
    „Es wird keiner entgehen; nur euch allein bringe ich Frieden. Ist Liama bereits das Weib Saadis geworden?“
    „Ja“, antwortete ihre Mutter.
    Liama war als Frau noch schöner denn als Mädchen. Vor Jammer hatte sie die gewohnte Sorgfalt für ihr

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