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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Äußeres außer acht gelassen; ihr Gewand hatte sich verschoben, so daß das Auge des fast unsinnig verliebten Schurken genug Punkte fand, an denen sich seine Glut verdoppeln konnte.
    „Der Scheik muß sterben und auch Saadi!“ sagte er.
    „O Allah, gibt es keine Rettung für sie?“ rief Liama.
    „Keine.“
    Da näherte sie sich ihm und sagte, indem sie die Hände faltete:
    „Du bist ein Freund der Franken. Unsere Männer sind unschuldig. Du vermagst viel. Vielleicht könntest du sie retten.“
    „Es ist mir nur erlaubt, zwei zu retten.“
    „Wen, wen?“ fragten die beiden Frauen schnell.
    „Ich darf sie mir auswählen.“
    „Oh, so rette den Scheik, meinen Mann!“ rief die Mutter.
    „Und rette Saadi, welcher schuldlos ist!“ rief die Tochter.
    „Welchen Dank erhalte ich?“ fragte er.
    „Fordere alles, was du begehrst!“ sagte die Mutter.
    „Nun wohl! Ich habe Liama zum Weib begehrt, und man hat sie mir verwehrt. Wenn sie einwilligt, mein Weib zu werden und mit mir zu ziehen, so sollen der Scheik und Saadi gerettet werden.“
    Liama erbleichte. Ihre Mutter dagegen erschrak nicht so sehr. Einen anderen Schwiegersohn zu haben, das war nicht so schlimm als der Tod ihres Mannes.
    „Wirst du Wort halten?“ fragte sie.
    „Ja“, antwortete er.
    „Schwöre es mir!“
    „Ich schwöre es beim Barte des Propheten!“
    Liama aber rang die Hände und rief:
    „Er mag schwören, ich gehe doch nicht mit ihm!“
    „Willst du die Mörderin deines Vaters sein?“ klagte ihre Mutter.
    „Ich kann nicht! Ich liebe ihn nicht. Ich gehöre zu Saadi!“
    „Nein; er gibt dich frei, um dich zu retten“, antwortete er.
    „Beweise es!“ rief die Mutter.
    „Auch der Scheik befiehlt euch, zu tun, was ich verlange, damit er sein Leben nicht verliere.“
    „Beweise es!“
    „Hier!“ sagte er.
    Er zog aus der Tasche ein Stück beschriebenes Pergament hervor, welches in französischer Sprache und arabischer Schrift beschrieben war.
    „Hier ist das Dokument, welches unser Kommandant und der Scheik und Saadi unterschrieben haben. Kennt ihr das Siegel des Scheiks?“
    „Ja“, antworteten beide.
    „So seht her und lest diese Schrift!“
    Die Mutter konnte nicht lesen; aber Liama buchstabierte den Befehl ihres Vaters und ihres Mannes zusammen. Beide geboten ihr, augenblicklich mit dem Überbringer dieses Schreibens zu gehen, um Mann und Vater zu retten und so ein Allah wohlgefälliges Werk zu tun.
    „Kennt ihr auch die Hamaïls des Scheiks und Saadis?“ fragte er weiter.
    „Ja“, antwortete sie.
    Unter Hamaïl versteht man ein Exemplar des in Mekka geschriebenen Koran, welches sich die Pilger dort kaufen und dann während der ganzen Lebenszeit am Hals tragen. Nur in der alleräußersten Not gibt der Moslem dieses Hamaïl von sich.
    „Hier sind sie beide!“
    Bei diesen Worten reichte er ihnen die zwei Koranexemplare hin, die sie sofort erkannten. Das war mehr als genug Beweis für sie.
    „Ich glaube dir!“ sagte die Mutter.
    Sie ahnte nicht, daß das Schreiben gefälscht war, und daß der unmenschliche Schurke den beiden Gefangenen Siegel und Hamaïl mit Gewalt entrissen hatte. Liama hatte sich schluchzend auf den Boden geworfen.
    „O Allah, o Allah!“ rief sie. „Sie gebieten es mir; aber ich kann dennoch nicht! O Allah, Allah, was soll ich tun!“
    „Gehorchst du nicht, so müssen sie sterben“, antwortete der Franzose kalt.
    „Meine Tochter, gedenke deiner Pflicht!“ mahnte die Mutter ängstlich.
    „Ja“, meinte der verkappte Franzose. „Ich werde vor das Zelt treten, um euch eine kleine Weile zur ruhigen Überlegung allein zu lassen. Beredet euch, und tut dann, was ihr beschlossen habt. Aber zögert nicht lange, die Zeit ist kostbar.“
    Er trat hinaus. Im ganzen Zeltdorf ertönte lautes Wehklagen, und doch hörte er noch deutlich das verzweifelte Jammern im Inneren des Zelts. Harte Worte der Mutter ließen sich dazwischen vernehmen.
    Da plötzlich krachte draußen vor dem Lager eine Gewehrsalve. Ein einziger, aber vielstimmiger, schriller Angstschrei ertönte durch das Lager. Er trat in das Zelt, dessen Tür das Weib des Scheiks soeben aufreißen wollte. Liama stand totenbleich inmitten des Raums.
    „Wer hat geschossen? Was hat man getan?“ fragte die Mutter.
    „Man hat die ersten fünf Mann soeben erschossen“, antwortete er.
    „O Allah! Ist der Scheik dabei?“
    „Noch nicht; aber in zwei Minuten werden wieder fünf Mann fallen, und der Scheik und Saadi werden dabei sein.“
    „Liama

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