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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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in die Hände dieser beiden gewissenlosen Schurken fallen sollten!
    Fritz hatte genug gehört; er brauchte nicht mehr zu lauschen. Daher kletterte er an dem Spalier wieder hinab und entfernte sich so vorsichtig, daß ihn niemand bemerkte. Dann blieb er überlegend stehen.
    „Hm!“ sagte er sich. „Ich könnte den Streich vereiteln, ohne die beiden Damen in Gefahr zu bringen. Ich brauchte ihnen denselben einfach nur zu verraten. Wenn ich jetzt zu ihnen gehe und ihnen erzähle, was ich gehört habe, so werden sie das Schloß sofort mit mir verlassen. Wir gehen in das Dorf, steigen in den Wagen und fahren nach Etain. Berteu hat dann den Ärger und das Nachsehen. Aber soll er wirklich so billig davonkommen? Eine kräftigere Lehre ist ihm recht gut zu gönnen, und die möchte ich ihm herzlich gern geben. Übrigens spricht mich diese alte Mühle außerordentlich an. Es ist mir, als ob dort etwas zu holen sei. Und der Kutscher hat auch einen anderen Lohn verdient, als er sich einbildet.“
    Der brave Fritz war ein verwegener Charakter, aber doch nicht unvorsichtig. Er legte sich alle Gründe für und wider zurecht und kam endlich zu dem Entschluß:
    „Gut, es wird gewagt. Zwei Revolver und zwei kräftige Fäuste sind genug, um mit diesem Berteu und seinem Freund Ribeau fertig zu werden, den Spaß, den ich mir persönlich machen werde, gar nicht mit in Rechnung gebracht.“
    Er begab sich in das Dorf und suchte wieder die Schenke auf. Dort versah er sich mit einem Licht und sagte dem wartenden Kutscher, daß er ein Bote der beiden Damen sei, die ihn ersuchen ließen, von jetzt an in einer Stunde mit dem eingespannten Geschirr auf sie zu warten. Es war das eine Vorsichtsmaßregel, welche er für etwaige Eventualitäten traf. Sein Plan konnte ja auch anders ausfallen, als er dachte.
    Nun begab er sich nach dem Schloß zurück und bog da in den Fahrweg ein, welcher nach der Pulvermühle führte, und wo der Kutscher warten sollte. Der letztere war noch nicht da, doch dauerte es gar nicht sehr lange, so hörte Fritz Pferdegetrappel und das leise, langsame Rollen von Rädern. Er war im Stall der Schenke gewesen und hatte da noch einige kurze Stricke gesucht, die er zu sich gesteckt hatte.
    Er befand sich an einer etwas breiteren Stelle der Straße, weil er sich gesagt hatte, daß hier der Kutscher jedenfalls umlenken und dann warten werde. Das geschah auch. Der Mann stieg vom Bock, befestigte die Zügel und öffnete den Kutschenschlag, um hineinzusteigen und es sich dort bequem zu machen.
    Das war der geeignete Augenblick. Fritz huschte unhörbar unter dem Baum, hinter dem er sich versteckt gehabt hatte, hervor und legte dem Kutscher die beiden Hände so fest um die Kehle, daß der so unerwartet Überfallene keinen Laut ausstoßen konnte. Der Mann war vor Schreck ganz steif und bewegungslos, und als Fritz seine Finger noch fester zusammenschloß, stieß der Franzose ein tiefes Röcheln aus und sank zur Erde. Er war beinahe erwürgt und hatte die Besinnung verloren.
    Fritz nahm ihm den Mantel und den breitkrempigen Hut ab, legte beides einstweilen zur Seite, faßte den Mann dann und schleifte ihn eine ziemliche Strecke in den Wald hinein. Dort fesselte er ihn mit Hilfe seiner Stricke an einen Baum und band ihm sein eigenes Taschentuch vor den Mund, damit er, zur Besinnung zurückgekehrt, sich nicht durch Rufen Hilfe verschaffen könne.
    Dann kehrte er zu dem Wagen zurück, nahm den Mantel um, vertauschte den breitkrempigen Hut mit dem seinigen, den er einstweilen in den Sitzkasten steckte, machte die Zügel los, griff zur Peitsche und stieg auf den Bock.
    Nun war er bereit und wartete auf den Boten, der ihn holen sollte. Dieser kam nach vielleicht einer Viertelstunde.
    „Pst!“ sagte er, als er die Kutsche erreicht hatte.
    „Ja“, antwortete Fritz halblaut. „Ist's Zeit?“
    „Ja, aber nicht zu schnell, denn vom Dorf ist es weiter hin als von hier.“
    Die Pferde zogen an. Nach kurzer Zeit hielt Fritz vor der Tür, aber so, daß ihn das Licht nicht treffen konnte. Er hatte den Kragen hochgeschlagen und die Hutkrempe ziemlich weit heruntergebogen, so daß man sein Gesicht gar nicht erkennen konnte.
    Nanon und Madelon traten aus der Tür, von Berteu, seiner Mutter und einigen Gästen begleitet. Sie nahmen Abschied und stiegen ein. Berteu näherte sich den Pferden und flüsterte dem Kutscher zu:
    „Umweg wenigstens eine halbe Stunde.“
    Fritz nickte mit dem Kopf und fuhr dann ab, natürlich in der Richtung nach dem Dorf

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