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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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draußen aus scharf im Auge.
    Erst nach langer Zeit erhob sich Berteu und ging zur Tür hinaus. Fritz bückte sich nieder und kroch auf der Veranda leise nach der Gegend hin, in welcher sich das Zimmer befand, welches er für dasjenige Berteus gehalten hatte. Er hatte diesen Punkt noch nicht erreicht, als aus dem geöffneten Fenster ein Ruf erschallte:
    „Mathieu!“
    „Ja, Herr!“
    Diese Antwort kam von der Kutscherwohnung herauf.
    „Schnell zu mir!“
    Fritz blieb vorsichtig liegen. Unten hörte er die Schritte des Gerufenen. Nachdem diese im Innern des Hauses verklungen waren, kroch er weiter und gelangte an das Fenster, welches der warmen Abendluft wegen geöffnet war. Er bemerkte, daß Berteu, eine Zigarre rauchend, an dem offenen Fenster saß. Der Kutscher trat ein. Fritz konnte von dem nun folgenden Gespräch jedes Wort verstehen.
    „Nun, hast du die Augen aufgetan?“ fragte Berteu.
    „Und wie! Je besser man bezahlt wird, desto schärfer kann man sehen!“
    „War das Geschirr fein?“
    „Na, Mittelsorte, so ungefähr wie das unsrige.“
    „Die Pferde?“
    „Zwei Braune, grad wie wir auch haben.“
    „Der Kutscher?“
    „Von meiner Statur, lang und stark.“
    „So glaubst du also, daß es im Dunkel der Nacht möglich ist, unser Gespann mit dem fremden zu verwechseln?“
    „Ganz sicher. Nur müßte man sich vor Beleuchtung hüten.“
    „Das versteht sich ganz von selbst! Kannst du dir vielleicht denken, um wen es sich handelt?“
    Der Kutscher zog eine Grimasse und antwortete:
    „Natürlich um diejenigen, welche mit dem fremden Geschirr gekommen sind. Wenn es anders wäre, müßte ich mich außerordentlich irren.“
    „Du hast allerdings ganz richtig geraten, alter Schlaukopf. Es handelt sich um einen Streich, den ich meinen Pflegeschwestern spielen will, von dem aber niemand etwas ahnen und erfahren darf. Wir wollen ihn beraten. Deine Rechnung wirst du schon dabei finden.“
    Der Kutscher knurrte etwas, was der Lauscher nicht verstehen konnte. Jedenfalls aber sollte es etwas wie eine Zustimmung bedeuten. Charles Berteu fuhr fort:
    „Ich muß dir nämlich sagen, daß ich etwas von den beiden Mädchen erfahren will, was sie mir nicht freiwillig mitteilen wollen. Ich muß sie also dazu zwingen. Dies kann aber nur dadurch geschehen, daß ich sie in Furcht jage, natürlich ohne ihnen wirklich ein Leid widerfahren zu lassen. Solche Mädchen öffnet die Furcht den Mund am leichtesten. Dabei nun sollst du mir behilflich sein.“
    „Gern, wenn ich nämlich keinen Schaden davon habe“, antwortete der Mann.
    „Schaden ganz und gar nicht. Du sollst ja nicht einmal wissen, welchen Scherz ich mit ihnen vornehmen will.“
    „Das ist mir lieb, denn Ihre Scherze pflegen zuweilen nicht sehr spaßhaft zu sein.“
    „Soll das ein Vorwurf sein oder vielleicht selbst ein Scherz?“
    „Keins von beiden. Was ich sage, sollte nichts sein, als eine einfache Bemerkung, welche mir von der Erfahrung diktiert wurde.“
    „Ich will nicht untersuchen, wie weit du als mein Diener zu einer solchen Einschaltung berechtigt bist. Heute handelt es sich um einen wirklichen Scherz, nämlich um so eine Art von Entführung.“
    „Donnerwetter. Ist das nicht gefährlich?“
    „Nein. Die beiden Mädchen kommen ja sofort wieder frei.“
    „Das lasse ich eher gelten. So einen Spaß kann sich ein Bruder mit seinen Schwestern schon erlauben.“
    „Gut. Wir sind also ganz einer Meinung. Die Schwestern wollen nämlich heute bereits abreisen. Ich habe sie gebeten, länger zu bleiben; sie aber wollen nicht. Sie werden ihren Wagen kommen lassen und wegfahren. Da ist nun mein Plan, daß sie nicht nach der Stadt gefahren werden, sondern an einen Ort, von welchem aus sie gezwungen sind, wieder nach hier zurückzukehren. Auf diese Weise setze ich meinen Willen durch, sie länger hier in der Heimat zu behalten.“
    „Da sehe ich noch nicht ein, was ich dabei tun könnte. Sie werden den Kutscher aus Etain kommen lassen, und dieser fährt die Mädchen natürlich dahin, wohin sie wollen.“
    „Dummkopf! Siehst du denn nicht ein, weshalb ich dich in die Schenke geschickt habe?“
    „Nun, um zu sehen, welche Ähnlichkeit zwischen ihrem Geschirr und dem unsrigen ist.“
    „Und weshalb habe ich mich darüber unterrichten wollen?“
    „Das weiß ich nicht.“
    „Und kannst es auch nicht erraten?“
    „Das Raten ist niemals meine starke Seite gewesen.“
    „Nun, so muß ich dir allerdings zu Hilfe kommen. Du sollst anstelle ihres Kutschers

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