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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu. Die beiden Damen hatten wirklich nichts bemerkt und waren ganz ohne Ahnung der Gefahr, welche ihnen gedroht hatte. Eine kurze Strecke vor dem Dorf hielt der Wagen, und sie bemerkten, daß der Kutscher vom Bock stieg. Nanon öffnete das Fenster und fragte:
    „Was gibt es? Warum halten Sie?“
    „Weil ich mit Ihnen zu sprechen habe.“
    Sofort wurde es den beiden angst. Was konnte dieser Mensch hier mit ihnen zu sprechen haben?
    „Steigen Sie nur wieder auf“, gebot Madelon. „Im Dorf ist es auch noch Zeit, uns Ihre Mitteilungen zu machen.“
    „Nein, Mademoiselle Madelon“, antwortete er, nähertretend, mit seiner richtigen Stimme.
    „Mein Gott!“ rief Nanon. „Das ist ja nicht der Kutscher! Diese Stimme kenne ich; das ist ein anderer!“
    „Nun, wer bin ich, Mademoiselle Nanon?“
    „Sie sind – ah, Monsieur Schneeberg, sind Sie es?“
    „Ja, kein anderer. Fürchten Sie sich nicht.“
    „Gott sei Dank! Mir begann bereits angst zu werden. Aber, Monsieur, wo ist denn unser Kutscher?“
    „Im Dorf wartet er auf Sie mit seinem Wagen.“
    „Ah! Ist denn dieser nicht der seinige?“
    „Nein. Dieser Wagen nebst Pferden gehört Ihrem lieben Bruder Charles Berteu.“
    „Gott, was hat das zu bedeuten? Der Wagen des Bruders! Laß uns sofort aussteigen, Madelon!“
    „O bitte, warten Sie noch“, bat Fritz.
    „Aber das geht nicht mit rechten Dingen zu.“
    „Allerdings nicht. Sie sollten entführt werden.“
    „Entführt!“ riefen beide.
    „Ja. Aber ich hatte Ihnen doch versprochen, über sie zu wachen.“
    „Ich danke Ihnen, Monsieur. Aber inwiefern sollten wir denn entführt werden?“
    „Sie sollten nach der Pulvermühle geschafft werden, wo Sie von Berteu und Ribeau erwartet werden.“
    „Ribeau, dessen ich mich kaum erwehren konnte!“ sagte Madelon.
    Fritz erzählte ihnen alles, bis der Plan ihres Bruders klar vor ihren Augen lag. Sie schauderten.
    „Welche Schlechtigkeit!“ meinte Nanon. „Ich hätte diesen Tag nicht überlebt.“
    „Ich auch nicht“, fügte Madelon hinzu. „Herr Schneeberg, Sie haben uns das Leben gerettet. Fahren wir eilig nach dem Dorf!“
    „Fürchten Sie sich wirklich so sehr vor diesen beiden Menschen?“ fragte er.
    „Nun Sie bei uns sind, haben wir keine Angst mehr.“
    „Das ist mir sehr lieb; denn das gibt mir den Mut, eine recht große Bitte auszusprechen.“
    „Reden Sie, lieber Monsieur Schneeberg“, sagte Madelon.
    „Ich möchte am liebsten nicht nach dem Dorf.“
    „Wohin sonst?“
    „Ich möchte Sie lieber nach der Mühle fahren.“
    „Mein Gott! Zu diesen beiden Menschen? Warum? Ich begreife das nicht.“
    „Um sie vor Ihren Augen zu bestrafen. Und außerdem habe ich noch einen besonderen Grund, mir das Innere dieser Mühle einmal anzusehen.“
    „Aber, Monsieur, welche Gefahr für uns!“
    „Nicht die mindeste! Oder haben Sie kein Vertrauen zu mir?“
    „Gewiß vertrauen wir Ihnen. Sie sind stark, mutig und treu!“
    „Und vorsichtig!“ fügte er hinzu. „Ich werde Sie ganz gewiß nicht einer Gefahr aussetzen, welcher ich nicht zu begegnen vermag.“
    „Davon sind wir überzeugt. Aber die einsame Mühle. Und diese beiden Menschen dort.“
    „Sollen sie nicht bestraft werden?“
    „Eigentlich, ja. Was sagst du dazu, Madelon?“
    „Ich würde ihnen eine Strafe gönnen.“
    „Du hast also Mut, mit hinzufahren?“
    „Ja, da Herr Schneeberg uns versichert, daß er uns schützen werde.“
    „Aber was wird dort geschehen? Was haben wir zu tun?“
    „Ich werde“, antwortete Fritz, „die Rolle des instruierten Kutschers spielen. Ich fahre bei der Mühle vor und tue so, als ob wir uns verirrt haben. Man wird uns im Dunkeln öffnen und dann hinter uns die Tür verschließen.“
    „Dann sind wir gefangen.“
    „Das ist mir lieb. Man wird Sie sodann nach der Schreibstube Ihre Bruders bringen.“
    „Uns allein? Ohne Sie?“
    „Allerdings; aber Sie stehen trotzdem unter meinem Schutz. Haben Sie bereits einmal einen Revolver in der Hand gehabt?“
    „Ja“, antworteten beide.
    „Hier sind zwei; stecken Sie dieselben zu sich, um sie im Notfall zu gebrauchen. Schießen Sie in Gottes Namen jeden nieder, der Sie nicht mit Achtung behandelt. Ich werde die Folgen auf mich nehmen.“
    „Einen Menschen erschießen!“ sagte Madelon schaudernd.
    „Oh, soweit wird es gar nicht kommen. Wenn diese beiden Kerle die Waffen sehen, werden sie den Mut verlieren. Diese Sorte von Menschen pflegen Feiglinge zu sein. Wo liegt die Schreibstube? Sie

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