58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien
der Paare?“
„Gewiß! Nicht?“
„Pah! Zwei Freunde und zwei Schwestern! Laß uns zunächst eine Zigarre anbrennen.“
„In einer Pulvermühle?“
„Es ist jetzt keine Gefahr vorhanden. Die Vorräte sind in dem Keller aufbewahrt, und in den oberen Räumen gibt es keine gefährlichen Stoffe.“
Er öffnete das Schreibpult, in welchem sich auch die Zigarren befanden, und nachdem sie sich je eine angesteckt hatten, nahmen sie nebeneinander Platz.
„Ich bin wirklich ungeheuer gespannt auf die erstaunten und betroffenen Gesichter, welche wir sehen werden“, meinte Berteu.
„Wir müssen den ersten Schreck benutzen. Der Schreck lähmt den Widerstand. Ich wette, daß Madelon von mir zehn Küsse erhalten hat, ehe sie nur zu Worte kommt.“
„Vielleicht geht es anders, als du denkst.“
„Wie anders soll es gehen? Sie werden erst zürnen, dann bitten und zuletzt die liebevollsten Damen sein. Horch!“
„Das ist der Kutscher mit der Peitsche.“
„Gehen wir!“
Sie begaben sich nach der Einfahrt, wo Ribeau die Unterredung mit dem Kutscher führte. Nachdem die Schwestern ausgestiegen waren, geleiteten sie dieselben durch den dunklen Mühlenraum nach der Schreibstube.
Berteu öffnete dieselbe und die beiden Damen traten ein, die Männer hinter ihnen. Die letzteren hatten sich eingebildet, nun die verworrensten Ausrufe des Schreckens und der Angst zu hören; darum waren sie nicht wenig erstaunt, als die Mädchen wortlos nach dem kleinen Sofa schritten und sich nebeneinander auf demselben niederließen.
Dies war eine gute Berechnung. Sie hatten da die eine Wand im Rücken, die andere an der Seite und den Tisch vor sich.
Berteu blickte Ribeau an und dieser ihn. Einer geradeso verwundert wie der andere. Sie vergaßen ganz, sich den beiden Damen zu nähern. Endlich sagte Berteu:
„Donnerwetter, ihr seid es? Wer hätte das gedacht! Aber sagt doch nur, wie ihr euch verirren konntet?“
„Und zwar nach rückwärts verirren?“ fügte Ribeau hinzu.
„Die Schuld liegt jedenfalls beim Kutscher“, antwortete Nanon.
„So habt ihr euch einen sehr dummen Menschen gemietet.“
„Oder du hast uns einen sehr verschlagenen Kerl auf den Bock gesetzt!“
Er lachte laut auf.
„Denkst du?“ fragte er.
„Ja, das denke ich! Entweder sehr verschlagen oder sehr stupid!“
„Jedenfalls das erstere!“
„Ich denke vielmehr das letztere.“
„Was kann das Leugnen nützen? Wäre er stupid, so hätte er meine Befehle nicht so gut ausgeführt. Wir wollten euch für einige Stunden hier bei uns sehen. Nun können wir es euch erzählen, wie wir das angefangen haben. Natürlich aber nehmen wir bei euch Platz. Ich hoffe, daß ihr nichts dagegen habt.“
Er schickte sich an, den Tisch zur Seite zu schieben.
„Nein“, antwortete Nanon, „vorausgesetzt, daß ihr auch nichts hiergegen habt!“
Sie zog dabei ihren Revolver hervor, und Madelon tat dasselbe.
„Alle Teufel!“ rief Berteu. „Sie sind bewaffnet!“
„Das habt ihr nicht erwartet, nicht wahr? Ich sage euch, daß wir den, der uns anzurühren wagt, niederschießen werden!“
„Unsinn! Wo habt ihr diese Waffen her? Ihr hattet sie doch am Tag nicht.“
„Leuten eures Schlages gegenüber muß man stets bewaffnet sein!“
„Aber“, bemerkte Ribeau, „man muß auch verstehen, mit den Waffen umzugehen.“
Er schien ein gewandter Turner zu sein. Ein rascher Schritt an den Tisch, und sich schnell überbiegend, hatte er mit einem kühnen Griffe seiner Hände die beiden Revolver gepackt und den schwachen Frauenhänden entrissen. Ein zweistimmiger Schreckensschrei erscholl. Die beiden Männer lachten.
„So“, sagte Ribeau, „jetzt sind wir die Herren der Situation und werden unsere Gesetze vorschreiben.“
„Noch nicht!“
Diese beiden Worte wurden hinter ihm gesprochen. Er wollte sich umdrehen, kam aber nicht dazu, denn ein gewaltiger Faustschlag sauste auf seinen Kopf herab, so daß er wie ein Klotz zu Boden fiel. Berteu fuhr zurück, er glaubte seinen eigenen Kutscher vor sich zu haben.
„Mensch! Schurke!“ rief er. „Was fällt dir ein? Ich jage dich auf der Stelle aus –“
Er sprach nicht weiter, denn ein ebensolcher Faustschlag hatte ihn getroffen, so daß er nun neben seinem Kumpan auf der Diele lag. Jetzt erst legte Fritz den Hut und den Mantel ab.
„So!“ sagte er. „Diese beiden Messieurs werden einige Zeit lang kein Wort mehr reden. Ich kenne meinen Hieb. Zunächst wollen wir einmal von dieser Sorte kosten!“
Er öffnete
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