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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nachzusuchen?“
    „Ja. Ist sie zu sprechen?“
    „Sie ist ganz allein in ihrem Zimmer. Soll ich Sie anmelden, oder –“
    „Bitte, anmelden!“
    Der Arzt öffnete die Tür und sagte hinein:
    „Herr Doktor Müller aus Ortry. Ist es erlaubt?“
    „Ja. Herein!“
    Als Müller eintrat, hatte Emma sich von ihrem Sitz erhoben. Sie wartete, bis er die Tür zugemacht hatte, dann eilte sie auf ihn zu und fiel ihm um den Hals.
    „Richard, lieber Richard!“ sagte sie, ihn herzlich küssend. „Endlich! Da draußen an der Bahn durfte ich ja gar nicht merken lassen, daß ich dich kenne!“
    „Meine liebe Emma! Wer hätte gedacht, daß ich dich hier sehen würde!“
    „Kannst du mir verzeihen?“
    „Nun, einen ziemlichen Strich durch die Rechnung macht mir dein Kommen schon.“
    „Schadet es sehr?“
    „Vielleicht nicht; aber wenn man dich erkennt!“
    „Wer sollte mich erkennen?“
    „Der alte Kapitän!“
    „Oh, der soll mich gar nicht sehr zu sehen bekommen!“
    „Und dann unsere große Ähnlichkeit!“
    „Ähnlichkeit? O weh! Bin ich dir auch jetzt noch ähnlich? Ich danke! Dieses Haar!“
    „Falsche Perücke!“
    „Der prachtvolle Bart fort!“
    „Er mußte weichen!“
    „Dieser Zigeunerteint!“
    „Abgekochte Walnußschale! Sogar hier an den Händen!“
    „Und dann dieser – dieser – schauderhaftes Wort! – dieser fürchterliche Buckel!“
    „Wurde für notwendig gehalten!“
    „Aber ich schäme mich in deine Seele hinein!“
    „Pah! Die Metamorphose wird nicht auf sich warten lassen!“
    „Hoffentlich! Also setze dich und beichte! Wie steht es mir dem Krieg?“
    „Er ist vor der Tür.“
    „Und mit dem Sieg?“
    „Den erhalten wir!“
    „Gott sei Dank! Nun will ich herzlich beten, daß du nicht verwundert wirst! Der Maler ist bei Großpapa.“
    „Ah, doch!“
    „Großpapa wird ihn an der Nase führen. Schreibe nur gleich mehrere Berichte, die wir ihm in die Hände spielen.“
    „Das soll heute nacht geschehen. Aber nun ausführlich! Wie kommst du auf den Gedanken, mich zu überraschen?“
    „Aufrichtig gestanden, zunächst aus weiblicher Neugierde.“
    „Wegen Marion?“
    „Ja.“
    „Nun, wie gefällt sie dir?“
    Da wurde Emma ganz begeistert.
    „Ein wunderbar schönes, ganz und gar eigenartig schönes Mädchen!“ sagte sie.
    „Orientalisch, nicht?“
    „Ja, aber keineswegs jüdisch. Und dieser Geist, dieses Gemüt! Richard, ich bin in sie verliebt, ganz und gar verliebt, mehr als du selbst!“
    „Das macht mich glücklich! Denkst du, daß Großpapa ihr gut sein kann?“
    „Sofort, obgleich er ganz dagegen ist, daß du eine Französin heimführst.“
    „Es scheint also, du hast ihm mein Geheimnis verraten?“
    „Es ging nicht anders!“
    „Plaudertasche! Und du? Aufrichtig! Möchtest du nicht auch so glücklich sein, wie ich?“
    „Wie gern! Aber ich bin nun einmal ein großes, dummes Kind! Ich warte auf irgendeinen Prinzen. Der, den ich liebe, darf kein gewöhnliches Menschenkind sein.“
    „Was sonst? Ein Engel? Ein Halbgott?“
    „Nein, nein; das nicht. Ich kann nicht das rechte Wort finden es zu beschreiben. Ich habe eine ganze Fülle von Liebesbedürfnis in mir; ich befürchte, daß meine Zärtlichkeit einen Mann erdrücken möchte. Daher passe ich wohl für einen, der vorher viel gelitten hat.“
    „Einen Ritter!“
    „Aber nicht von der traurigen Gestalt! Schön muß er auf alle Fälle sein!“
    „Reich auch!“
    „Nein!“
    „Vornehm!“
    „Nein, aber edel und gut. Wenn ich so nachdenke, so meine ich, daß er dunkel sein müßte.“
    „O weh!“
    „Lockenköpfig! Südliches Profil!“
    „Oh, noch weher!“
    „Wieso?“
    „Ich habe keine Sympathie für Südländer. Sie sind wie Strohfeuer. Ein nördlicher Jüngling mit semmelblondem Scheitel und Lieutenantspatent, das wäre mein Ideal, wenn ich eine junge Dame wäre.“
    „Dann könntest du jeden guten Pommern heiraten. Die passen alle in diesen Rahmen. Hast du heute den Amerikaner gesehen, welcher mit beim Zug war?“
    „Wegen dessen das Unglück überhaupt passiert ist. Natürlich sah ich ihn. Was ist mit ihm?“
    „Das war ein schöner Mann!“
    „Pah! Ein Sklavenbaron!“
    „Das glaube ich nicht.“
    „Nun, dann ein Ölprinz oder Baumwollgraf. Oder er pflanzt Mais und Tabak.“
    Sie wendete sich ab und meinte schmollend:
    „Weiß du, daß ich ihm das Leben zu verdanken habe?“
    „Allerdings, du wirst dich bedanken müssen.“
    „Er ist auf Ortry?“
    „Ja.“
    „Wenn er wissen

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