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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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begegnet seien. Aber im Laufe der Unterhaltung erhaschte sie einen passenden Augenblick und raunte ihm zu:
    „Keine Sorge. Sie haben nichts zu befürchten.“
    Das beruhigte ihn. Nach der Tafel, während man sich noch unterhielt, befand er sich stets in der Nähe des Büffets. Er nahm sich ein Glas Wein und benutzte die Gelegenheit, diese vierzig Tropfen in das Glas des Alten fallen zu lassen.
    Als dann der Diener eintrat, mit einem kleinen Präsentierteller in der Hand, wußte er, was dieser wollte. Er schenkte sich selbst einen Absinth ein und fragte dann wie so nebenbei:
    „Ein Glas auch für den Herrn Kapitän?“
    „Ja, Herr Doktor.“
    „Hier.“
    Der Diener nahm das Glas und entfernte sich mit demselben.
    Nun begann eine Zeit des Wartens für Müller. Er hörte, daß Marion nach Thionville sei, um ihre neue Freundin Harriet de Lissa zu besuchen. Auch der Amerikaner hatte das Schloß verlassen, vielleicht zu demselben Zweck. Der Abend war nahe; da entstand ein sehr bemerkbares Hin- und Herlaufen in den Korridoren, und dann verließ ein Reitknecht das Schloß, um im Galopp auf der Straße nach Thionville hinzufegen. Müller verließ sein Zimmer und erkundigte sich, was das zu bedeuten habe.
    „Der Herr Kapitän ist plötzlich erkrankt“, antwortete der Diener, an den er sich gewendet hatte.
    „Was fehlt ihm?“
    „Er hat einen Krampfanfall.“
    „Heftig?“
    „O nein. Aber er scheint nicht sprechen und sich auch kaum bewegen zu können.“
    „O weh! Das klingt ja ganz und gar gefährlich.“
    Da räusperte sich der Mann und sagte leise:
    „Hm. Ich wollte, daß es gefährlich wäre!“
    „Pst! Um Gottes willen!“
    „Oh, Sie werden mich nicht verraten, Herr Doktor. Aber an dem Alten würden wir doch nur unseren Peiniger verlieren.“
    Nach angemessener Zeit kehrte der Diener zurück. Doktor Bertrand kam mit ihm und begab sich sogleich zu dem Patienten. Er untersuchte den letzteren und erklärte den Anfall für zwar heftig, aber keineswegs gefährlich. Er blieb zum Abendessen da. Als er im Speisesaal erschien, wurde er mit Fragen bestürmt.
    „Haben Sie keine Sorge“, antwortete er. „Es handelt sich um eine Krampfart, welche keineswegs gefährlich ist.“
    „Aber er kann bereits nicht mehr sprechen“, sagte die Baronin, welche es für angezeigt hielt, eine Besorgnis zu zeigen, welche Sie keineswegs empfand.
    „Er wird die Sprache wiederfinden.“
    „Und die Bewegung hat er verloren.“
    „Er wird lernen, sich wieder zu bewegen. Ich kenne diese Krankheit sehr genau und kann Sie vollständig beruhigen. Der Herr Kapitän wird zwei Tage und zwei Nächte lang unbeweglich liegen und dann wie aus einem tiefen Schlaf erwachen. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf.“
    Er warf dabei auf Müller einen Blick, der diesem sagte, daß diese Worte besonders an ihn gerichtet seien, um ihn zu benachrichtigen, daß er von jetzt an zwei Tage lang freie Hand habe, nach Belieben zu schalten und zu walten.
    Daher begab sich der Erzieher zu der angegebenen Zeit in den Wald, wo Fritz seiner bereits wartete.
    „Guten Abend“, sagte der letztere. „Er hat die Tropfen, und sie haben sehr gut gewirkt.“
    „Woher weißt du das?“
    „Der Arzt wurde geholt; das genügt, um zu wissen, woran man ist. Wie steht es, Herr Doktor? Wann beginnen wir unsere Entdeckungsreise?“
    „Sogleich.“
    „Ah, das ist gut. Haben Sie alles mit?“
    „Natürlich. Wir steigen in dem Gartenhäuschen ein.“
    Das geschah. Sie gelangten unter das Häuschen, da, wo rechts sich der Gang nach dem Schloß zog, und links eine verschlossene und verriegelte Tür zu sehen war.
    Sie hatten die Laternen angebrannt, und Fritz blickte neugierig in den dunklen Gang hinein.
    „Hier muß es nach dem Schloß gehen. Nicht?“ fragte er. „Schlagen wir diese Richtung ein?“
    „Nein. Ich habe diesen Teil der Geheimnisse bereits studiert. Jetzt muß ich wissen, was sich hinter dieser Tür verbirgt.“
    „Werden wir sie öffnen können?“
    „Ich hoffe es. Wir haben ja die Hauptschlüssel.“
    Er probierte, und wirklich, es ging. Sie sahen, nachdem sie geöffnet hatten, einen Gang vor sich, welcher ganz dieselbe Beschaffenheit mit demjenigen hatte, der nach dem Schloß führte; sie schlossen die Tür hinter sich wieder zu und schritten dann langsam vorwärts.
    Nach einiger Zeit bemerkten sie zur Seite eine Tür und dann wieder eine.
    „Was mag da drin stecken?“ fragte Fritz.
    „Das werden wir später erfahren.“
    „Warum nicht jetzt?“
    „Ich will

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