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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nach fünf Uhr geschlafen zu haben. Dann hat sie die Nachricht erhalten, daß ihre Mutter, welche im nahen Dorf wohnt, erkrankt sei. Dorthin sei sie gegangen.“
    „Diese Aussage ist ihr vom Kapitän eingegeben worden.“
    „Ganz gewiß.“
    „Was haben Sie dazu gesagt?“
    „Ich habe getan, als glaube ich es.“
    „Das war vielleicht das richtige.“
    „Sie meinen also nicht, daß ich merken lasse, daß ich weiß, wo sie sich befunden hat?“
    „Man möchte allerdings gern erfahren, welcher Art ihre Unterhaltung mit dem Kapitän gewesen ist; aber es ist jedenfalls für uns vorteilhafter, so zu tun, als ob wir gar nichts wissen.“
    „Auch wenn der Kapitän mich wieder fragt?“
    „Er hat Sie bereits gefragt?“
    „Ja. Er verlangte, zu wissen, wo ich mich während dieser Nacht befunden habe.“
    „Welche Auskunft gaben Sie?“
    „Ich antwortete: In Sicherheit.“
    „Das war ein wenig zweideutig. Es erlaubt ihm, zu ahnen, daß Sie von seinem Plan gewußt haben.“
    „So war es wohl ein Fehler?“
    „Nein. Er befindet sich doch im Zweifel, und das ist gut für uns. Ein Mensch, der nicht weiß, woran er ist, wird auch nicht wissen, wie er sich zu verhalten hat. Übrigens war der Augenblick, an welchem Sie eintraten, für mich ein geradezu unbezahlbarer.“
    „Für mich ebenso. Aber nun befinde ich mich doch wohl noch ganz in derselben Gefahr!“
    „Für die nächsten drei Tage nicht; dafür werde ich Sorge tragen, gnädiges Fräulein. Ich hoffe, daß Sie dieser meiner Versicherung Glauben schenken.“
    „Ganz gern, Monsieur. Ich habe Sie als einen Mann kennengelernt, welcher weiß, was er spricht. Jetzt aber muß ich mich zurückziehen. Ich möchte nicht weniger vorsichtig sein als Sie.“
    Sie reichte ihm die Hand, welche er an seine Lippen führte; dann entfernte sie sich. Das geschah gerade zur richtigen Zeit; denn kaum hatte sie ihr Zimmer erreicht, so trat der Kapitän bei ihr ein. Das war um so auffälliger, als es außerordentlich selten zu geschehen pflegte, daß er sich persönlich zu ihr bemühte.
    Sein Blick flog scharf und forschend im Zimmer umher. Dann setzte er sich nieder und fixierte sie mit finsterem, unfreundlichem Blick. Sie blieb stehen und hielt seinen Blick ruhig aus, ohne mit der Wimper zu zucken.
    „Du wunderst dich, mich hier zu sehen?“ begann er.
    „Beinahe“, sagte sie.
    „Es ist allerdings kein gutes Zeichen, wenn man gezwungen ist, denjenigen, welche zu gehorchen haben, nachzulaufen.“
    „Oh, ich denke, daß ich zu jeder Zeit zur Verfügung stehe!“
    „Ganz im Gegenteil! Warum gingst du so schnell, als ich im Speisesaal mit dir zu sprechen hatte?“
    „Weil ich glaubte, daß unsere Unterredung zu Ende sei.“
    „Sie sollte erst beginnen.“
    „Davon hatte ich freilich keine Ahnung. Der Gegenstand schien erschöpft zu sein.“
    „Mitnichten. Ich wollte wissen, wo du dich während dieser Nacht befunden hast.“
    „Wer sagt dir, daß ich nicht hier gewesen bin?“
    „Ich habe erfahren, daß deine Zofe bei dir geschlafen hat!“
    „Ah. Du fragst die Zofe nach der Herrin aus? Das ist ein Verhalten, welches ich rügen muß. Nur im Bauernstand pflegt es vorzukommen, daß die Herrschaft sich auf diese Weise mit dem Gesinde ins Einvernehmen setzt.“
    Seine Brauen zogen sich zusammen, und die Spitzen seines Schnurrbarts stiegen empor. Er zeigte die langen, gelben Zähne und stieß dann hervor:
    „Was? Rügen? Rügen willst du mein Verhalten? Du?“
    „Allerdings!“
    „Mädchen, was fällt dir ein! Du überschätzest dich bedeutend. Du weißt nicht, mit wem du sprichst!“
    „Ich kenne dich lange genug, um dies wissen zu können!“
    „Und dennoch irrst du dich gewaltig. Du schlägst seit einiger Zeit einen Ton an, den ich mir sehr verbitten muß!“
    „Weil du stets gewohnt warst, diesen Ton für dich als Monopol in Anspruch zu nehmen. Du sagst, daß ich mich überschätze? Vielleicht ist das bei dir in noch viel höherem Grad der Fall. Was hast du mir noch zu sagen?“
    „Zunächst will ich wissen, wo du während der verflossenen Nacht gewesen bist.“
    „Darüber bin ich dir nicht Rechenschaft schuldig.“
    Da sprang er von seinem Sessel auf und rief:
    „Donnerwetter! Das bietest du mir?“
    „Ja“, antwortete sie ruhig.
    „So? Ah! Schön! Weißt du, wer hier Herr und Meister ist?“
    „Der Baron de Sainte-Marie, nicht aber der Kapitän Richemonte.“
    „Ich bin der Vater des Barons, dein Großvater.“
    „Beweise mir diese Verwandtschaft!“
    Er

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