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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ecke.“
    Den Alten überkam aufs neue ein kurzer, scharfer Husten. Er überwand ihn indes schnell und sagte:
    „Ich kann nur wiederholen, daß Sie geträumt haben müssen. Was sollte ich denn bei Ihnen wollen?“
    „Einsicht in meine Brieftasche nehmen.“
    „Monsieur, sind Sie denn ganz und gar des Teufels?“
    „Nein, ganz und gar nicht.“
    Die beiden standen sich drohend gegenüber. Der alte Kapitän sah sich zwar ertappt und durchschaut, war sich aber seines Sieges sicher; das gab ihm ein überlegenes Auftreten. Und was den Amerikaner betrifft, so fürchtete er den Kapitän in diesem Augenblick nicht im geringsten. Er meinte, daß das Gespräch höchstens in persönliche Tätlichkeiten auslaufen könne, und da fühlte er, der junge, gewandte Mann, sich dem alten in bezug auf Geschicklichkeit und Körperkraft weit überlegen. Beide hielten die Augen mit feindseliger Schärfe aufeinander gerichtet.
    „Was soll ich denn mit Ihrer Brieftasche beabsichtigt haben?“ fragte der Kapitän. „Zu welchem Zweck? Es ist mir ja sicher und genug, da wir den Kontrakt unterzeichnen werden!“
    „Doch nicht so sicher, als Sie meinen. Für uns beide war es keineswegs gleichgültig, ob dieser Inhalt aus sofort zahlbaren Papieren bestand oder nicht.“
    „Für mich war es gleichgültig.“
    „Nein, sonst hätten Sie sich nicht überzeugt.“
    „Aber ich bitte Sie! Sie haben wirklich geträumt. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!“
    Der Amerikaner zog die Schultern empor und schüttelte sich, als ob es ihn friere. Dann antwortete er:
    „Ehrenwort! Pah! Das Ehrenwort eines Mannes, der sich in das Zimmer seines Gastes schleicht!“
    Da stampfte der Alte mit dem Fuß auf und rief in drohendem Ton:
    „Herr, ich muß Sie unbedingt ersuchen, auf Ihre Ausdrücke besser achtzugeben. Es steht ein Offizier vor Ihnen, der sich nicht beleidigen läßt und gerade nur, weil Sie sein Gast sind, bis jetzt bemüht gewesen ist, seine Indignation zu beherrschen. Ich will selbst noch in diesem Augenblick annehmen, daß Sie unter dem Einfluß einer Täuschung handeln und sprechen. Denn nur eine Halluzination kann es gewesen sein, das liegt klar auf der Hand.“
    „Ich leide nicht an Halluzinationen.“
    „Aber bedenken Sie doch, daß ich Ihre Papiere nicht im Dunkeln zu erkennen vermag.“
    „Sie hatten Ihre Laterne mit.“
    „Fieberphantasie! Wahrhaftig, Fieberphantasie. Wie kann ich mit Licht in Ihr Schlafzimmer eindringen und Ihre Brieftasche öffnen, da ich doch gewärtig sein muß, daß Sie in jedem Augenblick die Augen aufschlagen.“
    „Sie glaubten, dafür gesorgt zu haben, daß ich sehr fest schlafen würde.“
    „Ich? Wieso denn?“
    „Durch den Schlaftrunk, den Sie mir gegeben hatten.“
    „Ich Ihnen einen Schlaftrunk gegeben? Das kann nur ein Tollhäusler behaupten. In welcher Weise habe ich Ihnen diesen Trunk denn beigebracht?“
    „Mit dem Glas Wein beim Abendessen.“
    Der Alte vermochte nicht zu begreifen, wie Deep-hill das alles wissen könne. Er war ganz und gar bestürzt, ließ es sich aber nicht merken, sondern sagte scheinbar im ruhigsten Ton:
    „Monsieur, ich will nicht aus den Augen lassen, daß Sie mein Gast sind, sonst –“
    Der Amerikaner machte eine hastige, abwehrende Handbewegung und fiel ihm dabei in die Rede:
    „Bitte, bitte, genieren Sie sich nicht. Sie haben mich nicht mehr als Ihren Gast zu betrachten, denn sobald wir diese Keller hinter uns haben, werde ich Schloß Ortry schleunigst verlassen. Ich kann unmöglich bei einem Mann wohnen bleiben, der mir nach dem Leben trachtet.“
    Dem Alten wollte die Sprache versagen. Nur ganz mühsam stieß er hervor:
    „Nach dem – Leben habe – ich Ihnen getrachtet?“
    „Ja.“
    „Beweisen Sie das!“
    „Warum etwas beweisen, was Sie selbst besser wissen als ich! Das ist unnötig.“
    „Aber bin denn ich toll, oder sind Sie es?“
    „Keiner von beiden. Ich sage die Wahrheit, und Sie spielen ein wenig Komödie.“
    „Mir will der Verstand stillstehen. Ich Ihnen nach dem Leben getrachtet! Selbst wenn das, was Sie bisher behaupteten, wahr wäre, liegt doch darin ganz und gar nichts Lebensgefährliches für Sie. Ich wäre dann in Ihr Zimmer gekommen, um zu sehen, welcher Art Ihre Papiere sind, nicht aber in der Absicht, Ihnen nach dem Leben zu trachten.“
    „Das gebe ich ja zu, aber ich meine nicht gerade dieses.“
    „Was denn sonst?“
    „Die Entgleisung des Zuges.“
    Der Kapitän fuhr zurück, als ob er einen Abgrund vor sich sähe.
    Seine

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