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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welchem Grund fragen Sie? Muß man, um ein Glas Wein bei Ihnen zu trinken, sich legitimieren?“
    „Nein; das nicht, aber ich liebe es, die Herren zu kennen, welche bei mir verkehren. Sie wissen ja, Monsieur, es ist Pflicht eines Wirtes, jeden nach seinen begründeten Ansprüchen zu behandeln.“
    „Möglich. Was mich betrifft, so sind meine Ansprüche nicht groß. Ich bin Erzieher. Auf Schloß Ortry.“
    Ein leises Zucken ging über das Gesicht des Wirtes. Er ließ sein Auge von dem einen auf den anderen herüber und hinüber schweifen und fragte:
    „So sind Sie Herr Doktor Müller? Sie haben das gnädige Fräulein gerettet? Und auch den jungen Baron Alexander?“
    „Es gelang mir, ihn vor dem gefährlichen Sturz zu bewahren.“
    „Sie müssen ein sehr mutiger Mann sein.“
    Dabei musterte er ihn mit offenbar mißtrauischem Blick.
    „Pah! Man tut seine Pflicht“, meinte Müller kalt.
    „Haben diese Herren sich zufällig getroffen?“
    „Zufällig“, nickte der verkleidete Offizier, der damit ja auch die Wahrheit sagte.
    „Kennen Sie sich vielleicht?“
    Das war denn doch zu unverschämt. Müller stand auf, warf ein Geldstück auf den Tisch und antwortete:
    „Bringen Sie Ihre Fragen bei Schulknaben an, nicht aber bei einem, der selbst gewohnt ist, Antworten zu hören. Hier die Bezahlung. Adieu!“
    Er ging. Der Wirt blickte ihm nach und sagte dann, zu Fritz gewendet.
    „Ein grober Mensch.“
    „Ja“, meinte der Kräutersammler kurz.
    „Finden Sie das nicht auch?“
    „Sogar sehr. Ich hätte ihn beinahe ohrfeigen mögen.“
    „Wieso?“
    „Er trat hier ein, als ich mich eben niedergesetzt hatte. Meinen Sie etwa, daß er grüßte?“
    „Nicht?“
    „Fiel ihm gar nicht ein. Ich wollte ein Gespräch beginnen –“
    „Er mochte nicht?“
    „Nein. Ich fing vom Wetter an; er aber gönnte mir nicht einmal einen Blick. Ich brachte Verschiedenes vor, lauter prächtige und interessante Sachen; wissen Sie, was er da zu mir sagte?“
    „Nun?“
    „Ich sollte meinen Schnabel halten.“
    „Das ist allerdings sehr stark.“
    „Sehr! Mich wundert es, daß er es nicht auch zu Ihnen gesagt hat. Schnabel! Als ob man ein Star oder eine Blaumeise wäre. Dieser Kerl wird dem jungen Baron eine schauderhafte Bildung beibringen.“
    „Ja, das scheint so! Aber sagen Sie: Ist wirklich niemand in der vorderen Stube gewesen? Sie haben nicht gehört, daß jemand gesprochen hätte?“
    „Kein Wort.“
    „So ist's also doch gut. Ich erwarte nämlich den Briefträger, er ist aber, wie ich nun höre, noch nicht dagewesen. Waren Sie heute bereits nach Pflanzen aus?“
    „Allüberall, im Wald und im Feld.“
    „Wo sind da Ihre liebsten Stellen?“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Ich meine, wo sie sich am allerliebsten aufhalten?“
    „Hm. Im Bett.“
    Fritz sagte das, indem seine Miene die größte Unbefangenheit zeigte. Der Wirt warf ihm einen zornig forschenden Blick zu und fragte:
    „Monsieur, wollen Sie mich etwa zum Narren haben?“
    Fritz sah erstaunt zu ihm auf und antwortete:
    „Wieso? Sie fragen mich, wo ich mich am allerliebsten aufhalte, und ich sage es Ihnen. Was ist da weiter daran?“
    Der Wirt sah ein, daß er es mit einem Menschen zu tun habe, dem die Intelligenz nicht mit Scheffeln zugemessen worden sei. Er beruhigte sich also und erklärte:
    „Ich meinte, ob Sie im Wald vielleicht ein Plätzchen haben, an welchem Sie sich am liebsten aufhalten.“
    „Ich gehe dahin, wo ich meine Pflanzen finde; andere Plätze können mich gar nicht interessieren.“.
    „Sind Sie oft beim alten Turm?“
    „Brrr! Dort geht es ja um.“
    „Wer sagte Ihnen das?“
    „Alle Welt weiß es ja.“
    „Oder gehen Sie zuweilen nach der großen Ruine, welche mitten im Wald liegt?“
    „Was soll ich in Ruinen? Dort wächst das, was ich suche, jedenfalls nicht.“
    „Oder halten Sie sich öfters am Trou du bois auf?“
    Fritz merkte natürlich, daß er ausgehorcht werden solle. Je mehr der Wirt in ihn drang, ein desto dümmeres Gesicht machte er. Jetzt freute er sich innerlich, daß der Ort erwähnt wurde, von dem er gern wissen wollte, wo er liege. Er fragte darum:
    „Am Trou de bois? Was ist das?“
    „Ein Loch im Wald.“
    „Das heißt, ein Ort, an welchem sich keine Bäume befinden?“
    „Nein. Es ist ein großes Loch in der Erde.“
    „Es gibt viele Löcher im Wald, bei denen ich gewesen oder vorübergekommen bin.“
    „Es ist, wenn Sie von dem großen Steinbruch aus über die nächste Waldecke eine gerade Linie

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