58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien
zehn Uhr im Trou du bois. Jetzt muß ich weiter.“
„Ist etwas mitzubringen?“
„Nein. Wir werden einige Befehle erhalten; das ist alles. In einer Viertelstunde ist's abgemacht. Adieu!“
Er gab dem Wirt die Hand und ging. Der letztere begleitete ihn hinaus und kehrte nicht wieder zurück.
Die beiden Lauscher blickten einander an. Dann nickte Fritz wohlgefällig vor sich hin und sagte mit gedämpfter Stimme:
„Bon! Das war famos! Nicht?“
„Sehr gut!“
„Der Wirt muß von unserer Anwesenheit gar nichts wissen.“
„Jedenfalls. Darum wollen wir die Tür zumachen, damit er, wenn er unsere Gegenwart bemerkt, nicht auf die Vermutung kommt, daß wir etwas hören konnten.“
Fritz drückte die Tür ins Schloß, nahm wieder Platz und sagte:
„Also auf mich haben diese Kerls Verdacht! Wie gut; daß ich dies weiß! Jetzt kann ich mich danach verhalten.“
„Und ich freue mich sehr, daß nicht ich es bin, auf den ihr Augenmerk gefallen ist. Seit mich der Kapitän mit dir in den Ruinen sah, war ich überzeugt, daß der Verdacht sich einzig gegen mich richten werde.“
„Heut abend wieder eine Zusammenkunft! Alle Wetter! Wenn man die belauschen könnte!“
„Den Ort wüßten wir. Im Trou du bois.“
„Das heißt auf deutsch im Waldloch. Kennen Sie vielleicht diesen Ort, Herr Doktor?“
„Nein; aber ich muß ihn zu erfahren suchen.“
„Die Erkundigung könnte auffallen!“
„Nein. Ich spreche auf dem Nachhauseweg beim Förster vor.“
„Wenn nun der mit ihnen unter der Decke steckt?“
„Ich halte mich an den Forstgehilfen. Dieser ist ein junger unerfahrener Mensch, vor dem mir nicht bange zu sein braucht.“
„Was werden Sie tun, wenn Sie erfahren, wo dieses Waldloch sich befindet?“
„Das kann ich jetzt noch nicht sagen; ich muß die Umstände berücksichtigen.“
„Vielleicht kommen Sie auf den Gedanken, die Versammlung zu belauschen?“
„Möglich!“
„Donnerwetter! Das ist gefährlich!“
„Allerdings“, antwortete Müller, indem er die Achsel zuckte. „Das kann mich nicht abhalten, meine Pflicht zu tun!“
„Aber Sie haben sich vor allen Dingen zu erhalten, schon um Ihre Aufgabe zu erfüllen.“
„Die erfülle ich ja eben indem ich horche!“
„Aber man jagt Ihnen unter Umständen eine Kugel durch den Kopf!“
„Ich bin auch bewaffnet. Übrigens wirst du mir wohl die nötige Vorsicht zutrauen.“
„Man kann bei aller Klugheit und Vorsicht in die allerdickste Tinte geraten!“
„Ich danke dir für die Besorgnis, welche du für mich zeigst! Aber denke an dich selbst! Hast du etwa gezaubert, als du damals des Nachts dich bei der Ruine befandest?“
„Nein. Ich habe allerdings meine Nase, die sie mir so gern breitschlagen möchten, sofort in die Ruine gesteckt.“
„Und das Leben dabei gewagt!“
„Pah! Man hat mir nichts getan!“
„Aber man hätte dich beinahe ergriffen, und dann wäre es jedenfalls aus mit dir gewesen!“
„Aber ich hätte mich doch vorher ganz gehörig meiner Haut gewehrt, und es ist doch auch ein Unterschied zwischen Ihnen und mir zu machen!“
„Das sehe ich nicht ein!“
„Oh! Ein Rittmeister und ein Wachtmeister, oder ein Doktor der Philosophie und ein Kräutermann! Wenn sie mich wegputzen, so sind Sie immer noch Manns genug, Ihre Aufgabe zu lösen, dreht man aber Ihnen den Kopf auf den Rücken, so ist's aus mit der Laterne. Also, lieber Herr Doktor, schicken Sie lieber mich nach dem Trou du bois!“
„Das geht nicht. Ich muß selbst da sein.“
„So nehmen Sie mich wenigstens mit.“
„Du mußt ausschlafen.“
„Pah! Etwa der morgigen Reise wegen?“
„Natürlich!“
„Das fehlte noch. Ich bitte wirklich von ganzem Herzen, nicht ohne mich zu gehen.“
Das klang so treu und dringend, daß Müller nicht zu widerstehen vermochte. Er antwortete:
„Gut! Wenn ich dir damit einen so großen Gefallen tue.“
„Einen sehr großen. Wo treffen wir uns?“
„Punkt zehn Uhr da, wo vom Schloß aus der Fußweg in den Wald führt.“
„Werden Sie bis dahin wissen, wo das Waldloch zu suchen ist?“
„Ich hoffe es. Natürlich bewaffnest du dich.“
„Das versteht sich ganz von selbst. Befehlen Sie vielleicht, daß ich mich nun zurückziehe?“
„Nein. Wir warten noch. Gehen wir jetzt und der Wirt erblickt uns, so schöpft er Verdacht. Sieht er uns aber erst später, so meint er vielleicht, daß wir erst später gekommen sind. Apropos! Hast du Abu Hassan wiedergesehen? Er ist seit jener Nacht spurlos
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