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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mehr, als ich dir zu sagen brauche. Aber sprich noch einmal von meiner Verlobung oder gar von einer Züchtigung, so wird auch der Richter alles erfahren. Du hast niemals Erbarmen gehabt, nun erwarte auch keines von mir!“
    Bei diesen Worten drehte sie sich um und verließ das Zimmer. Die Tür der Baronin war geöffnet, sie hatte hören wollen, welcher Art die angedrohte Züchtigung sein werde. Sie fand gar nicht Zeit, zurückzutreten, als Marion vorüberging, von der sie keinen einzigen Blick erhielt. Sie begann zu ahnen, daß der Alte dieses Mal unterlegen sei.
    Auch jetzt fand Marion die Freundin ihrer wartend. Nanon hatte jedenfalls mehr Angst ausgestanden als Marion.
    „Nun, wie ist es abgelaufen?“ fragte sie.
    „Sehr gut. Ganz zur Zufriedenheit“, antwortete Marion.
    „Das war ja kaum zu denken, da du beschlossen hattest, dich nicht zu fügen.“
    „Ich hab mich nicht gefügt und dennoch gesiegt.“
    „Infolge des guten Gedankens, von dem du vorhin sagtest, daß er dir während des Spazierganges gekommen sei?“
    „Ja.“
    „Weicher Gedanke war das?“
    „Doktor Müller.“
    „Ah! Du hast ihn getroffen?“
    „Im Steinbruch.“
    „Und der Gedanke kam von ihm.“
    „Ja. Er hat mir einen Rat gegeben, ich befolgte ihn und habe alle Ursache, mit der Wirkung zufrieden zu sein.“
    „Wenn er dir einen Rat gegeben hat, so mußt du ihn doch um einen solchen gebeten haben?“
    „Allerdings.“
    „Du hast ihm also von der geplanten Verlobung erzählt? Das scheint mir aber sehr vertraulich, sehr intim zu sein.“
    „Vielleicht doch nicht. Er ist der Mann, dem man ganz unwillkürlich mehr erzählt als jedem anderen. Ich wiederhole es: Man muß ihn nicht nur achten, sondern man könnte ihn sogar lieben.“
    „Lieben und – küssen, wie du heute sagtest!“
    „Oh, gerade jetzt könnte ich ihm einen Kuß geben, einen wirklich herzlichen Kuß für den Rat, mit dem er mich aus dieser drohenden Verlegenheit befreit hat.“ –
    Droben ging der Alte zähneknirschend in seiner Stube auf und ab. Er ballte die Fäuste, stieß halblaute, deutliche und undeutliche Flüche aus und murmelte dabei:
    „Sie ist mir entgangen, aber nur für heute, höchstens noch für morgen! Wer hat ihr zu diesem Schachzug verholfen? Wer weiß von jener Nacht am Auresgebirge? Kein Mensch! Kein Mensch war dabei. Sollte er selbst geplaudert haben, der Baron, der Verrückte? Ich glaube es nicht. Er verrät nie etwas, nie, selbst in seinen schwächsten Stunden nicht. Aber sie wird beichten müssen, und dann wehe ihr! Ich werde sie doch einsperren, um sie unschädlich zu machen, und dann wird sie nur als Gräfin Rallion ihre Freiheit wieder erlangen!“ –
    Unterdessen lag Fritz im Wald und wartete der Dinge, die da kommen sollten. Es war dunkel geworden. Zeit um Zeit verrann; es mochte gegen zehn Uhr sein, da ließ sich ein Rascheln hören, und nahende Schritte waren zu vernehmen. Zwei Männer kamen, gingen an Fritz vorüber und blieben dann am Rand der Schlucht stehen. Der eine stieß einen ziemlich lauten Pfiff aus. Als keine Antwort erfolgte, meinte er zu dem anderen:
    „Wir kommen zu zeitig, es ist noch kein Mensch da.“
    „Das ist gut, denn so können wir vorher mit unserer Angelegenheit fertig werden.“
    „Also, du stimmst bei?“
    „Wieviel pro Mann?“
    „Fünftausend Franken.“
    „Das ist wenig. Der Kerl soll ja Millionen bei sich haben!“
    „Aber das Geld kommt ja alles in unsere Kasse.“
    „Und gefährlich ist es!“
    „Schwachkopf! Welche Gefahr bringt es denn, einem Verwundeten in die Taschen zu greifen, um ihm das Portefeuille wegzunehmen!“
    „Mag sein! Wie viele sind wir?“
    „Drei Personen; das ist genug.“
    „Das genügt allerdings. Doch wißt ihr auch genau, mit welchem Zug er kommt?“
    „Mit dem Mittagszug von Trier aus. Er kommt aus New Orleans, hat einen englischen Namen und heißt, glaube ich, Deep-hill.“
    „Wunderlicher Name!“
    „Na, also machst du mit? Oder soll ich einen anderen engagieren?“
    „Hm! Fünftausend Franken sind ein schönes Geld!“
    „Das versteht sich. Es ist ein großer Unterschied, sie zu haben oder nicht. Entschließe dich kurz, ehe die anderen kommen.“
    „Also der Alte will es haben?“
    „Er hat es sogar befohlen.“
    „Na, da mag es denn gewagt sein. Ich werde mich beteiligen.“
    „Endlich bist du klug. Na, so komm hinab. Ich glaube, ich höre Schritte.“
    Sie stiegen miteinander in das Loch hinab. Jetzt kamen nach und nach andere. Fritz hatte

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