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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Augenblick lang.“
    „Kennen Sie sie?“
    „Ich glaube nicht.“
    „Aber vielleicht sind Sie von ihnen gekannt. Will sie einmal fragen. Vielleicht fangen sie sich.“
    Er schob den Posten auf die Seite und nahm auf dem Trittbrett Platz.
    „Hört, Kerle“, meinte er, „kennt ihr den Herrn, der jetzt hereingesehen hat?“
    Keiner antwortete.
    „Wenn ihr nicht reden lernt, werde ich euch die Zunge lösen. Hier gibt es Haselsträucher! Ich frage euch, ob ihr den erwähnten Herrn kennt?“
    „Nein“, wurde jetzt geantwortet.
    „So seid ihr nicht aus der hiesigen Gegend. Woher denn?“
    Ehe er eine Antwort vernehmen konnte, ertönte ein lautes Rollen, und der Alte rief warnend:
    „Herr Kapitän, der Zug.“
    Der Offizier blickte sich um. Die vorhin wieder abgegangene Lokomotive kehrte mit mehreren Wagen zurück.
    „Pah! Ich stehe fest!“ antwortete der Kommandant. Er hatte die Verbrecher zum Sprechen gebracht, und so wollte er diese gute Gelegenheit nicht unbenutzt vorübergehen lassen. Er wendete sich also in das Innere des Wagens zurück.
    „Also, woher ihr seid, frage ich.“
    „Aus der Gegend von Verdun.“
    „Ihr habt Komplizen?“
    „Nein.“
    „Lügt nicht.“
    „Wie können wir Komplizen haben, wenn wir unschuldig sind!“
    „Man wird euren Mitschuldigen zu finden wissen! Wo ist er?“
    „Wir haben keinen. Wir haben nichts getan!“
    In diesem Augenblick schob die Maschine die neuangekommenen Wagen an die bereits dastehenden an. Dies geschah allerdings in der gewöhnlichen vorsichtigen Weis, gab aber doch einen Stoß, dem der Offizier, der das nicht gewöhnt war, nicht widerstehen konnte. Er sprang ab und lief, da die Wagen sich eine kurze Strecke weit bewegten, neben dem Coupé her.
    „Jetzt!“ sagte drin der eine zum anderen.
    „Her, deine Hände mit dem Stricke.“
    „Hier! So! Und nun die deinigen.“
    Abermals ein Schnitt, und die beiden konnten ihre Arme und Hände gebrauchen.
    „Ist jemand hüben auf dieser Seite?“
    Der, welcher an der jenseitigen Tür saß, öffnete ein wenig und blickte hinaus. Er sah niemanden.
    „Kein Mensch“, antwortete er. „Komm! Schnell!“
    Er sprang hinaus, und der andere folgte ihm. Dieser letztere schlug, da die Wagen jetzt wieder ins Stehen kamen, wobei die Räder und Bremsen kreischten, die Tür zu, ohne daß dies gehört wurde. Dann flohen beide den Bahndamm hinab und unten zwischen die Büsche hinein.
    Gerade in diesem Augenblick referierte der Offizier dem Alten.
    „Aus der Gegend von Verdun wollen sie sein. Glauben Sie das?“
    „Möglich ist es. Aber bitte, fragen Sie doch weiter, Herr Kamerad! Die Kerls scheinen einmal im Sprechen zu sein.“
    Dabei zuckten seine Schnurrbartspitzen eigentümlich auf und nieder. Der andere antwortete:
    „Sie haben recht. Man muß das Eisen schmieden, solange es heiß ist. Ich werde dem Untersuchungsrichter vorarbeiten.“
    Er stieg wieder auf das Trittbrett. Zwischen jetzt und vorhin waren kaum einige Sekunden vergangen.
    „Hört, ihr Halunken, ihr sollt mir – Heiliges –!“
    Er hielt inne, und man konnte sogar von außen bemerken, daß er sehr bestürzt war.
    „Nun?“ fragte der Alte. „Was gibt es?“
    „Fort“, antwortete der Gefragte, noch immer unbeweglich in das Innere des Coupés starrend.
    „Fort? Wer denn?“
    „Die beiden Kerls!“
    „Unmöglich!“
    Erst jetzt drehte der Offizier sich um. Sein Gesicht war kreideweiß geworden. Er blickte den Alten mit weit geöffneten Augen an und fragte:
    „Können Sie das begreifen?“
    „Daß sie fort sind? Nein. Das kann ich gar nicht glauben!“
    „Aber sie sind doch fort!“
    „Zeigen Sie.“
    Der Alte schob ihn fort, stellte sich hinauf und blickte in das Coupé.
    „Unmöglich!“ rief er. „Ich glaube, die Kerls haben sich unter die Sitze verkrochen.“
    „Unter die Sitze?“ fragte der andere, dem bei diesen hoffnungsreichen Worten das Blut in die Wangen zurückkehrte.
    „Jedenfalls“, antwortete Richemonte.
    Er gab sich Mühe, die Szene zu verlängern, damit die beiden Flüchtlinge Zeit zu einem genügenden Vorsprung finden möchten.
    „Weshalb aber?“
    „Das ist doch leicht einzusehen: damit wir glauben sollen, daß sie fort sind. Während wir nun auf der einen Seite suchen, würden sie auf der anderen ausreißen.“
    „Ah! So dumm sind wir nicht! Holen wir sie unter den Sitzen hervor!“
    „Ja, machen wir auf.“
    Sie öffneten die Tür, und der Kommandant blickte unter die Bänke. Als er den Kopf wieder hervorzog, war

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