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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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war zu; hüben standen wir, und dennoch sind sie fort.“
    „Die Flucht ist ihnen nur drüben möglich gewesen!“
    „Aber Tür und Fenster waren verschlossen.“
    „Vielleicht die Tür nicht hinlänglich.“
    „O doch! Ich selbst habe mich davon überzeugt!“ suchte sich der Kommandant zu verteidigen.
    „Nun, es wird wohl ein Licht für dieses Dunkel geben. Die Verbrecher sind fort; das ist Tatsache. Herr Kapitän, haben Sie die Güte, in der Umgegend, besonders auf der anderen Seite nach Spuren suchen zu lassen. Ich begebe mich zunächst wieder an die Stätte des Grauens hinab.“
    Er hatte diese Worte im strengsten Ton gesprochen. Es war ja klar, daß ein Fehler vorgefallen war. Die Herren wendeten sich ab und ließen die beiden Offiziere stehen. Der Kommandant eilte fort, um der erhaltenen Weisung zu gehorchen, und der alte Kapitän stieg zu den Trümmern nieder, um seinen weiteren Zweck zu verfolgen.
    Da unten erblickte er Nanon, welche bei einem Verwundeten beschäftigt war. Er trat zu ihr und fragte:
    „Nun, ist Ihre Schwester auch tot?“
    „Nein. Sie lebt. Dank sei den Heiligen!“
    „Pah, die Heiligen! Wissen Sie nicht, ob sich ein Herr aus Amerika in dem Zug befunden hat?“
    „Ja, ein Herr Deep-hill.“
    „Den meine ich. Ist er noch da?“
    „Dort neben der Engländerin steht er eben im Begriff, einen der Verwundeten zu verbinden.“
    „Ah, jener schwarzlockige Herr!“
    Emma von Königsau hatte den Reiseüberwurf abgelegt. Da sie sich nun im bloßen Kleid bewegte, trat die Schönheit ihrer Formen um so deutlicher hervor. Der Alte erblickte sie. Er war auch ein Bewunderer weiblicher Schönheit gewesen und noch heute ein Kenner derselben.
    „Eine Engländerin?“ fragte er, indem er sein Auge musternd auf der Genannten haften ließ.
    „Das ist die Dame!“
    „War sie mit in dem Zug?“
    „Sie hat mit meiner Schwester in einem Coupé gesessen.“
    „Ah! Und beide sind gerettet worden! Das Unglück ist galant gewesen, indem es die Schönheit verschont hat.“
    Er bewegte sich auf die Gruppe zu. Dort angekommen zog er den Hut und sagte in höflichem Ton:
    „Man sagt mir, daß ein Monsieur Deep-hill hier zu finden sei. Darf ich vielleicht fragen, ob man mir recht berichtet hat?“
    Der Amerikaner erhob sich, entblößte ebenso höflich seinen Kopf und antwortete:
    „Allerdings, Monsieur. Der Name, den Sie nannten, ist der meinige.“
    „Sie sind aus New Orleans?“
    „Ja.“
    „Und an einen Kapitän Richemonte adressiert?“
    „So ist es.“
    „Nun, so sind Sie am Ziel angelangt. Mein Name ist Richemonte. Ich wußte den Zug, der Sie bringen sollte, ich hörte vor wenigen Minuten, daß er verunglückt sei, und eilte natürlich sofort herbei, um zu erfahren, ob man auch Ihren Tod zu beklagen habe. Zu meiner unendlichen Freude aber höre ich, daß Sie gerettet sind. Lassen Sie sich aus vollstem Herzen gratulieren!“
    Er reichte dem Amerikaner die Hand entgegen, derselbe ergriff sie, verbeugte sich und sagte:
    „Herr Kapitän, Ihre Besorgnis um mich ist mir eine sehr hoch geschätzte Ehre. Darf ich bitten, Ihnen heute oder morgen einen Besuch machen zu dürfen?“
    „Einen Besuch? Ah, nicht nur das, sondern mein Gast werden Sie sein. Ich hoffe, daß Sie meine Einladung auf Schloß Ortry annehmen werden.“
    „Wie Sie befehlen! Ich stehe ganz zu Ihrer Disposition.“
    „Ich kam, Sie abzuholen und Sie zu geleiten. Wann dürfen wir aufbrechen?“
    „Für jetzt werde ich wohl noch um Urlaub bitten müssen!“
    Dabei fiel sein Auge unwillkürlich auf Emma. Diese hatte bei dem Namen Richemonte aufgehorcht und einen raschen Blick in das Gesicht des Alten geworfen, sich dann aber wieder ausschließlich mit dem Verwundeten beschäftigt. Der Alte merkte den Blick, welcher auf sie gefallen war. Er deutete ihn nach seiner Weise und sagte:
    „Ah, die Schönheit hat doch stets ihre Fesseln!“
    Emma errötete, tat aber nicht, als ob sie diese etwas dreisten Worte auf sich bezöge. Der Amerikaner zog die Augenbrauen zusammen und antwortete in einem Ton, welcher beinahe verweisend klang.
    „Wollen Sie hier von Schönheit sprechen, hier, unter Toten, Verwundeten und Trümmern? Das Unglück hat stärkere Fesseln als das Glück. Es hält mich hier zurück. Ich kann unmöglich diesen Ort eher verlassen, als bis ich überzeugt bin, gegen diese Unglücklichen meine Pflicht getan zu haben.“
    Der Alte zuckte die Achseln und meinte kühl:
    „Es sind genug andere Retter da!“
    „Das ist kein Grund,

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