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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Allah und bei seinem Gott.“
    „Er hat den Schwur gebrochen.“
    „Beweise es.“
    Er trat zur Seite. Hinter ihm stand Marion unter der Tür. Liama starrte sie mit weit geöffneten Augen an. Dann breitete sie langsam die Arme aus und fragte:
    „Wer ist das? Wen bringst du da? Wer ist dieses?“
    „Mutter!“
    Dieses eine Wort nur sprach Marion, dann eilten beide sich entgegen und lagen sich in den Armen.
    Müller trat aus der Tür und machte dieselbe zu. Er wollte die Seligkeit der beiden nicht durch seine Gegenwart entweihen und lieber Wächter ihrer Sicherheit sein. Jubelnde und klagende Töne erklangen drinnen in dem Raum. Niemand schien an ihn zu denken. Er zog die Uhr. Eine Viertelstunde verging und noch eine. Da wurde die Tür geöffnet.
    „Bist du noch da?“ fragte Liama heraus.
    „Hier!“
    „Komm herein.“
    Er trat ein und zog die Tür hinter sich zu. Die einstige Liama war eine ganz andere geworden. Ihre Augen blitzten, und ihre Wangen hatten sich gerötet.
    „Was du mir gesagt hast, das ist wahr“, sagte sie. „Warst du es, der mein Grab öffnete?“
    „Ja.“
    „Wer war dabei?“
    „Hassan, der Zauberer.“
    „Ich dachte es; ich hatte ihn erkannt. Du willst, daß Marion vor dem Weißbart fliehen soll, und ich soll mit ihr gehen?“
    „Ja.“
    „Wann soll ich gehen?“
    „Jetzt, sogleich.“
    „Gut. Ich gehorche dir. Mein Schwur hat keine Gültigkeit, denn er hat den seinigen gebrochen.“
    „Bist du das Weib des Barons gewesen?“
    „Nie.“
    „Ah, unbegreiflich.“
    „Liama hat ihn nie geliebt. Ich mußte ihm folgen, um den Vater und den Geliebten zu retten, aber nicht der Kadi hat mich ihm gegeben, und von einem Eurer Priester habe ich keinen Segen verlangt.“
    „So ist Marion nicht seine Tochter?“
    „Nein. Er durfte mich nie berühren.“
    „Wessen Tochter ist sie dann?“
    „Das werde ich ihr sagen, wenn die Zeit dazu gekommen ist. Wohin ist Abu Hassan gegangen?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Auch nicht, ob er wiederkommen wird?“
    „Auch nicht. Aber warum bist du bei dem Baron geblieben?“
    „Ich hatte es ihm geschworen, und er bedurfte meiner, wenn der Wahnsinn seinen Geist verfinsterte.“
    „Wie aber kam es, daß du sterben mußtest?“
    „Ich sollte es nicht wissen, aber ich habe es belauscht. Eine andere liebte den Baron. Sie wurde sein Weib, und ich mußte weichen.“
    „Ich habe es mir gedacht. Du folgst mir also. Hast du etwas mitzunehmen?“
    „Nein, gar nichts.“
    Da fragte Marion:
    „Werde ich wieder in das Schloß zurückkehren?“
    „Nein, Mademoiselle.“
    „Aber ich habe doch manches, was ich mitnehmen muß.“
    „Ich werde es Ihnen besorgen. Wir gehen jetzt zu Doktor Bertrand. Dort schreiben Sie alles auf, was Sie brauchen. Können wir also gehen?“
    „Ja.“
    Liama ließ alles stehen und liegen, wie es stand und lag. Sie erfaßte die Hand ihrer Tochter und sagte:
    „Komm, mein Kind. Fluchen wir dem alten Graubart nicht. Allah wird ihn treffen mit seinem Zorn und ihn vernichten mit seinem Grimm.“
    Müller schritt mit der Laterne voran, und sie folgten ihm durch den Gang bis hinaus in das Waldloch. Es war unterdessen dunkel geworden, und man konnte nicht weit sehen. Schon wollte Müller einen Ruf nach Fritz ausstoßen, als jener ihm zuvor kam.
    „Pst!“ erklang es hinter einem Baum hervor.
    „Fritz?“
    „Ja. Ah, ich konnte Sie doch nicht gleich erkennen.“
    Er trat zu ihm heran. Müller erkundigte sich:
    „Ist – der Gefangene mit da?“
    „Ja. Er liegt dort im Moos und schläft. Die frische Luft ermüdet ihn.“
    „Hat man euch gesehen?“
    „Kein Mensch. Ich habe den – – – den Herrn bis hierher tragen müssen. Es ist ein Herzeleid, wie es ihm ergangen ist.“
    „Wie lange ist er gefangen gewesen?“ fragte Marion.
    „Volle sechzehn Jahre.“
    „Und diese Ewigkeit hat er in dieser Zelle gesteckt?“
    „Ja.“
    Sie schlug die Hände zusammen, fühlte sich aber unfähig, ein Wort zu sagen.
    „Führe uns zu ihm“, bat Müller.
    Fritz brachte sie eine Strecke weiter in den Wald hinein, wo Gebhard von Königsau schlafend lag. Sein Atem ging ruhig. Man merkte förmlich, daß bei jedem Atemzug Erquickung in seinen Körper strömte.
    „Lassen wir ihn schlafen“, sagte Müller.
    „Aber dürfen wir hier warten?“ bemerkte Fritz.
    „Kann er nach der Stadt gehen? Und darf Liama in ihrer orientalischen Kleidung gesehen werden? Eile du, so schnell du kannst, zu Doktor Bertrand; spanne seinen Wagen an und komme

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