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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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heraus, uns abzuholen.“
    „Schön! Wo treffe ich Sie?“
    „Drüben am Waldrand, wo der Vikinalweg vorüber geht.“
    „Und wenn Bertrand fragt – – –?“
    „Du sagst nichts.“
    „Oder das gnä – – – wollte sagen, Miß de Lissa?“
    „Kein Wort! Beeile dich! Wir haben heute noch sehr viel zu tun.“
    Der treue Kerl eilte fort, so schnell er vermochte. Die andern ließen sich im Gras und Moos nieder, Marion neben der Mutter und Müller neben seinem Vater. Er bewachte dessen Atemzüge, während Mutter und Tochter, die Arme eng verschlungen, leise miteinander flüsterten.
    Müller wollte nichts hören, aber es drang doch, wenn auch nur schwer verständlich, zu ihm herüber:
    „Und du liebst ihn, mein Kind?“
    „So sehr, so sehr!“
    „Er ist es wert.“
    Von wem sprachen sie? Müller veränderte seinen Platz, so daß er nichts mehr zu hören vermochte. –
    Unterdessen war der alte Kapitän auf den heimlichen Wegen in sein Zimmer gekommen. Er hatte lange Zeit acht gegeben, ob er unbemerkt in die Vorratskammer kommen könne. Ehe ihm dies gelang, waren wohl zwei Stunden vergangen. Dann eilte er mit Brot und Wasser zurück. Einen großen Krug voll des letzteren und ein Brot ließ er im Kreuzgang, um es später Liama zu bringen. Mit dem anderen Vorrat passierte er mühsam den Brunnen und gelangte endlich in den Gang, in welchem, seiner Meinung nach, Rallion als Sieger auf ihn wartete.
    Er wunderte sich nicht wenig, als er von weitem keinen Lichtschein bemerkte.
    „Hm!“ erklärte er sich, grimmig schmunzelnd, diesen Umstand. „Schäferstunde! Er hat die Tür zugezogen!“
    Er trat so laut wie möglich auf, um von seinem Verbündeten bereits bemerkt zu werden, blieb aber dann ganz verblüfft stehen, als er bemerkte, daß die Tür nicht nur von innen herangezogen, sondern sogar von außen verschlossen sei.
    „Donnerwetter!“ murmelte er. „Was ist da geschehen? Sollte der Kerl also doch die Schlüssel haben, wie ich gleich erst vermutete?“
    Er setzte die zwei Wasserkrüge, welche er in der Hand hatte, nieder und nahm den Schlüssel aus der Tasche. Als er geöffnet hatte, drang ihm der Schein der Laterne entgegen, und bei demselben bemerkte er den Gefesselten auf dem Boden liegen.
    „Alle Teufel!“ rief er aus. „Rallion! Sie gefesselt!“
    „Wie Sie sehen!“ antwortete dieser. „Wo stecken Sie denn diese lange Zeit?“
    „Habe ich es Ihnen denn nicht gleich gesagt, daß es so lange dauern könnte?“
    „Das wohl; aber mehr sputen konnten Sie sich doch!“
    „Es war nicht möglich. Aber das ist ja Nebensache. Hauptsache ist, wie ich Sie hier finde. Wo ist Marion?“
    „Das weiß der Teufel.“
    „Wer hat Sie gefesselt?“
    „Das weiß derselbe Teufel.“
    „Und eingeschlossen?“
    „Richten Sie Ihre Frage an dieselbe Adresse.“
    „Aber, zum Donnerwetter! Sie müssen doch wissen, wie Sie in diese Lage gekommen sind!“
    „Muß ich es wissen? Wirklich? Ach so! Aber, nehmen Sie mir doch vorher gefälligst diese verdammten Stricke ab. Dann können wir weiter sprechen!“
    „Ich sollte Sie so liegen lassen. Ich bin ganz konsterniert! Wüßte ich nicht genau, daß ich wache, so hielt ich es für einen Traum. Erzählen Sie doch!“
    „Erst die Stricke herunter!“
    „Na, da!“
    Er zog sein Messer und schnitt die Stricke entzwei. Rallion sprang auf, dehnte die Glieder und sagte dann:
    „Hören Sie, Kapitän, Ihr Ortry mag der Satan holen! Mich bringen Sie niemals wieder her!“
    „Schimpfen Sie nicht, sondern erzählen Sie!“
    „Hier geht in Wirklichkeit der Teufel um oder ein sonst ihm sehr verwandtes Gespenst! Ich mache, daß ich so schnell wie möglich fortkomme!“
    „Halt. Stehen bleiben! Erst wird erzählt. Ich will vor allen Dingen wissen, was geschehen ist. Ich verließ Sie ganz siegesgewiß und treffe Sie als Gefangenen! Wie ist das zugegangen?“
    Rallion zeigte auf das Stroh und antwortete:
    „Hier lag Marion – – –“
    „Das weiß ich!“
    „Ich kniete neben ihr und stellte ihr vor, daß aller Widerstand vergeblich sei, daß sie mich erhören müsse.“
    „Was antwortete sie?“
    „Daß sie lieber sterben wolle.“
    „Oh, diese Mädchen wollen da immer sterben!“
    „Es schien ihr wirklich ernst zu sein. Als ich ihr einen Kuß geben wollte, drohte sie mir, daß ich verloren sei, wenn ich sie anrühren würde.“
    „Das klingt ja, als ob sie überzeugt gewesen wäre, auf irgendeine Weise oder durch irgend jemand Hilfe zu

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