59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan
Legitimationen vom Geburtsscheine an bis zum Paß, auf einen beliebigen Namen tausend Francs.“
„Alle diese Legitimationen in Summa für diesen Preis?“
„Ja.“
„Das ist billig, sehr billig. Trotzdem aber ist es sehr teuer, wenn man die tausend Francs nicht hat.“
„Ich denke, Sie wollen – – –“
„Ja freilich! Und ich hoffe, daß es gelingt. Wo aber wohnt dieser kleine Beamte, und wie heißt er?“
„Das darf ich nicht verraten.“
„So nützt uns Ihre ganze Mitteilung nichts.“
„O doch! Ich erbiete mich ganz gern, den Vermittler zu machen, Messieurs.“
„Das läßt sich hören. Aber, wie lange dauert es, bis man das Bestellte erhält?“
„Das kommt auf die betreffenden Umstände an.“
„Ich setzte den Fall, wir wollen noch in dieser Nacht von hier fort.“
„Ist das unumgänglich notwendig?“
„Vielleicht wird es nötig.“
„Dann hätten Sie zweihundert Francs pro Person mehr zu bezahlen, würden aber dafür die betreffenden Papiere bereis binnen zwei Stunden in Empfang nehmen können.“
„Und wann ist das Geld zu zahlen?“
„Bei Aushändigung der Papiere. Wollen Sie die Bestellung machen?“
„Wir können jetzt noch nicht, da wir nicht mit aller Genauigkeit sagen können, ob wir von Lemartel Geld erhalten werden.“
Da meinte der Bajazzo:
„Sei nicht so zaghaft! Wir können nicht bleiben; wir brauchen Geld, also muß er es schaffen, auf jeden Fall!“
„Meinst du? Na, so wollen wir also annehmen, daß wir in zwei Stunden Geld haben werden.“
„Soll ich daher die Legitimationen bestellen?“ fragte der Jude.
„Ja.“
„Auf welche Namen?“
„Ist egal. Wie aber steht es nun mit den Kaftans?“
„Die bekommen Sie. Aber vorher noch eine Frage. Sie sprachen vorhin davon, daß Sie möglicherweise die Stadt noch während dieser Nacht verlassen müssen?“
„Dieses Muß kann allerdings eintreten.“
„Wohin werden Sie sich wenden?“
„Hm! Das weiß der Teufel! Man sucht uns ja bereits überall.“
„Ich rate Ihnen, außer Land zu gehen.“
„Also nach Marokko oder Tunis? Bis wir da die Grenze erreicht haben, sind wir längst ergriffen.“
„Es gibt doch noch eine andere Grenze.“
„Nach Süden zu? Was wollen oder vielmehr sollen wir denn in der Wüste?“
„Ich meine nicht die südliche, sondern die nördliche Grenze.“
„Also die See?“
„Ja.“
„Aber da hinaus ist ja am allerschwierigsten zu kommen. Und – lauter französische Schiffe.“
Der Jude zeigte eine sehr überlegene Miene.
„Nur nicht gleich verzagen!“ sagte er. „Sie haben ja Freunde, auf welche Sie sich verlassen können!“
„Wen denn zum Beispiel?“
„Nun mich!“
„Ah! Wollten Sie uns helfen?“
„Gern.“
„Aber könnten Sie uns auch helfen?“
„Ich hoffe es. Am allerleichtesten freilich würde es sich gerade heute machen lassen.“
„Auf welche Weise?“
„Sie würden noch vor Anbruch des Tages an Bord sein.“
„Und dann wohin? Etwa nach Frankreich?“
„Das hieße ja, Sie in die Hölle schicken! O nein, sondern nach Spanien.“
„Wetter noch einmal! Das wäre höchst vorteilhaft. Nach welchem Hafen denn?“
„Zunächst nach Palma auf Mallorca.“
„Gut! Schön! Was ist es für ein Schiff?“
„Da muß ich mich freilich auf Ihre Verschwiegenheit verlassen, Messieurs!“
„Sei es, was es sei, wir werden Sie nicht verraten.“
„So will ich Ihnen gestehen, daß ich zuweilen ein klein wenig Schmuggel treibe –“
„Zuweilen?“
„Na, vielleicht öfters!“
„Nur ein klein wenig?“
„Mehr oder wenig, wie es paßt.“
„Und für heute planen Sie etwas Ähnliches?“
„Ja. Ist Ihnen der Weg bekannt, welcher durch das Tor el Qued nach der Spitze Pescade führt?“
„Ja, wir sind ihn gegangen.“
„Nun, kurz vor Sonnenaufgang wird an dieser Spitze ein kleiner Schoner liegen, der Sie aufnehmen wird, wenn Sie zur rechten Zeit kommen.“
„Aber am Bab el Qued steht ein Militärposten!“
„Keine Sorge! Dieser Posten läßt Sie passieren.“
„Das darf er doch nicht.“
„Er darf nicht, tut es aber doch. Ich muß auch selbst hinaus. Wir gehen zusammen.“
„Herrlich.“
„Ich weiß, welcher Mann Posten steht. Er ist bereits bestochen. Er wird schlafen, wenn wir kommen.“
„Das heißt, er wird tun, als ob er schlafe?“
„Ja.“
„Und was zahlen wir für die Seefahrt?“
„Hundert Francs pro Mann, vorausgesetzt, daß Sie es nicht verschmähen, mir einen kleinen Gefallen zu
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