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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wirklich der Bajazzo wäre, so könnte man den beiden gar keine bessere Falle stellen, als die ist, die du meinst. Vor allen Dingen will ich Toilette machen.“
    Mit Hilfe Martins war er in kurzer Zeit so verwandelt, daß ihn kein Mensch erkennen konnte. Der Diener mußte dafür sorgen, daß er während des Fortgehens nicht von der Wirtin bemerkt wurde; dann verließ er das Logis.
    Er schritt über die Straße, trat in das gegenüberliegende Haus und ging in den Hof desselben. Er bemerkte, daß die angegebene Destillation eine ganz gewöhnliche Spelunke sei, ein Umstand, mit welchem er sehr zufrieden war. Er trat ein und befand sich in einem nicht sehr großen, aber desto niedrigeren Raum, in welchem es fast unausstehlich nach Schnaps und schlechtem Tabak roch.
    An einem schmutzigen Tisch saßen zwei Männer, in denen er die Betreffenden vermutete. Sie hatten eine Flasche Branntwein und zwei Gläser vor sich stehen; sonst befand sich niemand da.
    Er grüßte und setzte sich an den Nebentisch; sie dankten mürrisch und schienen sich nicht weiter um ihn bekümmern zu wollen. Nachdem er eine Weile gewartet hatte, fragte er:
    „Messieurs, ist vielleicht einer von Ihnen der Wirt?“
    „Nein“, antwortete Vater Main.
    „Wo ist er denn?“
    „Da draußen.“
    Er deutete nach einer dem Ausgang entgegengesetzten Tür. Belmonte klopfte an dieselbe, und nun trat der Wirt ein, von welchem er einen Schnaps verlangte. Er erhielt denselben, und dabei fragte der Wirt:
    „Sie sind fremd in dieser Straße?“
    „Ja.“
    „Dachte es. Wenigstens waren Sie noch nicht bei mir.“
    „Ich bin überhaupt fremd in der Residenz. Ich war noch nie in Paris.“
    „Und kommen gerade jetzt her! Das ist befremdlich.“
    „Wieso?“
    „Nun, Sie sind doch wohl noch nicht über das Militärdienstalter hinaus, und jetzt hat jeder Kriegspflichtige an seinem Ort einzutreffen.“
    „Das ist sehr richtig. Aber gerade deshalb komme ich nach Paris. Ich muß mit ins Feld, und daheim mangelt es an Ersatz. Den will ich hier suchen.“
    „Ah so! Na, da suchen Sie.“
    Er entfernte sich wieder, und Belmonte gab sich Mühe, einen Schluck des miserablen Getränks hinunterzuwürgen.
    Die beiden anderen musterten ihn mit prüfendem Blick, dann fragte Vater Main:
    „Darf man wissen, woher Sie sind?“
    „Seitwärts von Metz. Es ist das eine verdammte Geschichte.“
    „Was?“
    „Mein Vater ist nämlich Schloßkastellan und zugleich Ökonomieverwalter. Infolge des Krieges werden fast alle unsere Leute eingezogen, und sie fehlen daheim. In der Gegend gibt es keinen Ersatz, und so schickte mich der Vater nach Paris. Ich habe nur einen einzigen Menschen gefunden, der sich engagieren ließ, nun aber brauche ich drei. Kein Mensch will mit, obgleich die Stellen sehr gute sind.“
    „Was sind es für welche?“
    „Die Stelle eines Forstwartes und seines Gehilfen.“
    „Da sind doch wohl Forstkenntnisse erforderlich?“
    „O nein. Die beiden haben nur darauf zu sehen, daß nichts gestohlen wird.“
    „Hm! Wann sind diese Stellen zu besetzen?“
    „Sofort.“
    „Welche Empfehlungen werden verlangt?“
    „Empfehlungen? Mein Gott, wozu Empfehlungen?“
    „Aber Sie können doch nicht den ersten besten engagieren!“
    „Man muß dies leider. Es ist niemand zu bekommen.“
    Es entstand eine Pause. Belmonte griff nach einem Zeitungsblatt und las. Die beiden anderen sprachen leise miteinander. Vater Main flüsterte leise:
    „Du, Bajazzo, was sagst du dazu?“
    „Hm! Nicht übel!“
    „Forstwart, man steckt im Wald; kein Mensch hat sich um einen zu bekümmern. Man könnte da Gras über die Geschichte wachsen lassen. Nicht?“
    „Freilich!“
    „Zudem sieht dieser Kerl sehr dumm aus. Wenn sein Vater nicht gescheiter ist, so sind wir geborgen. Soll ich mit ihm reden?“
    „Meinetwegen. Aber wir müssen doch vorher erst unseren Plan zur Ausführung bringen.“
    „Natürlich. Dazu genügt der heutige Abend. Mein früheres Haus steht leer. Sobald es dunkel ist, können wir unbemerkt hinein. In einer halben Stunde ist die Sache gemacht. Dann sind wir in Paris fertig.“
    „Ist's auch wirklich wahr mit dem Löwenzahn?“
    „Ja, ich habe ihn noch. Er ist bei den anderen Sachen.“
    „Wollen wir damit zum Grafen Lemarch?“
    „Das ist noch zu überlegen. Ich halte es für gefährlich, verheimliche mir aber nicht, daß wir ihm ein hübsches Sümmchen abnehmen könnten.“
    „Das wäre nicht notwendig, wenn diese verdammte Polizei nicht die Nummern der

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