595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)
Meter.
»Wenn dir das alles zu schnell geht«, sagt sie, »verstehe ich das.«
»Was soll mir zu schnell gehen?«
»Das mit uns. Ich bin keine einfache Partnerin. Alleinerziehend, verschuldet. Falls du es dir –«
»Wie kommst du darauf?«, unterbreche ich sie.
»Du wirkst, als wärst du lieber woanders.«
»Echt?«, wundere ich mich.
Sie nickt traurig.
»Kathi, das tut mir leid. Äh, ich meine, Katharina.«
Nun grinst sie. »Dir sei die Erlaubnis erteilt, Kathi zu sagen.«
Noah dreht sich zu uns um. »Wo bleibt ihr Schnecken denn?«, ruft er ungeduldig.
»Ich bin froh, dass ihr den Tag mit mir verbringt«, versichere ich.
»Warum bist du dann so abwesend?«
»Arabella ist bei mir untergetaucht, weil sie mit dem Gedanken gespielt hat, auszusteigen. Nun überlegt sie, sich stattdessen auf einen schmierigen Ganoven einzulassen.«
»Als Zuhälter?«
»So etwas in der Art. Ich sorge mich um sie.«
»Liebst du sie?«
»Nein. Ich bin noch nicht einmal verliebt. Zumindest nicht in sie.« Ich hoffe, meine Botschaft wird verstanden. Tatsächlich entspannen sich ihre Gesichtszüge. »Sie erregt mich selbst nackt nicht mehr«, füge ich hinzu.
Ohne Vorwarnung boxt sie mir auf den Oberarm.
»Autsch«, empöre ich mich theatralisch. »Was soll das?«
»Das war fürs Lügen!«
»Ich lüge nicht!«
»Kein Mann dieser Welt wäre nicht erregt, wenn sie nackt vor ihm steht.«
»Manchmal habe ich den Eindruck, du hast dich in sie verguckt.«
Noch einmal boxt sie mir auf die gleiche Stelle.
»Aua! Das tat jetzt wirklich weh!«
»Das hast du verdient, weil du ihr nicht verbietest, unbekleidet vor dir herumzulaufen.«
Noah stellt sich ans Ende einer überschaubaren Schlange. Erwartungsvoll blickt er zu uns herüber. Unterdessen ziehe ich seine Mutter an mich und lege meinen Arm um ihre Schulter.
»Um weitere Bestrafungen zu vermeiden.«
Leider habe ich nicht an ihren Ellenbogen gedacht, den sie mir unverzüglich in die Seite rammt.
»Wofür war das?«, stöhne ich.
»Wegen der Angst, du hättest es dir anders überlegt.«
»Mami!«, protestiert Noah. »Warum machst du das?«
»Tut mir leid. Ich hatte eine Zuckung. Hab ich dich schlimm erwischt?«, fragt sie übertrieben bekümmert und streichelt dabei zärtlich mein Gesicht.
»Geht schon«, antworte ich, während ich mich schmerzverzerrt krümme.
»Ihr seid komisch!«
Wir wenden uns vom Haupteingang des Zoos nach rechts, schlendern gemütlich an den Patentafeln vorbei und erreichen nach einem kurzen Spaziergang das Erdmännchengehege.
»Da sind ganz viele draußen!«, jubelt der Junge.
Fasziniert folgt er dem Treiben der gut organisierten Tiergemeinschaft. Wir beobachten einige Erdmännchen, die Wache halten, und als Noah auf besonders kleine Exemplare deutet, spüre ich Katharinas Hand, die sanft meine eigene umfasst. Nachdem uns ihr Sohn das Versprechen abgerungen hat, am Ende des Besuchs hierhin zurückzukehren, ist er nach einer Viertelstunde bereit, mit uns weiterzugehen.
Händchen haltend erkunden wir andere Bereiche. Als wir bei den Ameisenbären ankommen und uns Noah keine Beachtung schenkt, drückt Katharina mir einen Kuss auf die Lippen. Sie wiederholt dies bei den Pinguinen und den Elefanten, völlig überzeugt, dass der Junge nichts davon mitbekommt.
Eine Weile später macht er uns auf zwei schnäbelnde Vögel aufmerksam.
»Die sind wie ihr«, kichert er vergnügt.
Erstaunlich, was Kinder alles mitbekommen, wenn sie einem den Rücken zukehren.
***
Spätnachmittags kehren wir erschöpft heim.
»Ich geh schon mal hoch«, sagt Noah. »Tschüss Sven!«
»Tschüss Großer!«
Ich warte, bis er in die Wohnung gegangen ist, ehe ich seine Mutter umarme.
»Vielen Dank für diesen wundervollen Tag«, flüstere ich.
»Ich habe zu danken«, murmelt sie. »Was machst du morgen?«
»Ich treffe mich nachmittags mit ein paar alten Freunden.«, Ich entschließe mich, ihre Toleranz bezüglich eines Pokerduells nicht zu testen.
»Wie lange dauert das?«
»Meistens ziemlich lange. Wir spielen Karten oder kickern. Letztes Mal bin ich erst kurz vor Mitternacht zu Hause eingetroffen.«
»Dann wünsche ich dir viel Spaß.«
Ihre Lippen schmecken nach dem Popcorn, das wir uns im Zoo gegönnt haben.
»Ich freue mich auf Sonntag«, wispert sie, als sie sich von mir löst.
»Oh ja! Ich mich noch mehr!«
Anscheinend nimmt sie mir meinen lüsternen Tonfall ab, denn sie erklärt mir, dass sie darauf nicht wetten würde. Immerhin sei sie länger
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