Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

Titel: 595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo C. Parker
Vom Netzwerk:
Bluff schnell auf. Die Spiegelbestsellerliste präsentiert die meistverkauften Taschenbücher, meine Werke sind als Hardcover erschienen. Außerdem führt sie keine Kinderliteratur auf. Doch ich spekuliere, dass der Russe in dieser Hinsicht kein großes Expertenwissen vorweist. Im besten Fall kennt er nicht mal die Unterschiede zwischen Hardcover, Taschenbuch und Broschur. Im schlimmsten Fall verprügelt er mich auf der Kneipentoilette.
    Mit optimaler Qualität drucke ich die neue Liste aus und überklebe damit das alte Plakat.
    ***
    Um meinen Beweggründen Glaubwürdigkeit zu verleihen, betreten Arabella und ich die Bar Händchen haltend. Die Gefahr, dabei zufällig von Katharina beobachtet zu werden, schätze ich gering ein, deswegen riskiere ich es.
    Sie entdeckt Dimitri und eine Begleitung im rechten Teil des Bistros. Er lümmelt auf einer Bank, vor ihm eine durchsichtige Flüssigkeit in einem Longdrinkglas. Spöttisch mustert er unseren Auftritt. Trotz der lässigen Sitzhaltung springt mir der perfekt sitzende Anzug, unter dem er ein weißes Hemd trägt, ins Auge. Über dem Hosenbund wölbt sich ein beträchtlicher Bauch, seine schwarzen Lederschuhe wirken kostspielig.
    Der breitschultrige Leibwächter hingegen entspricht kleidungsmäßig eher einem Schimanskidouble. Abgewetzte Jacke, Bluejeans, Cowboystiefel. Der Mann verzieht weder eine Miene noch hat er ein Getränk vor sich stehen.
    »Wie süß«, verhöhnt uns der Russe.
    Unaufgefordert setzen wir uns an den Tisch. Eine dunkelhaarige Kellnerin nimmt die Getränkebestellung entgegen. Für Arabella eine Apfelschorle, ich wähle zur Untermalung meines harten Images Whiskey on the rocks.
    Wir tauschen zunächst Belanglosigkeiten aus, tasten einander ab. Erst nachdem uns die Bedienung die Bestellung gebracht hat, beugt sich Dimitri zu mir.
    »Bei der Pokerrunde geht es um echtes Geld«, flüstert er. »Du siehst nicht so aus, als wenn du davon genug hättest.«
    »Ich lege eben keinen Wert auf teure Kleidung«, verteidige ich mich mit fast denselben Worten, mit denen ich gegenüber Gudrun gerechtfertigt hatte, mir ein Wochenende mit ihrem Mädchen leisten zu können. Vorsichtshalber parke ich heute zwei Straßen entfernt, damit mein fahrbarer Untersatz den Zuhälter nicht misstrauisch macht.
    »Solltest du aber«, rät er mir. »Kleider machen Leute.«
    »Dann würde ich deinem Gorilla mal einen Stilberater spendieren.«
    Dimitri spricht mit seinem Leibwächter russisch. Als dieser mir einen eiskalten Blick zuwirft, rutsche ich instinktiv nach hinten. Gelegentlich unterschätze ich die gesundheitserhaltende Wirkung eines nicht allzu vorlauten Mundwerkes.
    »Der Einsatz beträgt eine Viertelmillion«, informiert mich der Gangster.
    »Genau deshalb schlage ich dir einen Deal vor.«
    »Deal?«, fragt er geringschätzig. »Ich will keinen Deal, ich will Bares sehen.«
    »Mein Vorschlag lautet: Du streckst mir die Kohle vor.«
    Er lacht gehässig. »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil ich dir als Sicherheit all meine Bucheinkünfte bis zu meinem Tod übertrage.«
    »Bucheinkünfte? Was für Bucheinkünfte?« Über Falschgeld spräche er vermutlich nicht weniger despektierlich.
    »Ich werde an diesem Turnier teilnehmen. Unserer Zukunft wegen.« Liebevoll lege ich einen Arm um Arabellas Schulter. Sie lächelt mich an und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. Im Geiste bitte ich Katharina um Verzeihung.
    »Als Schriftsteller bekomme ich leider nur einmal im Jahr die Honorare überwiesen. Doch das lohnt sich. Ich bin erfolgreich! Ich bin berühmt!« Selbstbewusst ziehe ich die gefälschte Spiegelbestsellerliste aus der Jackentasche. »In der Top 20 bin ich dreimal vertreten. Allein diese Bücher bringen mir sechstellige Beträge. Zusätzlich das hier!« Nun zaubere ich die in den letzten Tagen abgeschlossenen Verträge hervor und reiche sie ihm.
    Er überfliegt sie kurz. »Wieso sollte ich dir deswegen den Spieleinsatz leihen?«, fragt er gelangweilt. Irgendwie klingt er nicht beeindruckt. »Ich habe nachgeforscht. Okay, du bist im Internet bekannt. Aber das ist mein Onkel in der Heimat auch, seitdem ein Video von ihm und einer Ziege aufgetaucht ist. Das«, sagt er auf die Kontrakte klopfend, »ist kein Geld.«
    »Jeder weiß, wie viel sich mit Bestsellern verdienen lässt«, appelliere ich an seine Gier.
    »Jeder?«, entfährt es ihm. »Willst du sagen, ich bin dumm? Hältst du mich für dumm?«
    »Niemand hält dich für dumm«, beruhigt ihn Arabella.
    »Was ist mit

Weitere Kostenlose Bücher