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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Millionen kosten. Ich bin reich, fast unendlich reich und kann dieses kleine Opfer bringen.“
    Da streckte sie ihm beide Hände entgegen und sagte:
    „Wenn es so ist, so wollen wir Verbündete sein, treue Freunde und Verbündete für immerdar. Sie haben mir heute Eigentum und Leben gerettet, o viel, viel mehr noch als das Leben. Ich wäre des elendesten Todes gestorben, den ein Weib nur sterben kann. Ich bin Ihnen eine Dankbarkeit schuldig, welche von der Erde bis zum Himmel reicht. Sie und Gustav Brandt sollen die beiden sein, für welche ich leben und wirken will. Und da mein Wirken dasselbe Ziel besitzt, wie das Ihrige, so wollen wir vereint zueinanderstehen, solange wir denken und überhaupt leben.“
    Sie war ganz begeistert. Ihre Augen strahlten, und auf ihren Wangen lag die Röte der schönsten Herzensinspiration. Wie sie so vor ihm stand, war sie von wahrhaft hinreißender, siegreicher Schönheit. Er suchte nach einem Zufluchtsmittel und fand es, indem er sagte:
    „Ist es so, Baronesse, so wollen wir sein wie Schwester und Bruder, welche fürs Leben treu zueinander halten.“
    „Ja, das wollen wir sein, Durchlaucht, Bruder und Schwester.“
    „So habe ich auch den Mut, mich des letzten Auftrages zu entledigen, den er mir beim Scheiden für Sie an das Herz legte.“
    „Ein Auftrag? Was ist es? Sprechen Sie, Durchlaucht.“
    „Er sagte zu mir: ‚Und wenn sie nicht glaubt, daß ich ihr vergeben habe, wenn sie meint, daß die Farben ihres lieben, süßen Bildes in meinem Herzen verblichen und erloschen sind, so bitte ich, ihr dieses von mir zu bringen.‘ Dabei erhielt ich von ihm einen Beweis seiner Herzenstreue, den ich Ihnen übergeben soll.“
    Man sah ihr die freudige Spannung an, in der sie sich befand.
    „Was war es, was er Ihnen gab?“ fragte sie. „Schnell, schnell!“
    „Es war – ein – ein Kuß“, antwortete er.
    Sie erglühte so, daß sie die Augen schließen mußte. Sie stand vor ihm in einer so hinreißenden Schönheit, daß er imstande gewesen wäre, sie an seine Brust zu reißen und ihr alles, alles zu gestehen. Aber er beherrschte sich und fragte:
    „Soll ich ihm diese Gabe nicht wiederbringen und ihm sagen, daß sie nicht angenommen worden ist?“
    Da blickte sie, zwar hochroten Antlitzes, aber freundlich und gewährend auf den vor ihr Sitzenden herab, streckte ihm die Rechte entgegen und antwortete:
    „Nein, das sollen und dürfen Sie nicht. Eine solche Gabe muß angenommen werden. Hier, Durchlaucht, es sei erlaubt!“
    Während die Rechte immer noch in seiner Hand lag, legte sie die Linke auf seine Schulter und bog sich zu ihm nieder.
    Sein Herz drängte sich in seine Augen. Er fragte mit bebender Stimme:
    „Befehlen Sie die Wange oder den Mund?“
    „Was Sie wollen, Durchlaucht!“ flüsterte sie. „Nicht Sie sind es ja, sondern Gustav ist es, der mich küßt.“
    „Ja, Gustav soll es sein. Ich will denken, ich sei er. Also den Mund, Baronesse, den Mund, den süßen, schönen, lieben Mund.“
    Dann sagte Alma, indem sie sich aus seinen Armen löste: „Da nun unser Bund geschlossen ist, lassen Sie uns zu den Einzelheiten unserer Aufgabe übergehen!“
    „Ich bin bereit. Haben Sie schon nachgesonnen, um einen Plan zu finden, welcher ein Resultat verspricht?“
    „Leider nein.“
    „Wollen wir die Unschuld unseres Freundes beweisen, so kann es uns nur dadurch gelingen, daß wir den wirklichen Täter entdecken. Haben Sie eine Mutmaßung, wo er zu suchen sei?“
    „Ich möchte mit Ja antworten.“
    „Wen meinen Sie?“
    „Meinen Cousin.“
    „Franz von Helfenstein?“
    „Ja.“
    „Haben Sie Anhaltspunkte?“
    „Nur dieselben, welche Gustav und sein Verteidiger während der Verhandlungen gaben!“
    „Ich kenne sie. Sie hatten leider keinen Erfolg.“
    „So dürfen wir, wenn wir sie jetzt aufstellen, noch viel weniger auf Erfolg rechnen.“
    „Das ist sehr richtig. Aber wir finden vielleicht Anknüpfungspunkte, welche uns spätere Zeiten bieten. Meinen Sie vielleicht, daß Ihr Cousin bei beiden Mordtaten der Schuldige sei?“
    „Ich möchte es behaupten.“
    „Wenn es so in der Wahrheit ist, so hat er einen ungeheuren Scharfsinn zu entwickeln gehabt.“
    „Der Zufall ist ihm zu Hilfe gekommen!“
    „Mag sein. Aber trotzdem bin ich der festen Überzeugung, daß nicht Zufall und Scharfsinn allein alles getan haben können.“
    Sie wurde aufmerksam und fragte:
    „Wie meinen Sie das? Was könnte außer Zufall und Berechnung noch vorhanden gewesen

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