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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ihres Vaters in die Tasche.“
    „Das klingt so leicht, so glaubhaft! Warum ist es mir nicht damals so erschienen!“
    „Weiter! Die Pascher waren überfallen worden. Der Schmied und sein Sohn gehörten zu ihnen. Sie strichen aus irgendeinem Grund im Wald umher. Sie befanden sich in der Nähe des Mordplatzes. Sie waren Zeugen der Tat, aber sie waren dem Mörder in irgendeiner Weise verbunden, oder sie hatten einen anderen Grund. Kurz und gut, sie schwiegen, als Brandt verurteilt wurde, aber sie retteten ihn, um ruhig schlafen zu können. Klingt das etwa sehr unwahrscheinlich, liebe Baronesse?“
    „Ganz und gar nicht.“
    „Das finde ich auch. Wer also Klarheit über den Mord Ihres Vaters haben will, muß zu der jetzigen Baronin Ella von Helfenstein gehen. Und wer dem zweiten Mord auf den Grund kommen will, der hat sich an die beiden Schmiede zu halten, welche ja heute noch leben. Und wer drittens etwas über die Ermordung Ihres Brüderchens erfahren – ah, Sie staunen?“
    „Ich bin allerdings fast sprachlos! Haben Sie auch hier bereits geforscht, Durchlaucht?“
    „Ja.“
    „Mit Resultaten?“
    „Hm! Man glaubt hier in der Stadt allgemein, daß der geheimnisvolle Fürst von Befour sich erst seit sechs Monaten hier im Land befinde; Ihnen aber, als meiner Freundin, Schwester und Vertrauten, will ich mitteilen, daß ich vorher bereits fast ein dreiviertel Jahr unter verschiedenen Gestalten im Land herumwanderte, um nach Spuren zu suchen und zu forschen.“
    „Welch ein Mann! Welch eine Aufopferung für unseren Brandt!“
    „Pah! Bei meiner Freundschaft für ihn ist das, was ich für ihn tue, gradso, als sei es für mich getan. Der Verdacht, welchen ich auf die beiden Schmiede warf, brachte mich auf neue Gedanken.“
    „Durchlaucht, Sie sind ja der reine Polizist! Ich glaube, Sie übertreffen Brandt noch, der auch bedeutende Anlagen für diesen Beruf besaß. Er könnte heute seine Angelegenheit sicherlich nicht besser führen, als Sie es tun!“
    „Ich will dieses Kompliment einstweilen nicht mit Dank hinnehmen. Doch, hören Sie weiter! Die Schmiede waren die Verbündeten Ihres Cousins. Die alte Wirtschafterin des letzteren entsinnt sich jener Zeit noch sehr genau. Von ihr erfuhr ich, daß die Zofe Ella am Tag vor Brandts Verurteilung bei Franz von Helfenstein gewesen sei. Ebenso erfuhr ich, daß der letztere einen Tag vorher von den Schmieden besucht wurde. Da haben sie ihren Pakt mit ihm gemacht. Das sieht man heute. Sie sind reiche Leute geworden. Aber ich werde sie zu fassen wissen.“
    „Ich hoffe es! Aber wollten Sie nicht von meinem Brüderchen sprechen, Durchlaucht?“
    „Gewiß. Unsere Wege sind eben so verschlungen, daß wir sehr viel von der geraden Richtung abweichen müssen. Können Sie sich auf den Tag des Schloßbrandes besinnen?“
    „Sehr genau. Es war derselbe Tag, an welchem unser Gustav Brandt verurteilt wurde.“
    „Das stimmt. Nehmen wir getrost an, daß das Knäblein ermordet werden sollte. Die beiden, in deren Interesse dies geschah, waren am Tag in der Residenz gewesen und am Abend zurückgekehrt, also anwesend, aber ich glaube trotzdem nicht, daß der Baron selbst oder Ella Hand an das Kind gelegt haben. Ich habe vielmehr Verdacht auf ihre Verbündeten, die beiden Schmiede.“
    „Haben Sie Veranlassung dazu?“
    „Ja. Ich kam nämlich auf höchst eigentümliche Weise auf meine Gedanken. Können Se sich noch auf den Totengräber Uhlig in Helfenstein besinnen?“
    „Sehr gut. Er ist jetzt bei seinem Sohn.“
    „Richtig. Der gute Christian Uhlig war Schließer, als Brandt in Untersuchung saß. Jetzt ist derselbe Christian Wachtmeister, und sein Vater wohnt bei ihm, um das Gnadenbrot da zu essen. Ich nahm, aus Forscherabsicht, Veranlassung, mit den beiden einmal wie zufällig zusammenzutreffen, und ich hörte da etwas, was mir zu denken gab. Nämlich gerade damals ist der alte Schmied zu Christian gekommen, um sich nach Brandt zu erkundigen. Er hat dem Schließer einen Sack voll Kartoffeln von seinen Eltern mitgebracht. Als das erzählt wurde, erfuhr ich so nebenbei von dem alten Totengräber, daß am Abend des Schloßbrands die beiden Schmiede bei ihm zur Geburtstagsfeier gewesen seien. Der Knabe der Botenfrau ist begraben worden, und die Schmiede haben geholfen, den Sarg mit Erde zu bedecken.“
    Sie sah dem Sprecher fragend in das Gesicht.
    „In welchem Zusammenhang steht das alles?“ meinte sie.
    „In einem sehr innigen. Nehmen wir an, die Schmiede haben Ihr

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