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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hätte ich nichts erfahren. Ah! Köstlich! Aber nun sollt ihr es mir büßen!“
    Schon wollte er aus dem Schatten des Hauses hervortreten, als es ihm war, als habe er ein Stimmengeflüster gehört. Er duckte sich nieder, kroch mehr nach rechts und bemerkte Arndt und Eduard, welche im Gärtchen des letzteren standen.
    „Wer ist das?“ fragte er sich. „Der Hauser und – ah, wie gut, daß der Schnee leuchtet! Das ist der fremde Halunke, der sich in der Schenke an mir vergriff. Sollte es vielleicht – hm, Donnerwetter! Sollte es der Diener des Fürsten des Elends sein, von dem dieser Webergeselle erzählte? Ich werde ihn beobachten. Ich schleiche ihm nach. Ich muß wissen, wohin er geht!“
    Er beharrte in seiner niedergeduckten Stellung, bis er bemerkte, daß der Fremde sich entfernte. Eduard Hauser trat in seine kleine Wohnung, in deren Tür er verschwand.
    Jetzt erhob sich Seidelmann wieder und schlich sich weiter. Er sah, daß der Fremde den Weg nach Osten einschlug, welcher sich dann teilte, geradeaus nach einem Nachbardorf und rechts nach dem Forsthaus. Er folgte ihm, bemerkte aber plötzlich, daß der Mann verschwunden war. Wohin? Seidelmann blieb stehen und lauschte.
    Arndt war freilich ein Mann, dem sein Verfolger nicht gewachsen war. Er hatte ein außerordentlich scharfes Gehör. Kurz nachdem er Eduard verlassen hatte, war es ihm, als ob er leise Schritte in einiger Entfernung hinter sich vernehme. Er blieb stehen; er schritt langsam weiter, blickte sich aber um.
    Da erkannte er eine männliche Gestalt, welche ihm folgte. Er ging noch eine Strecke und drehte sich abermals um; die Gestalt war noch immer hinter ihm, jetzt aber ein wenig näher.
    „Das kann kein Zufall sein!“ dachte er. „Ich werde es untersuchen!“
    Er zog sein weißes Bettuch hervor, nahm es auseinander, warf es über und bückte sich nieder, so daß er von dem weißen Schnee nicht zu unterscheiden war. Er bemerkte, daß die Gestalt stehenblieb und in die Nacht hinein lauschte.
    „Ah, es ist wirklich ein Verfolger, jemand, der mir nachschleicht. Warte, Bursche, ich werde dir einen Denkzettel geben und dabei zugleich sehen, wer du bist!“
    Er raffte mit den Händen einen möglichst großen Schneeballen zusammen und wartete dann.
    Als Seidelmann keine Schritte mehr hörte, nahm er an, daß der Mann, dem er folgte, einen rascheren Lauf angenommen habe. Daher schritt auch er jetzt in verdoppelter Eile vorwärts. Dabei hielt er das Auge suchend in die Ferne, in das unbestimmte Schneeduster gerichtet, und so entging ihm der verhängnisvolle Punkt, dem er sich näherte.
    Da plötzlich flatterte etwas Weißes hart vor ihm auf; er glaubte eine schwarze Gestalt, wie vom Himmel gefallen, vor sich zu sehen, und dann erhielt er einen Schlag in das Gesicht, daß ihm für einige Augenblicke Hören und Sehen verging.
    Arndt hatte sich nämlich blitzschnell unter seinem Tuch vom Boden erhoben und ihm mit aller Gewalt den Schneeballen in das Gesicht geschlagen. Dann raffte er sein Tuch auf und sprang davon, dem Städtchen wieder zu.
    Unweit der ersten Häuser hielt er an und blickte zurück.
    „Der hat genug! Der geht heute nicht weiter!“ lachte er vor sich hin. „Der Seidelmann! Ah, ich will ihn lehren, mir nachzuschleichen, um zu sehen, wo ich wohne! Dem brummen alle Sinne jetzt so sehr, daß er gar nicht gehört hat, wohin ich gelaufen bin. Sehen hat er nicht sogleich gekonnt. Jedenfalls kehrt er zurück. Ich werde nun den Spieß umdrehen und ihn beobachten.“
    Er trat hinter die Ecke des ersten Hauses und wartete. Wirklich dauerte es nicht lange, so kam Seidelmann daher und ging vorüber. Arndt nahm das weiße Tuch über und folgte ihm. Es war gar keine Gefahr dabei, denn es war so spät, daß sich niemand mehr auf der Straße zeigte.
    Da bemerkte er, daß Seidelmann bei Hausers Häuschen stehenblieb und sich dann hinter dasselbe schlich.
    „Was wird er da wollen?“ fragte er sich. „Das muß ich wissen!“
    Er folgte ihm vorsichtig und gewahrte dann, daß er vor einem Laden der Wohnstube stand und zu horchen schien. Er stand wohl eine Viertelstunde still und unbeweglich: dann entfernte er sich. Auch jetzt hielt sich Arndt in immer gleicher Entfernung hinter ihm, bis beide die Wohnung des Kaufmanns erreichten.
    Seidelmann zog einen Schlüssel hervor, öffnete und trat ein. Arndt blieb überlegend stehen.
    „Soll ich umkehren oder nicht?“ fragte er sich. „Da oben ist noch Licht. Man wartet also. Der junge Seidelmann bringt neues

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