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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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er gebogen war.“
    „War es der Baron?“
    „Seine Gestalt war es. Heute habe ich nun gehört, daß das alte Gebäude vermietet werden soll.“
    „An wen?“
    „An die Gesellschaft der Brüder und Schwestern der Seligkeit. Das gibt einem natürlich zu denken!“
    „Freilich! Freilich! Hm! Da darf man nicht zögern. Was meinst du? Wollen wir sehen, was hinter dem Fenster verborgen ist, durch welches der Hauptmann einsteigt?“
    „Ich bin bereit.“
    „Nimm deine Laterne und den Revolver, und komm. Vielleicht gelingt es uns, das ganze Nest bald auszunehmen.“ –
    Als der Baron von Helfenstein vorhin die Wohnung des Obersten von Hellenbach verlassen hatte, war er zunächst nach seinem Palais gegangen, hatte es aber bald darauf in Verkleidung durch das Pförtchen wieder verlassen. Er hatte die Richtung nach der Mauerstraße eingeschlagen, war dieselbe aber umgangen und von der anderen Seite an dem geheimnisvollen Gebäude angelangt. Dort öffnete er die Gartenpforte, schloß sie hinter sich wieder zu und schlich sich nach dem Haus. Er hatte die Tür desselben noch nicht erreicht, so hörte er sich angerufen.
    „Pst!“
    Er blieb stehen. Eine Gestalt kam von der Seite her auf ihn zu. Sie hatte keine Maske vor dem Gesicht wie er selbst. Bei der Helligkeit, welche der Schnee verbreitete, konnte man das Gesicht des frommen Herrn August Seidelmann erkennen.
    „Ah! Auf dem Posten!“ sagte der Baron. „Wie steht es?“
    „Kommen Sie!“
    Er führte ihn um das Haus herum nach dem hinteren Teil des Gartens. Dort war an der Innenseite der Mauer der Schnee aufgeworfen worden.
    „Warum das?“ fragte der Baron.
    „Darum“, antwortete der Fromme, indem er auf eine Öffnung deutete. „Kriechen wir hinein.“
    Der Schneehaufen, welcher sich an die Mauer lehnte, war hohl. Beide krochen hinein. Der Baron fand einen ganz bequemen Sitz, auf welchem zwei Personen Platz hatten.
    „Wessen Erfindung ist das?“ fragte er.
    „Die meinige. Ich habe diesen Beobachtungsposten extra für uns beide selbst hergestellt. Jetzt sind wir hier, machen das Eingangsloch von innen zu, daß nur so viel bleibt, daß wir hinaussehen können. So wird kein Mensch, der selbst ganz in die Nähe kommt, denken, daß wir hier beobachten.“
    „Sie haben also Grund, zu denken, daß der Mensch heute wiederkommt?“
    „Sicher! Gestern, als Sie gingen, sah ich, daß er nach Ihnen über die Mauer sprang. Er war bis am Fenster gewesen.“
    „So wird er heute vielleicht durch dasselbe einsteigen!“
    „Ich vermute das.“
    „Ist die Treppe fortgenommen?“
    „Ja. Er kann nicht das mindeste entdecken.“
    „So wird es Zeit, daß wir räumen. Morgen wird alles fortgeschafft.“
    „Ich halte das nicht für unbedingt notwendig. Wie nun, wenn dieser Mensch – hm!“
    „Ich verstehe! Sein Verschwinden kann uns nichts nützen. Er arbeitet nicht allein. Er ist Polizist und hat Verbündete. Er gehorcht jedenfalls diesem verdammten Fürsten des Elends. Es bleibt uns nichts übrig, als auszuräumen und das Geschäft für einige Zeit ganz liegenzulassen.“
    „Ganz? Wie schade!“
    „Wenigstens müssen wir hier in der Residenz Ferien halten. Desto tätiger aber wird der Waldkönig sein.“
    „Ich kann mir dennoch nicht denken, daß wir hier in gar so großer Gefahr schweben!“
    „Doch! Der Fürst des Elends spannt ein Netz nach dem anderen um uns. Sogar diesen Apotheker hat er engagiert.“
    „Den alten Horn?“
    „Ja. Dieser hat ihm versprechen müssen, ihm zu dienen. Der Alte ist aber doch so ehrlich gewesen, es mir zu sagen. Doch, übrigens, wie steht es denn mit dieser Marie Bertram?“
    Der Fromme ließ ein leises Kichern hören.
    „Sehr gut“, antwortete er.
    „Ist sie noch gestört?“
    „Nein. Ihr Geist ist wieder aufgetaut.“
    „Und ihr – ihr Gefühl?“
    „Läßt kaum etwas zu wünschen übrig. Sie hat von der Frucht gekostet und Wohlgefallen an ihr gefunden. Sie ist jetzt ein appetitlicher Bissen geworden.“
    „Ich werde mir diesen Bissen betrachten, denke aber, daß er sich nicht lange im Besitz unserer frommen Madame Groh befinden wird.“
    „Warum?“
    „Ihr Bruder wird sich nach ihr erkundigen und sie zurückverlangen.“
    „Oh, ich habe gesorgt! Einstweilen ist sie verreist.“
    „In Wirklichkeit?“
    „Nein; aber er wird es glauben. Horcht!“
    Jenseits der Mauer ließen sich Schritte vernehmen. Man hörte das Klirren von Eisen.
    „Hören Sie!“ flüsterte der Fromme. „Er kommt. Er hat die Eisen entdeckt. Ein

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