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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sogleich zu ihm, um –“
    „Halt, Herr Bertram!“ meinte der Förster, indem er ihn beim Arm ergriff. „Sie finden ihn nicht. Er ist fort.“
    „Fort? Warum?“
    „Er ist kein Freund von großen Danksagungen.“
    „Aber – hm“, meinte er, doch einigermaßen verlegen. „Ich bin mir doch noch ganz im unklaren über mich selbst!“
    „Sie werden gleich ins klare kommen. Wollen Sie so gut sein und mir folgen?“
    Er griff zum Licht und führte ihn durch das vordere Zimmer und dann die Treppe empor. Dort war an einer Tür ein Porzellanschild angebracht.
    „Bitte, lesen Sie!“ sagte der Alte.
    „Robert Bertram!“ las er. „Das soll heißen –?“
    „Das soll heißen, daß Sie hier in diesen zwei Giebelzimmerchen wohnen werden. Treten Sie ein!“
    Er öffnete die Tür. Robert stand in einem allerliebsten Zimmer, an welches ein Schlafkabinett stieß. Es gab da einen Schreibtisch, eine Bibliothek auf Regalen. Es sah ganz so aus, als ob man sich in der Wohnung eines fleißigen Studenten befinde. Er betrachtete alles und fragte dann:
    „Das wurde veranstaltet vom Fürsten von Befour?“
    „Ja.“
    „Welch ein Mann! Wie dankbar muß ich ihm sein! Aber, eins liegt mir am Herzen: Ich habe eine Schwester. Wissen Sie, wo sich dieselbe befindet?“
    „Ja. Sie sollte heute hier mit zugegen sein; aber das war unmöglich, da sie verreist ist.“
    „Verreist? Wo wohnt sie eigentlich?“
    „In der Ufergasse. Sie hat eine Stellung bei einer Dame, welche Groh heißt und Rentnerin ist.“
    „Ist die Stellung eine gute?“
    „Jedenfalls. Die Dame ist als hochachtbar und sogar als fromm bekannt. Sie ist Mitbegründerin der Gesellschaft der ‚Brüder und Schwestern der Seligkeit‘, einer Gesellschaft, welche für die Zwecke der Wohltätigkeit und inneren Mission arbeitet. Also dürfen Sie um Ihre Schwester nicht bange sein. Meine Frau ging nach der Ufergasse, um sie für heute abend einzuladen, hörte aber, daß Madame Groh für einige Zeit verreist ist.“ –
    Der Fürst hatte sich heimlich entfernt, um sich den Danksagungen des jungen Mannes zu entziehen; er ging durch den Garten nach seinem Palais, verließ dasselbe aber bereits nach kurzer Zeit verkleidet wieder. Er begab sich nach der Mauerstraße, zog dort einen Schlüssel hervor, öffnete eine Haustür und stieg zwei Treppen empor, wo er dann leise an eine Stubentür klopfte. Es wurde geöffnet. In dem Zimmer war es finster.
    „Sie, gnädiger Herr?“ fragte jemand leise.
    „Ja, ich, Adolf.“
    „Bitte, kommen Sie herein!“
    „Willst du nicht Licht anbrennen?“
    „Nein. Im Finstern kann ich beobachten, ohne selbst beobachtet zu werden.“
    „Ganz recht! Bist du vorwärtsgekommen?“
    „Ja.“
    „Gut, sehr gut!“ meinte der Fürst, indem er sich nach einem Stuhl tappte, auf welchem er Platz nahm. „Was hast du weiter erfahren?“
    „Der Hauptmann geht nicht durch den Eingang in das Haus, sondern er steigt über die Mauer.“
    „Doch nicht etwa hier auf dieser Seite?“
    „Ja, gerade gegenüber von meiner Wohnung. Ich habe es genau beobachtet.“
    „Die Mauer ist ja viel zu hoch!“
    „Das sagte ich mir auch. Man kann ohne Leiter nicht hinüber. Ich stellte mich also auf die Lauer, und siehe da! Ich entdeckte eine geheime Vorrichtung, deren sich der Hauptmann bedient, um in den Garten zu kommen.“
    „Was wäre das?“
    „Einer der Steine in der Mauer kann herausgenommen werden. In dem Loch sind Eisen verwahrt, welche in die Mauer gesteckt werden und dann als Stufen dienen.“
    „So, so! Hast du das selbst gesehen?“
    „Ja. Ich habe es sogar probiert.“
    „Sapperment! Du warst etwa in dem Garten?“
    „Freilich! Ich bin hinter dem Hauptmann her. Das heißt, ich habe mir ähnliche Eisen besorgt und bin in den Garten gestiegen. Dort habe ich auf den Hauptmann gewartet. Als er kam, bin ich hinter ihm hergeschlichen.“
    „Verwegener Kerl! Wann war das?“
    „Gestern.“
    „Bist du ihm bis in das Gebäude gefolgt?“
    „Nein. Aber ich weiß, wie er in dasselbe gelangt.“
    Er erzählte nun dem Fürsten von dem Fenster, durch welches der Hauptmann einzusteigen pflegte.
    „Kam er da auch wieder heraus?“ fragte der Fürst.
    „Ja. Er verließ den Garten ganz in derselben Weise, wie er in denselben gestiegen war.“
    „Du folgtest ihm dann weiter?“
    „Das war leider nicht möglich. Um auch über die Mauer zu kommen, mußte ich warten, bis er fort war, und dann konnte ich ihn nicht einholen, weil ich nicht wußte, um welche Ecke

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