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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Lecks.
    Kein Feuer.
    Keine Treibstoffdämpfe.
    Er kämpfte gegen die Kälte an, hielt eine weitere Minute durch, um noch andere Dinge zu kontrollieren. Die großen Reifen schienen in Ordnung zu sein. Die vorderen Stoßdämpfer hatten etwas gelitten. Der Boden des Gepäckabteils war mehrfach eingebeult. Mehrere kleine Leitungen und Kabel waren zerquetscht und geknickt oder abgerissen. Irgendein Versicherer in Seattle würde eine anständige Rechnung zahlen müssen.
    Reacher schob sich unter dem Bus hervor, stand auf und klopfte sich ab. Seine Kleidung war durchnässt. Um ihn herum wirbelten Schneeflocken. Der Schnee lag schon fünf Zentimeter hoch. Reachers vier Minuten alte Fußabdrücke waren bereits weiß überzuckert. Er folgte ihnen in den Straßengraben zurück und zur Bustür. Knox wartete auf ihn. Die Tür öffnete sich, und er kletterte an Bord. Er zitterte. Die Tür schloss sich wieder.
    Der Motor blieb stehen.
    Knox setzte sich ans Steuer und drückte den Anlassknopf. Weit hinten im Bus hörte Reacher den Anlasser arbeiten. Wieder und wieder drehte er sich angestrengt surrend.
    Ohne Erfolg.
    Knox fragte: »Was haben Sie dort unten gesehen?«
    »Schäden«, antwortete Reacher. »Alles Mögliche ist demoliert.«
    »Zerquetschte Leitungen?«
    »Ein paar.«
    Der Fahrer nickte. »Bestimmt ist die Treibstoffleitung abgequetscht. Wir haben nur verbraucht, was noch drin war – und jetzt kommt nichts mehr nach. Außerdem können die Bremsen hin sein. Vielleicht ist’s ja gut, dass der Motor nicht läuft.«
    »Rufen Sie noch mal die Polizei in Bolton an«, sagte Reacher. »Diese Sache ist ernst.«
    Knox wählte, während Reacher nach hinten durch den Bus ging. Er holte Mäntel aus den Gepäckablagen und forderte die alten Leute auf, sie anzuziehen. Dazu Mützen, Handschuhe, Schals und alles andere, was sie vielleicht dabeihatten.
    Er selbst besaß nichts. Nur das, was er am Leib trug, und das war durchnässt und eiskalt. Er begann auszukühlen. Er zitterte – nicht stark, aber ständig, als kröchen Spinnentiere über seinen Körper. Sei vorsichtig, wenn du dir etwas wünschst. Ein Leben ohne Gepäck hatte Vorteile. Aber auch gravierende Nachteile.
    Er ging wieder nach vorn zu Knox. Die nicht ganz schließende Tür ließ eisige Luft herein. Vorn im Bus war es kälter als hinten. Reacher fragte: »Na?«
    Knox antwortete: »Sie schicken so bald wie möglich einen Wagen.«
    »Ein Wagen reicht nicht.«
    »Das habe ich ihnen gesagt und das Problem erklärt. Sie haben gemeint, sie lassen sich etwas einfallen.«
    »Haben Sie schon mal so einen Sturm erlebt?«
    »Dies ist kein Sturm. Der ist sechzig Meilen entfernt. Dies sind lediglich seine Ausläufer.«
    Reacher zitterte. »Kommt er hierher?«
    »Todsicher.«
    »Wann?«
    »Fragen Sie lieber nicht.«
    Reacher ließ ihn am Steuer zurück und ging an den letzten Sitzen vorbei ganz nach hinten. Dort setzte er sich neben der Toilettentür auf den Boden und presste den Rücken an die Wand, weil er hoffte, noch etwas Restwärme von dem abkühlenden Motor abzubekommen.
    Er wartete.
    16.55 Uhr.
    Noch neunundfünfzig Stunden.

3
    Eine Dreiviertelstunde später kam der Anwalt nach Hause. Nach langer, langsamer Fahrt. Seine Einfahrt war nicht geräumt, und er fürchtete schon, das Garagentor könnte zugefroren sein. Doch als er die Fernbedienung betätigte, tat der Elektromotor drin nen an der Decke seine Arbeit. Das Rolltor ging hoch, und er fuhr hinein. Dann wollte das Tor nicht mehr zugehen, weil die Schneeklumpen von seinen Reifen die Kindersicherung in der Bodenrille ausgelöst hatten. Also fummelte er wieder an seinen Überschuhen herum, nahm dann die Schaufel und schippte den Schnee hinaus. Das Tor schloss sich. Der Anwalt zog seine Überschuhe aus, blieb noch einen Augenblick an der Tür ins Haus stehen, kam zur Ruhe, sammelte sich und nahm eine mentale Dusche. Zwanzig vor sechs. Er ging durch die warme Küche und begrüßte seine Familie, als wäre dies ein Tag wie jeder andere.
    Um zwanzig vor sechs war es im Innern des Busses dunkel und eiskalt, und Reacher, der seine Arme um den Oberkörper geschlungen hatte, zitterte heftig. Vor ihm taten die zwanzig alten Leute und der Busfahrer Knox ziemlich genau das Gleiche. Die Fenster auf der dem Wind zugekehrten Seite des Busses waren schwarz von Schnee. Die Fenster in Lee zeigten ein graues Panorama. Der Schneesturm aus Nordosten, der auf das aerodynamische Hindernis des verunglückten Busses traf, fegte unter und über ihn

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