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616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Zurdo
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bereit zu sein, sich für jemand anderen zu opfern. Das ist es nie. Die Flammen schienen sich zu verdoppeln, ihn herauszufordern. Sie schlugen aus den Fensteröffnungen, ver-mengt mit dichtem schwarzem Qualm. Der Boden war ein einziger Wirrwarr aus glühender Asche, verkohltem Holz und den Scherben der Fensterscheiben.
    Er murmelte ein Gebet, das seine Mutter ihm beigebracht hatte, als er ein Kind gewesen war, und an das er sich kaum noch erinnerte. Doch Gott würde sein Gebet nicht hören. Er war sehr weit weg. Weiter als der Feuerwehrmann ahnen konnte.
    Er beschloss, links um das Gebäude herumzugehen, wo das Feuer nicht so heftig tobte. Er ging schnell, aber vorsichtig. Ein falscher Schritt, und zwei Kinder würden ohne Vater aufwachsen. In solchen Momenten fragte er sich, warum er hatte Feuerwehrmann werden wollen. Doch diesen Gedanken musste er beiseiteschieben und sich auf das konzentrieren, was er gerade tat, sich so weit wie möglich von den Fenstern fernhalten, die Gesimse und den Kirchturm im Auge behalten … Himmel, der konnte jeden Augenblick einstürzen.
    Als er endlich den hinteren Innenhof erreichte, entließ er die Luft aus den Lungen. Erst da merkte er, dass er den Atem angehalten hatte. Noch ein wenig länger, und seine Schutz-kleidung hätte in der extremen Hitze Feuer gefangen. So kam es ihm jedenfalls vor. Er war schweißgebadet. Die Sauerstoff-maske saß so eng, dass es schmerzte. »Feuerwehrleute haben auch Angst«, dachte er. Das stimmte zwar, doch davon lassen sie sich nicht abschrecken. Auch dieser Feuerwehrmann nicht, der nun auf die andere Seite des Hofs zurannte.
    Dort stand das Haus, von dem die Novizin gesprochen hatte. Das Feuer hatte es bereits erreicht. Das Holzdach war ein einziger, hypnotisch lodernder Scheiterhaufen. Doch, dieser Daniel musste tot sein. Mit einem Fußtritt öffnete er die Tür.
    Er konnte kaum etwas erkennen. Alles war voller Rauch. Über seinem Kopf breiteten die Flammen sich über die Decke aus, liebkosten das Holz, ehe sie es verzehrten. Er schaltete die Taschenlampe ein und drang ins Innere vor.
    »Daniel!«
    Nichts.
    Er hörte ein Knarren, bei dem ihm beinahe das Herz ste-hen blieb, und warf sich zu Boden. Am Rücken spürte er einen heftigen Aufprall, als ihn ein Stück eines brennenden Deckenbalkens traf. Seine Jacke war aufgerissen, und die Flammen versengten den Futterstoff. Er konnte den Feuerlö-scher nicht finden. Er würde verbrennen. Er merkte, wie das Feuer versuchte, an seine Haut zu gelangen. Er wälzte sich herum, um den Balken abzuwerfen und die Flammen zu ersticken. Wie ein kleiner Junge wimmernd, versuchte er, sich der Jacke und der Sauerstoffflasche zu entledigen.
    Dann spürte er, dass er keine Luft bekam. Er hatte immer noch die Maske auf, doch sie war nicht mehr mit der Sauerstoffflasche verbunden. Er riss sie sich vom Gesicht und atme-te gleichzeitig mit aller Kraft ein. Der Rauch drang bis tief in seine Lunge vor, so dass er sich zusammenkrümmte und heftig hustete. Den Brechreiz konnte er gerade noch unterdrücken. Wenn die Sauerstoffflasche nicht gewesen wäre, hätte der Balken ihm das Rückgrat gebrochen, doch der Aufprall hatte das Ventil zerstört; nun war sie nutzlos.
    »Daniel!«
    Der Rauch wurde immer dichter. Ihm brannten die Au-gen, und er musste unaufhörlich husten. Mittlerweile stand das gesamte untere Stockwerk in Flammen. Er fühlte sich in die Enge getrieben. Mit jeder Faser seines Körpers verspürte er den Drang zu fliehen. Daniel war nicht mehr hier, oder er war tot. Das sagte ihm sein Verstand.
    »Wo …«, er musste husten, »zum Teufel kann er sein?«
    Im Bett bewegte sich etwas. Das Bettzeug zuckte kaum merklich. Der Feuerwehrmann umging brennende Möbel und warf furchtsame Blicke zur Decke, die bald endgültig einstürzen würde.
    Kinder verstecken sich unterm Bett, wenn sie Angst haben … Er bückte sich und hob die Bettdecke an. Sehr große, er-schrockene Augen starrten ihn an.
    »Wir müssen hier raus!«, brüllte der Feuerwehrmann, überrascht, dass Daniel ein alter Mann war.
    Daniel blickte ihn an, als verstünde er ihn nicht. Sein Atem ging stockend, er war verängstigt.
    »Ich kann … meine … Rose … nicht finden.«
    Dem Feuerwehrmann kamen die Worte der Novizin wie-der in den Sinn. »Er wollte nicht mitkommen. Er kann seine Rose nicht finden.« Nicht zu fassen! Er verspürte Lust, diesem Trottel Verstand einzubleuen. Er riskierte hier sein Leben, um ihn zu retten, sie waren überall vom Feuer

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