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62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

Titel: 62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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her.
    Uhland war nämlich eiligst herbeigesprungen und hatte die beiden Mädchen ergriffen.
    „Drauf auf ihn!“ rief Bertram.
    Im nächsten Augenblick sauste sein Leuchter auf die Achsel des Magdalenenhändlers nieder, daß dieser den Arm sinken ließ und dann selbst zu Boden sank.
    In diesem Augenblick kam der Arzt mit der Melitta herbeigesprungen. Diese letztere sah die vier Personen zur Treppe hinabeilen.
    „Halt, halt!“ rief sie ihnen nach, doch ohne alle Hoffnung, sie aufhalten zu können.
    Aber ihre Befürchtung sollte doch nicht in Erfüllung gehen, denn gerade als die Flüchtlinge den Flur erreicht hatten, erschien am Eingange – die Wirtschafterin mit der Polizei. Der Polizeiwachtmeister hörte den Ruf, welcher von oben erschallte; er zog augenblicklich blank und hielt den vier Personen seine Klinge entgegen.
    „Halt! Wohin?“ fragte er.
    „Entfliehen!“ antwortete Fels ganz verdutzt.
    „Oh, das wollen wir uns verbitten! Nehmt doch einmal diese Kerls und Mädels an die Leine!“
    Er hatte eine Anzahl seiner Untergebenen mitgebracht, da es sich ja um einen Mord handelte. Von diesen wurden Robert und Bertram gepackt.
    Dieser letztere hatte für keinen Augenblick seine Geistesgegenwart verloren. Er sagte ruhig:
    „Herr Wachtmeister, Sie irren. Nicht wir sind es, welche Sie ergreifen müssen.“
    „So? Wer ist es denn?“
    „Die da oben!“
    „Ah! Das ist seltsam! Wollen es uns doch erst überlegen! Wer liegt dann da an der Erde?“
    „Ein Toter“, antwortete einer der Polizisten, welcher sich niedergebückt hatte, um Seidelmann zu betrachten.
    „Ein Toter? Sapperment! Ist es der, von dessen Tod uns gemeldet worden ist?“
    „Nein!“ rief die Melitta von der Treppe herab. „Der muß jetzt eben erst erschlagen worden sein.“
    „Von wem?“
    „Von mir!“ antwortete Bertram ruhig.
    „Nein, von mir!“ fiel Fels ein.
    „Du irrst! Ich war es!“
    „Nein, ich!“
    „Welch ein Fall!“ rief der Wachtmeister. „Droben ein Mord und hier auch zwei Mörder!“
    „Hier liegt noch ein Verwundeter!“ rief es von oben.
    „Wer hat ihn verwundet?“
    „Ich!“ erklärte Bertram.
    Dieses Mal war Fels still.
    „Sie auch?“ sagte der Wachtmeister. „Bindet sie, aber fest, so fest wie möglich!“
    „Sie sind unschuldig!“ rief Magda.
    „Halte den Mund, Mädchen! Wer schuldig oder unschuldig ist, das wird die Untersuchung zeigen. Schafft diese vier hinauf! Einer bleibt hier an der Tür, um Wache zu halten!“
    Dieser Befehl wurde augenblicklich ausgeführt. Droben kniete Doktor Zander bei Uhland, um dessen Verletzung zu untersuchen; daher hatte er kein Auge für die Personen, welche jetzt an ihm vorüberschritten.
    „Fräulein Melitta“, fragte der Wachtmeister, „gibt es hier oben ein Zimmer, um die vier Flüchtlinge unterzubringen?“
    „Ja. Aber die Fenster sind nicht vergittert.“
    „Das schadet nichts. Ich stelle einen Wächter mit hinein.“
    Fels, Bertram, Marie und Magda wurden eingeschlossen, ohne sich zu weigern.
    „Das ist hartnäckiges Gesindel“, meinte der Wachtmeister. „Andere pflegen wenigstens gute Worte zu geben.“
    Er begab sich nun zu dem Arzt und fragte:
    „Was fehlt diesem Manne?“
    „Das Schlüsselbein ist ihm entzweigeschlagen worden.“
    „Sapperment! Das sind verwegene Subjekte! Und was ist's mit dem, der da unten liegt?“
    „Werde ihn untersuchen!“
    Während dies geschah, schüttelte der Arzt besorgt den Kopf.
    „Nun?“ drängte der Wachtmeister.
    „Er lebt noch.“
    „Also nicht tot?“
    „Nein.“
    „Wird er wieder erwachen?“
    „Das ist zweifelhaft. Er hat, wie mir scheint, mit einem stumpfen Instrument zwei Schläge an den Kopf erhalten und ist infolgedessen von oben herabgestürzt. Es ist wahrscheinlich, daß er auch innerliche Verletzungen davongetragen hat.“
    „Welch ein eklatanter Fall! Und der erste Ermordete ist wirklich tot?“
    „Ja.“
    „Der Mörder ist entkommen?“
    „Bis jetzt ja.“
    „Na, ich habe sofort nach dem Herrn Staatsanwalt geschickt. Er wird mit dem Gerichtsarzt kommen. Dann wird das Nötige verfügt werden.“ –
    Nur eine Viertelstunde später kam der Extrazug an, welcher den Fürsten von Befour nach Rollenburg brachte. Auch er ließ sich am Bahnhof das Adreßbuch geben und begab sich dann gleich in die betreffende Straße.
    Dort stand einer der besseren Gasthöfe der Stadt. Als der Fürst auf der anderen Seite der Straße an demselben vorüberpassieren wollte, bemerkte er zwei Männer, welche am

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