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62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

Titel: 62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wird.“
    „Wer ist das?“
    „Ein Arzt, Doktor Zander, welchem ich von meiner Heimat her bekannt bin.“
    „Ich kann und will Sie natürlich zu nichts zwingen. Wir können das auch dann besprechen, wenn wir das Haus hinter uns haben.“
    „Ja. Nur erst hinaus!“ meinte Fels.
    „Wenn nur dieser Kerl, der Hausknecht, oder was er ist, nicht unten im Flur stände!“
    „Wenn es not tut, werfen wir ihn über den Haufen!“
    „Um Gottes willen, begeben Sie sich in keine Gefahr!“ bat Magda.
    „Ich sehe da keine Gefahr. Man versetzt ihm einen ganz unerwarteten Hieb und eilt zur Tür hinaus. Draußen mögen sie dann kommen!“
    „So ist's richtig!“ sagte Fels. „Hier stehen zwei Leuchter. Nehmen wir die Lichter heraus, dann geben sie recht gute Waffen ab. Ein Hieb mit solch einem Leuchter ist gar nicht übel!“
    „Hoffentlich aber gelingt es uns, ohne Gewalttat zu entkommen. Horchen wir!“
    Er öffnete die Tür und schob sie leise ein Stück hinüber. Es stand kein Mensch draußen, von unten aber hörte man leise Stimmen. Fels war an seine Seite getreten und lauschte mit ihm.
    „Ob es jetzt passen mag!“ flüsterte er.
    „Wohl nicht. Horch!“
    Man hörte laute, zankende Stimmen. Es waren lauter männliche. Worte waren aber nicht zu verstehen.
    „Ein Streit“, sagte Robert. „Da können wir noch nicht fort; es gibt zuviel Bewegung da unten.“
    Sie warteten. Nach einiger Zeit hörten sie vielfache Schritte, welche sich entfernten. Es waren die Offiziere, welche gingen. Dann begann ein eigentümliches Hin- und Herhuschen und ein geheimnisvolles Flüstern, bis wieder zwei Schritte hörbar wurden; ein lauter und ein leiser. Die Wirtschafterin hatte den Arzt geholt. Der leise Schritt war der ihrige.
    Nun trat eine längere Stille ein.
    „Jetzt vielleicht?“ meinte Fels.
    „Ich will mal nachsehen“, antwortete Bertram.
    „Aber vorsichtig!“
    „Versteht sich!“
    Er schlich zur Treppe hinab und gelangte auf den Korridor der ersten Etage. Kein Mensch war da zu sehen, denn die Melitta befand sich mit der Wirtschafterin bei dem Arzt, und die Mädchen der Etage sahen und hörten diesem letzteren zu.
    Dadurch wurde Bertram unternehmender gemacht. Er ging auch noch ein Stück die Treppe hinab, so daß er den Hausflur zu überblicken vermochte. Es befand sich kein Mensch daselbst, und die Haustür stand offen. Die Wirtschafterin hatte in ihrer Erregung oder Bestürzung vergessen, sie zu verschließen, als sie nach der Polizei gegangen war.
    Ebenso vorsichtig, wie er herabgestiegen war, kehrte Bertram nach oben zurück.
    „Nun?“ fragte Fels gespannt.
    „Der Weg ist frei.“
    „Ah! Der Wächter?“
    „Ist nicht zu sehen.“
    „Aber die Haustür?“
    „Steht weit offen.“
    „Dann fort. Ich habe die Leuchter. Hier hast du einen. Wer uns hindern will, wird niedergeschlagen.“
    „Wer soll voran?“
    „Die Mädchen.“
    „Gut! Also vorwärts, aber leise!“
    Magda mit Marie stiegen voran; die beiden Jünglinge folgten, jeder mit einem der schweren, massiven Metalleuchter bewaffnet. Eben wollten sie über den Korridor huschen, um die untere Treppe zu gewinnen, als von da unten laute, rasche Schritte erschallten, welche die Treppe emporkamen.
    Zu gleicher Zeit öffnete sich hinten in dem schmalen Seiteneingang eine Tür. Dort hatte nämlich bisher Uhland gesteckt, ohne seine Gegenwart zu verraten. Er wollte es vermeiden, als Zeuge dienen zu müssen. Darum hatte er den jetzigen Augenblick abgewartet, um sich unbemerkt zu entfernen.
    Bertram erblickte ihn. Sich wieder gegen die Treppe wendend, sah er – Herrn August Seidelmann, den frommen Schuster, welcher soeben angekommen war, um die Melitta vor Petermann zu warnen.
    Alle die Genannten standen einige Augenblicke wortlos vor Überraschung. Seidelmann sammelte sich am schnellsten. Er erkannte Bertram, seine Schwester und Fels; er sah ein, daß er sie zurückhalten müsse.
    „Halt! Wohin?“ fragte er.
    „Das geht dich nichts an!“ antwortete Fels.
    „Oho! Leuchter gestohlen, wie ich sehe! Solche Diebe läßt man nicht entkommen.“
    „Solche Schufte, wie du bist, auch nicht! Hier Bursche, hast du eins! Vorwärts nun!“
    Er holte mit dem Leuchter aus und Bertram zu gleicher Zeit. Das hatte der Schuster nicht vermutet. Von einem einzigen gewaltigen Hieb getroffen, taumelte er zurück, verlor den Halt und stürzte über das Treppengeländer hinweg und hinunter in den Flur.
    „Rasch nach!“ gebot Fels.
    „Halt! Halt!“ ertönte es hinter ihm

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