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62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

Titel: 62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hellerleuchteten Tor standen und im Begriff zu sein schienen, voneinander Abschied zu nehmen.
    „Gute Nacht, Herr Petermann!“ sagte der eine. „Also auf mich können Sie sich verlassen. Ich weigere mich nicht, für Sie zu zeugen.“
    „Gute Nacht, Her Leutnant!“ antwortete der andere. „Ich habe keine Sorge. Hoffentlich ist's nur Bewußtlosigkeit, und der Hausdiener erwacht wieder zum Leben.“
    Der eine entfernte sich und der andere verschwand im Flur des Gasthauses. Der Fürst hatte die Worte deutlich vernommen, dachte aber nicht, daß sie so wertvoll für ihn werden würden.
    Als er das Haus der Melitta erreichte, war die Tür verschlossen. Eine zahlreiche Menschenmenge befand sich in der Nähe. Dies ängstigte ihn. Er drängte sich hindurch und zog die Glocke. Man schloß auf, öffnete eine kleine Lücke und fragte durch dieselbe: „Wer ist draußen?“
    „Ein Fremder, welcher um Einlaß bittet.“
    „Machen Sie sich fort! Hier gibt's heute nichts für Sie!“
    Bei diesen Worten wurde die Türe wieder verschlossen. Die in der Nähe Befindlichen hatten die Worte gehört und stießen ein lautes Gelächter aus. Sie hielten den Fürsten für einen Menschen, welcher seines Vergnügens wegen Einlaß begehre. Er zog also sofort wieder die Klingel.
    „Wer ist draußen!“ fragte es zum zweiten Male.
    „Aufmachen!“ befahl er.
    „Nicht eher, als bis ich weiß, wer da ist!“
    „Polizei.“
    „Das ist etwas anderes.“
    Jetzt wurde die Türe so weit geöffnet, daß der Fürst eintreten konnte. Der Posten sah ihn an und sagte:
    „Donnerwetter! Sie sagten, Sie wären Polizist?“
    „Ja.“
    „Sind aber jedenfalls keiner?“
    „Nein.“
    „Dann dürfen Sie nicht herein! Entfernen Sie sich!“
    Da klopfte der Fürst dem Mann auf die Achsel und sagte lächelnd:
    „Nicht so hitzig, mein Lieber! Man pflegt den Menschen nach seinem Stand oder Wert zu behandeln. Und zudem glaube ich, daß meine Gegenwart hier ebensogut vonnöten ist wie die Ihrige. Ich sah draußen Leute stehen. Was ist hier passiert?“
    „Zwei Mordtaten und ein Schlüsselbeinbruch.“
    „O weh! Wer sind die Ermordeten?“
    „Der Hausdiener und ein gewisser Seidelmann.“
    „Und wer sind die Mörder?“
    „Herr, ich weiß nicht, ob ich Ihnen dienen darf. Droben ist die Untersuchung noch im Gange.“
    „Sie dürfen sprechen. Ich bin der Fürst von Befour.“
    Der Polizist machte sein Honneur und sagte:
    „Aufzuwarten, Durchlaucht! Ich stehe zu Diensten!“
    „Wer sind die Mörder?“
    „Zwei junge Burschen, welche zwei Dirnen von hier entführen wollten.“
    „Kennen Sie die Namen der beiden?“
    „Nein.“
    „Wer führt die Untersuchung?“
    „Der Herr Staatsanwalt befindet sich in Begleitung eines Assessors und des Gerichtsarztes oben. Die Zeugen sind dabei.“
    „Danke!“
    Er stieg die Treppe empor, ohne um die Erlaubnis zu fragen. Droben im Korridor standen einige Mädchen.
    „Wo befindet sich der Herr Staatsanwalt?“ fragte er.
    Sie deuteten nach der Türe des Salons. Der Fürst trat ein. Da lag die Leiche des Hausdieners, der fromme Schuster und auch der Magdalenenhändler. Bei dem letzteren waren der Gerichtsarzt und Doktor Zander beschäftigt, ihm einen Verband anzulegen. An einem Tisch saß der Staatsanwalt mit dem Assessor. Er stand gerade im Begriffe, die Melitta zu verhören.
    „Wer sind Sie?“ fragte er den Fürsten barsch. „Wer hat Sie hereingelassen?“
    „Ich habe befohlen, zu öffnen. Ich bin der Fürst von Befour.“
    Die Herren erhoben sich und verbeugten sich. Der Staatsanwalt sagte dann in gemessenem Ton:
    „Durchlaucht, ich erkenne gern Ihren hohen Rang an, darf aber trotzdem nicht dulden, daß meine Untergebenen Befehle von Ihnen annehmen!“
    „Schön! Aber sehen Sie hier!“
    Er reichte ihm die von dem Minister ausgestellte Karte hin. Der Anwalt las sie, machte die tiefste Verbeugung seines Lebens und sagte:
    „Entschuldigung! Das konnte ich allerdings nicht wissen!“
    „Ich berücksichtige das sehr wohl. Sie werden mir einige Fragen gestatten. Wer hat diesen Mann hier erschlagen?“
    „Ein gewisser Petermann.“
    „Und den anderen hier?“
    „Zwei halbe Knaben, welche sich hier in Gewahrsam befinden.“
    „Wie heißen sie?“
    „Bertram und Fels.“
    „Haben sie gestanden?“
    „Ja.“
    „Ah! Weshalb töteten sie ihn?“
    „Um zwei Mädchen von hierzu entführen. Er stellte sich ihnen entgegen.“
    „So, so!“
    „Übrigens ist er noch nicht tot. Aber Bertram schlug auch diesem

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