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62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

Titel: 62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ausbrechen. Jetzt fort. Das weitere wird sich finden!“
    Der Wächter war kaum hinaus, so kehrte Seidelmann zurück.
    „Ist Ihr Sohn direkt nach dem Haingrund?“ fragte der Baron.
    „Ja. Seine Leute sind punkt zwei Uhr bestellt.“
    „So scheint es, daß wir noch Zeit haben. Vorwärts!“
    Sie stiegen über den Zaun und schlichen dem Wald zu, aber sorgfältig die Richtung vermeidend, in welcher Grenzer und Gendarme zu vermuten waren. –
    Arndt und der alte Förster hatten ihre beiden Pferde angestrengt. Sie erreichten das Städtchen punkt zwölf Uhr, gaben den Schlitten nebst den Pferden an den Besitzer zurück und gingen dann zu Fuß nach dem Forsthaus.
    Dort wurden sie bereits erwartet. Der Staatsanwalt befand sich da und hatte einen Grenzoffizier und den Obergendarm mitgebracht. Diese beiden letzteren betrachteten Arndt mit großer Aufmerksamkeit, weil sie erfahren hatten, daß er der Fürst des Elends sei.
    Mutter Barbara hatte geheizt, daß der Ofen glühte, und für den seltenen Besuch ein Mahl aufgetragen.
    „Endlich!“ sagte sie. „Wir dachten bereits, daß ihr gar nicht kommen würdet.“
    „Und da wurdest du eifersüchtig?“ scherzte er.
    „Auf wen denn?“
    „Ha, auf die Helfensteiner Mädels.“
    „Pah. Dich alten Knaster guckt doch keine mehr an!“
    „Oho! Denkst du etwa, daß ich heute keine Rolle dort gespielt habe? Eine sehr große Rolle!“
    „Du jedenfalls nicht, Alter!“
    „Hopp, hopp. Wir hatten eine Exhumierung!“
    Da war das Wort heraus. Der gute Alte hatte nicht gedacht, daß es dem Vetter Arndt wohl lieber sei, wenn von dieser Angelegenheit gar nicht gesprochen würde.
    Der Staatsanwalt stutzte auch sofort und fragte:
    „Eine Exhumierung? Höre ich recht? Eine Leiche ist ausgegraben worden, Herr Förster?“
    „Jawohl!“
    „Auf wessen Antrag?“
    „Der da war es.“
    Er deutete dabei auf Arndt. Dieser wehrte mit der Hand ab und sagte:
    „Bitte, jetzt nicht hiervon. Später findet sich wohl auch Gelegenheit dazu. Ich habe Hunger. Lassen Sie uns zulangen und dabei das Naheliegende besprechen. Darf ich erfahren, welche Vorbereitungen Sie getroffen haben, Herr Staatsanwalt?“
    „Gewiß. Ich habe sechzig Mann mit.“
    „Wo?“
    „Hier hinter dem Haus im Gebüsch.“
    „Ah, Sie haben noch keinen detachiert?“
    „Nein. Ich erzählte dem Herrn Obergendarm von Ihnen, und er gab mir den guten Rat, nichts zu unternehmen, bevor ich nicht mit Ihnen gesprochen hätte.“
    Arndt nickte dem Obergendarm dankbar zu und antwortete:
    „Sehr verbunden. Es ist mir lieb, daß Sie diesem Rat Folge geleistet haben. Es ist mir nämlich während unserer Heimfahrt ein Gedanke gekommen, dessen Ausführung mir sehr vorteilhaft zu sein scheint. Ihre Mannschaften sind bewaffnet?“
    „Ja, natürlich.“
    „Die Pascher jedenfalls auch?“
    „Es läßt sich das wenigstens erwarten.“
    „Ich hoffe dennoch, daß wir alle ohne Blutvergießen in die Hände bekommen werden.“
    „Oho! Das wäre ein Wunder!“
    „Wie man es anfängt! Locken wir sie in eine Falle!“
    „Das wird sehr schwer halten.“
    „Vielleicht leichter, als Sie denken. Ist Ihnen hier die rote Mühle bekannt?“
    „Gewiß. Soll diese etwa die Falle sein?“
    „Ja, allerdings.“
    Da machte der alte Förster eine Bewegung des Schrecks und sagte:
    „Was fällt Ihnen ein, Vetter! Wollen Sie den guten Wilhelmi in Verlegenheit bringen?“
    „Nein, sondern zu einer Belohnung will ich ihm verhelfen.“
    „Wieso?“
    „Weil er mein Verbündeter ist.“
    „Sapperment! Der? Davon habe ich ja gar nichts gewußt. Hast du es gewußt, Bärbchen?“
    „Kein Wort!“
    „Man braucht nicht alles mitzuteilen, selbst einem Vetter nicht“, lachte Arndt. „Ich habe dem Musterzeichner und seinem Bruder sehr viel zu verdanken. Sie haben mich auf die Spur gebracht.“
    „Auch dem Musterzeichner?“
    „Ja. Der Waldkönig ist bei beiden gewesen.“
    Das interessierte den Staatsanwalt natürlich am meisten. Er griff sogleich in das Gespräch ein, indem er fragte:
    „Was hat er bei diesen beiden gewollt?“
    „Den Musterzeichner hat er als Briefträger engagiert. Dieser hat so getan, als ob er bereit sei, mir aber Mitteilung davon gemacht.“
    „Warum dem Gericht nicht?“
    „Weil er glaubte, durch mich dasselbe zu erreichen, und weil es erst in voriger Nacht geschehen ist. Ich bat ihn, zu schweigen.“
    „Schön! Und sein Bruder, der Müller?“
    „Sollte dem Waldkönig seinen Keller vermieten.“
    „Donnerwetter!“ stieß der

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